Großprojekt in Indersdorf:Wohnzimmeratmosphäre oder Lichterkitsch

Bis 2021 soll die Neugestaltung des Indersdorfer Marktplatzes mit Granitpflaster, Sitzinseln, Brunnen und Skulpturen fertig sein. Mehr als 100 Bürger wollen eine Bodenbeleuchtung, aber der Gemeinderat lehnt sie mehrheitlich als "Lichterkitsch" ab

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Granitpflaster, Sitzinseln, ein Brunnen und zwei Skulpturen - die Optik des neuen Indersdorfer Marktplatzes steht inzwischen fest. Bei der Gestaltung haben die Bürger mitreden können. Jetzt liegt auch der Zeitplan für das Großprojekt vor. Der Bau beginnt im März des nächsten Jahres und dauert voraussichtlich bis zum Frühjahr 2021. Sechs Bauphasen sind dafür vorgesehen. Während der Arbeiten ist der Verkehr auf der Dachauer Straße teilweise eingeschränkt. Der Marktplatz soll während der Bauarbeiten mit dem Auto aber immer erreichbar sein.

Weil der Marktplatz ein Jahr lang zum Nadelöhr wird, verlagert sich der Verkehr auf andere Straßen. Für den Schwerverkehr ist der Marktplatz in dieser Zeit gesperrt. Große Lastwagen können nur über die Wöhrer- und die Freisinger Straße fahren. Straßenbauingenieur Olaf Schellenberger stellte den Zeitplan für den Umbau im Gemeinderat vor. In der ersten Bauphase vom 16. März bis zum 24. Juli 2020 werden die Wasserleitung und die südliche Einfassung des Platzes verlegt. Außerdem beginnt die Herstellung der Platzbeläge. Die Bauarbeiten finden zwischen Rathaus und Eisdiele statt. Der Verkehr auf der Dachauer Straße ist nicht eingeschränkt, die Marktgasse wird zur Einbahnstraße in Richtung Marktplatz.

Marktplatz

Die Ortsmitte soll neu gestaltet werden, in sechs Bauphasen bis voraussichtlich Frühjahr 2021. Wie der Marktplatz genau aussehen soll, darüber konnten auch die Bürger bestimmen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

In Bauphase zwei vom 27. Juli bis 7. August 2020 gilt erstmals die Einbahnregelung auf der Dachauer Straße von der Sparkasse in Richtung Rathaus. Die Marktgasse ist komplett gesperrt, ebenso die Zufahrt von der Freisinger Straße. Der Verkehr wird über die Kreisstraßen umgeleitet. Auf der Dachauer Straße wird eine Seite der neuen Fahrbahn hergestellt. In der dritten Phase vom 10. bis 21. August nächsten Jahres wird die andere Fahrbahnseite gebaut. Die Einbahnregelung auf der Dachauer Straße bleibt bestehen, die Marktgasse ist für den Verkehr wieder frei. Der Angerweg ist in dieser Zeit gesperrt.

In Bauphase vier vom 24. August bis 7. September 2020 wird der Kreuzungsbereich Freisinger-/Wöhrer Straße gesperrt. Die Dachauer Straße kann in beiden Richtungen befahren werden. Die Herstellung der Pflasterflächen beginnt in Bauphase fünf (8. September bis 4. Dezember 2020). Außer dem Angerweg sind alle Zufahrten zum Marktplatz frei. In Bauphase sechs vom 30. Oktober bis 11. November nächsten Jahres ist die Dachauer Straße an einem Wochenende in den Herbstferien komplett gesperrt. Dann wird die Asphaltdecke aufgetragen. Im Frühjahr 2021 ist der neue Marktplatz dann voraussichtlich fertiggestellt.

rathaus indersdorf

Das Rathaus am Marktplatz der Marktgemeinde Indersdorf im Jahr 1915.

(Foto: Privat)

Eine kontroverse Debatte löste noch einmal das Thema Beleuchtung des Marktplatzes im Gemeinderat aus. Dieser hatte sich bereits gegen eine atmosphärische Beleuchtung entschieden. In einem Antrag setzen sich 120 Bürger für eine Bodenbeleuchtung der Sitzinseln ein. Sie sei nicht kitschig und es entstehe dadurch auch keine Luftverschmutzung, weil das LED-Licht kaum Insekten anziehe, sagte Gemeinderat Hubert Böck (SPD). "Der Lichteffekt macht den Marktplatz wohnlich." Parteifreundin Anita Engelbrecht sprang ihm bei: "Das würde wirklich toll ausschauen."

Helmut Ebert (Freie Wähler) erinnerte daran, dass sich der Gemeinderat bereits gegen diese Lösung entschieden habe. Nun die Bürger zu beteiligen hält Simon Reichlmair (CSU) für falsch. "Die Lichtgestaltung war nie ein Teil der Bürgerbeteiligung. Wenn wir jetzt die Bürger abstimmen lassen, machen wir uns lächerlich." Hans Lachner (CSU) lehnt die Beleuchtung der Sitzinseln von unten ab. "Das ist kitschig und sieht wie ein Lichtschlauch an einer Adventshütte aus." Zudem ist er überzeugt davon, dass die Mehrheit der Bürger die Kosten ablehnen würde. Peter Keller (Freie Wähler) hatte kein Verständnis für die Diskussion. "Es gibt keine neuen Argumente und keinen neuen Sachverhalt." Eine Befragung der Bürger habe aber eine klare Meinungsbildung für die Beleuchtung ergeben, wandte Martina Tschirge (SPD) ein.

Der Gemeinderat entschied sich mit großer Mehrheit gegen die Sitzbeleuchtung. Sie hätte 25 000 Euro gekostet. Einer Beleuchtung der Rathausfassade stimmte der Gemeinderat jedoch zu. Kostenpunkt: 3000 Euro.

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