Großprojekt mit Hindernissen:Schwierige Zusammenarbeit

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Das Bahnhofsgelände soll umgebaut werden. Wie es einmal aussehen wird, darüber gehen die Meinungen zwischen Stadt und Bahn auseinander. (Foto: Toni Heigl)

Beim Umbau des Dachauer Bahnhofs gehen die Interessen auseinander. Die Stadt plant einen großen Busparkplatz für alle Linien, die Bahn will das Gelände vor allem wirtschaftlich nutzen

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es ist nicht so einfach, mit der Deutschen Bahn zusammen einen Bahnhof aus- und umzubauen. Wie die Stadt Dachau erleben muss, hat die Bahn ganz andere Vorstellungen und Ansprüche an einen Bahnhof als die Stadt. Folgt man den Darstellungen von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), sieht sich die Stadt deutlich mehr als Dienstleister und Versorger ihrer Stadt als die Bahn, von der man das naturgemäß erwarten müsste. Die Stadt möchte auf der Westseite des Bahnhofs einen großen Busbahnhof mit etwa 26 Stellplätzen schaffen - für alle Buslinien, egal ob städtisch, landkreisweit oder darüber hinaus. "Wir wollen einfache Wege", erklärt Hartmann. Besucher sollen nicht lange überlegen müssen, in welcher Richtung sie ihren Bus finden. Der Bahn, so befindet Hartmann, nutze so ein Busbahnhof, weil ihr damit die Kunden zugeführt werden.

Die Bahn aber hat andere Interessen. Ihr geht es um die Wirtschaftlichkeit. Die lässt sich nach Ansicht des Beförderungsbetriebes am ehesten mit Ladenflächen erreichen. Diese wiederum will die Stadt nur sehr begrenzt, weil sie nicht den Händlern etwa an der Münchner Straße das Geschäft verderben will. Um ihre Position zu untermauern, hat die Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses soll feststellen, wie viel und welchen Einzelhandel das Bahnhofsgelände verträgt. Berücksichtigt werden Einwohnerwachstum und die Entwicklung von Augustenfeld und dem MD-Gelände. Der Umgriff des Geländes, das überplant werden soll, reicht von der Post über die Frühlingstraße an den Gleisen entlang bis zur Schleißheimer Straße.

Weiterhin drängt die Stadt darauf, eine Grundlagenvereinbarung mit der Bahn zu schließen. Erst dann nämlich könne der städtebauliche Wettbewerb ausgelobt und begonnen werden. Allerdings, erklärt Hartmann in der Sitzung des Bauausschusses den Stadträten, habe der Bahnhof Dachau bei der Bahn keine besondere Priorität. Gar kein Interesse bestehe auf deren Seite schließlich an einem zentralen Omnibusbahnhof. Optimistisch will die Stadt nun bis zur Sommerpause sowohl das Einzelhandelsgutachten vorliegen haben als auch die Gespräche zur Grundlagenvereinbarung zum Ende bringen. Es gebe noch die Möglichkeit, einen städtebaulichen Wettbewerb ohne die Bahn vorzubereiten, um diese in Zugzwang zu bringen, erklärt Bauamtsleiter Michael Simon. Noch aber hofft die Stadt auf Kooperation.

Die Debatte um den Bahnhof beschäftigt die Stadträte bereits seit April 2013. Zunächst verhandelte die Stadt mit der Bahn um die Ausschreibung des städtebaulichen Wettbewerbs, an dessen Finanzierung sich die Bahn nicht beteiligen will. In diesem soll auch entschieden werden, ob das historische Bahnhofsgebäude erhalten wird. Die Bezirksregierung hatte darauf bestanden und daran die finanzielle Förderung des Vorhabens geknüpft. Doch die Stadt will sich alle Möglichkeiten offenhalten und verzichtet bewusst auf diesen Zuschuss. Insgesamt ist das Gelände etwa 37 000 Quadratmeter groß. Ein Teilstück an der Post gehört der Stadt, die restlichen Flächen gehören verschiedenen Tochtergesellschaften der Bahn. Diese stellt sich auf insgesamt 4200 Quadratmetern Verkaufsfläche einen Supermarkt, eine Drogerie und Bekleidungsgeschäfte vor. Außerdem Dienstleister wie Friseur, Blumenladen oder Cafés. Nach der Befragung der Bürger im vergangenen Sommer möchte die Stadt aber höchstens einen kleineren Supermarkt für den täglichen Bedarf zulassen. Ziel ist es auch, über die Reisenden hinaus keinen zusätzlichen Verkehr an den Bahnhof zu ziehen. Die Stadtbusse sollen weiterhin auf dem Bahnhofsvorplatz halten, die Regionalbusse dort, wo heute der Schienenersatzverkehr abfährt.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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