Puchheim:Grünen-Kandidatin fordert mehr Geld für die Bundeswehr

Lesezeit: 2 Min.

Grünen-Kandidatin Britta Jacob gibt sich kämpferisch. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit einem Neujahrsempfang in Puchheim startet die Partei in die Wochen des Wahlkampfs im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Grünen begrüßen ihre Gäste zum Neujahrsempfang vor dem Puchheimer Kulturzentrum (Puc) mit ihrem unverwechselbaren Mobilitätsangebot der Partei, parkt doch vor der Tür ein grün dekoriertes Lastenfahrrad. Drinnen wiegt Katharina Schulze, die grüne Spitzenfrau im bayerischen Landtag, ihr Baby vor dem Bauch hin und her, als Rainer Husmann, der Co-Sprecher der Grünen im Landkreis Fürstenfeldbruck, den Neujahrsempfang eröffnet. Mit den Worten „sie ist nahbar und kampfeslustig“, übergibt Husmann das Mikrofon sehr schnell an Britta Jacob, die Direktkandidatin der Grünen für den Bundestagswahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau. 

Natürlich nutzen die Grünen diesen Tag, um Jacob auch im Brucker Landkreis bekannt zu machen. Die 44-jährige gelernte Kulturwirtin betreibt ihre Kandidatur im Wahlkreis von Berlin aus. „Meine Wurzeln liegen in Bayern, meine politische Heimat in Berlin“, schreibt Jacob in ihrem Flyer, der auf den Tischen im Puc ausliegt. Drei Jahre lang wohnte die gebürtige Niederbayerin von 2015 bis 2018 in Markt Indersdorf im Dachauer Landkreis. 15 Jahre lang war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Grünen-Bundestagsfraktion in Berlin; später zudem persönliche Referentin von Außenministerin Annalena Baerbock und sicherheitspolitische Beraterin für Robert Habeck. Aktuell sei sie „Senior Managerin für Geopolitik in einem Großkonzern“, schreibt sie weiter.

In ihrer Rede attackiert sie zunächst Elon Musk, der die Internetplattform X betreibt und dort zur Wahl der AfD aufruft. „Der mischt sich in unseren Wahlkampf ein, um unsere liberale Demokratie zu destabilisieren“, ruft sie in den Saal. Auf direkte Nachfrage der SZ, ob sie selbst auf X publiziert, antwortet Jacob mit „Ja“, um dann nachzulegen: „Ich überlege ernsthaft X zu verlassen.“ 

Die grüne Kandidatin wirbt auf ihren Plakaten im Puc mit den Slogans „Sicherheit, Freiheit und Wohlstand“. Klimaschutz steht da nicht drauf. „Der ist überall drin“, sagt Jacob zur SZ. In ihrem weiteren Vortrag orientiert sie sich an den Begriffen „Zuversicht, Mut und Aufrichtigkeit“. Mutig sagt sie dann sofort: „Weil die Probleme riesig sind, braucht es die Grünen als einzige Kraft.“ Zur Zuversicht formuliert Jacob allgemein: „Wir müssen daran glauben, dass das Morgen besser sein kann als das Gestern.“

Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, ist aus der Elternzeit zurück und hat zum Neujahrsempfang in Puchheim ihr Baby mitgebracht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Markus Söder, „König Markus“, bezeichnet Jacob als „besonderes Exemplar“, der sich an Heiligabend wohl selber gerne in die Krippe gelegt hätte. „Söder ist nicht bündnisfähig und hat jegliches Vertrauen verspielt“, so die grüne Bundestagskandidatin, „und Aiwanger ist eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Bayern.“ Söder und die CSU hätten auch die Tragweite der Bedrohung Deutschlands nicht erkannt. „Wir müssen sehr viel Geld für die Bundeswehr in die Hand nehmen“, fordert Jacob in ihrer Rede. Im Gespräch mit der SZ unterstützt sie die Forderung von Habeck, zukünftig 3,5 Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts für die Bundeswehr auszugeben: „Da stehe ich voll und ganz dahinter.“ 3,5 Prozent wären etwa 157 Milliarden Euro pro Jahr, also hundert Milliarden mehr als momentan und würden ein Drittel des gesamten Bundeshalts ausmachen. „Dafür müssen wir die Schuldenbremse reformieren und Kredite aufnehmen“, so Jacob.

„Robert Habeck ist gut, der hat eine Idee“, schwärmt Katharina Schulze

Auch die Eindämmung von China hat Jacob im Visier. „China bereitet die Annexion von Taiwan vor“ und betreibe unfairen Wettbewerb. „Wir müssen uns unabhängiger von China machen und uns neue Wirtschaftspartner suchen“, bekräftigt sie weiter und wirbt für „Investitionsprämien für die Wirtschaft“ und für Milliarden-Subventionen bei der Ansiedlung internationaler Tech-Konzerne. Auch ein Deutschlandfonds für die Infrastruktur und die Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus hält sie für richtig. Zur Finanzierung all dieser Forderungen äußert sich Jacob nicht.

Die Messlatte für sie im Wahlkreis liegt hoch. Bei der vergangenen Wahl holte Beate Walter-Rosenheimer aus Germering immerhin 15,9 Prozent der Zweitstimmen für die Grünen. Katharina Schulze beschließt den Neujahrsempfang mit einem verbalen Ritt durch die politische Landschaft und verkündet noch die Botschaft: „Robert Habeck ist gut, der hat eine Idee.“

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