Großprojekt zieht Probleme nach sich:Der Verkehr steigt deutlich an

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Ein Gutachter sagt voraus, dass das neue Gymnasium in Karlsfeld die umliegenden Straßen stark belasten wird. Wegen der Hochwassergefahr muss eine neue Retensionsfläche geschaffen werden

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Obwohl viele froh sind, bald ein Gymnasium vor der Tür zu haben, gab es bei einer Informationsveranstaltung im Mai heftigen Gegenwind für das Projekt. Vor allem die Anwohner klagten über den "Riesenklotz", der sich künftig vor ihrem Garten auftürmen wird und alles verschatte. Auch der zunehmende Verkehr durch Elterntaxis, Busse und Schüler bereitete vielen Karlsfeldern Sorgen. "Das wird ein Monsterverkehr", prophezeite ein Anwohner. Besonders wenn alle zur gleichen Zeit dort eintreffen. Die Beschwichtigungen und Erklärungen des Verkehrsexperten richteten da wenig aus. Die Gemeinde ließ nun neue Gutachten erstellen und justierte die Pläne nach. "Ich hoffe, wir sind jetzt auf der Zielgeraden", merkte Franz Trinkl (SPD) am Mittwoch im Bauausschuss an.

"Der Verkehr ist nicht jeden Tag gleich", sagte Christoph Hessel vom Büro Gevas. "Der Rückstau ist mal da, mal nicht." Aber es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Situation auf den Straßen, vor allem der Bayernwerkstraße, durch das Gymnasium nicht besser wird. Der Experte empfahl den Karlsfelder Kommunalpolitikern am Mittwoch, ein Gesamtverkehrskonzept erstellen zu lassen und zwar gemeinsam mit der Stadt München. Seiner Ansicht nach liegt das Hauptproblem für die Überbelastung der Route Richtung Norden nämlich auf Münchner Flur.

Nachdem Hessel im Mai viel Kritik einstecken musste, weil er bei seinen Berechnungen Zahlen von 2012 herangezogen hatte, ließ er an einem Schultag im September erneut eine Verkehrszählung auf allen Trassen rund um das geplante Gymnasium machen. Die Prognose "starke Zunahme des Verkehrs" bleibt jedoch. Derzeit fahren offenbar täglich 5900 Fahrzeuge am S-Bahnhalt Karlsfeld vorbei. Weiter nördlich nimmt der Verkehr sogar noch zu. Hessel sprach von bis 6 700 Kfz. Auf Münchner Flur, der Otto-Warburg-Straße, sind es sogar 14 000. Mit dem Bau des Gymnasiums, der Sporthalle sowie den beiden Kitas wird der Verkehr um etwa 2100 Fahrzeuge pro Tag in Richtung Norden steigen, so der Ingenieur. Damit würde die Belastung der Bayernwerkstraße künftig täglich zwischen 7700 und 9500 Kfz liegen. Im Einzelnen geht der Gutachter davon aus, dass jede Kita pro Tag 400 Fahrten nach sich zieht, weil die Eltern ihre Kinder bringen und holen. Beim Gymnasium rechnet er mit etwa 1000 Fahrten.

Durch den Ausbau der mittleren oder nördlichen Bayernwerkstraße könne man den Rückstau nicht verhindern, resümierte Hessel. Das Hauptproblem liege vielmehr an der Kreuzung Eversbusch-/Eisolzrieder Straße. Als Lösung schlägt der Experte einen Kreisverkehr mit Bypass in Süd-Nord-Richtung vor, um den Verkehr im Fluss zu halten.

Außerdem empfiehlt der Ingenieur einen Mini-Kreisverkehr statt der Kreuzung Bayernwerk-/Eversbusch-/Zugspitzstraße und Föhrenweg. Auf diese Weise könnten die Autofahrer an den Schulen und der Bahn nicht mehr so leicht wenden und den Verkehr dadurch blockieren. Um einen Schleichweg über den Lärchenweg zu verhindern, könnte man einen Klapppfosten anbringen. Auf diese Weise wären die Anwohner vor allzu viel Verkehr vor ihrer Haustür geschützt. Und für die Radler wäre dies ein relativ sicherer Weg zur Schule. "Man kann das Problem in den Griff bekommen", sagte Hessel zusammenfassend. Bürgermeister Stefan Kolbe will nun mit der Stadt München ins Gespräch kommen. Zugunsten der nördlichen Anwohner hat Planer Werner Diehm nun den Abstand zur Schule vergrößert: Nach einem acht Meter breiten Grünstreifen soll ein Fuß- und Radweg angelegt werden, dann wieder Grün. So würde die Bebauung erst nach 13 Metern beginnen. Außerdem ist nun eine stufenartige Erhöhung der Gebäude vorgesehen, beginnend bei neun Metern Wandhöhe bis zum Maximum von 16,50 Metern - so hoch muss die Turnhalle werden.

Auch in Sachen Hochwasser müssen die Architekten, die am Wettbewerb des Landkreises teilnehmen wollen, einiges beachten. So werden im Bebauungsplan Schneisen eingezeichnet sein, die nicht bebaut werden dürfen, um den Abfluss des Wassers nicht zu behindern. Bei anderen Flächen ist zumindest Vorsicht geboten. Derzeit ist das Areal eine Retensionsfläche. Fällt diese weg, muss laut Matthias Bauer vom Ingenieurbüro Mayr eine neue geschaffen werden, damit das Wasser im Ernstfall nicht in der Nachbarschaft ansteigt. Der Experte schlägt eine Fläche bei der Unterführung an der Bayernwerkstraße vor, die so abgegraben werden soll, dass ein Becken von 1000 Kubikmetern entsteht. Dazu wäre voraussichtlich ein Areal von 4200 Quadratmetern nötig.

Die Klagen von Anwohnern über den zu erwartenden Lärm hat die Gemeinde ernst genommen. Man plant nun im Südosten des Grundstücks eine 46 Meter lange und 3,50 Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten. Der so geänderte Entwurf für den Bebauungsplan wird demnächst erneut ausgelegt. Wer Einwände hat, kann sie dann geltend machen.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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