Großinvestitionen zurückgestellt:Erdweg muss sparen

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Bürgermeister Christian Blatt ruft 2018 zum "Planungsjahr"aus: Die Gemeinde beschränkt sich auf die Finanzierung bereits begonnener Projekte. Für freiwillige Leistungen gibt der angespannte Haushalt nichts mehr her

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Im Schnelldurchlauf und ohne Diskussion hat der Erdweger Gemeinderat den Haushalt für das Jahr 2018 verabschiedet. Mit insgesamt 12,71 Millionen Euro fällt er im Vergleich zum Vorjahr mit 14,48 Millionen Euro deutlich kleiner aus. Bürgermeister Christian Blatt (CSU) bezeichnete das Zahlenwerk als "sehr soliden Haushalt", der keine großen Sprünge zulasse. Das Jahr 2018 rief er zum "Planungsjahr" aus. Große Investitionen beispielsweise in neue Kinderhäuser muss die 6000-Einwohner-Kommune erst in den kommenden Jahren stemmen.

Die erfolgreichen Jahre 2015 und 2016 hängen der Gemeinde in ihrem Haushalt immer noch nach. Die hohen Steuereinnahmen, die damals erzielt wurden, führten nämlich zu einer deutlichen Erhöhung der Kreisumlage, die an den Landkreis Dachau zu entrichten ist. Die Schlüsselzuweisung, die der Freistaat Bayern an strukturschwache Gemeinden abgibt, fiel wiederum weg. So entstand bereits im vergangenen Jahr ein Loch von mehr als zwei Millionen Euro im Erdweger Haushalt.

Der Blick aus dem Fenster des neu eröffneten Cafés "Kaffeekanne" geht auf die Bahnhofstraße, die die Gemeinde Erdweg entlang ihres neuen S-Bahnhofes gerade erbauen lässt. Den ehemaligen Getreidespeicher, in dem sich das Café befindet, hat das Ehepaar Angelika und Walter Zachskorn in jahrelanger Arbeit aufwendig restauriert. (Foto: Toni Heigl)

Inzwischen bekommt die Kommune zwar wieder eine Schlüsselzuweisung, die allerdings nur 87 000 Euro beträgt. Bereits zum zweiten Mal in Folge muss die Gemeinde - anders als gesetzlich vorgeschrieben - Geld vom Vermögens- in den Verwaltungshaushalt zuführen, um ihren Haushalt ausgeglichen gestalten zu können; insgesamt handelt es sich um fast 390 000 Euro. Außerdem ist eine Kreditaufnahme in Höhe von 700 000 Euro erforderlich. "Das bedeutet, dass wir uns nur auf Pflichtaufgaben und auf Maßnahmen konzentrieren können, die wir schon begonnen haben", erklärte Bürgermeister Blatt die schwierige finanzielle Lage. Freiwillige Leistungen lasse der Haushalt nicht zu.

Auch so hat die Gemeinde einige Investitionen zu stemmen. Den größten Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt stellt die Kreisumlage mit 2,96 Millionen Euro dar, die im Vergleich zum Vorjahr immerhin um 400 000 Euro gesunken ist. Es folgen die Personalkosten, die um 240 000 Euro auf 2,85 Millionen Euro gestiegen sind. Zu Buche schlagen dabei eine neue Hausmeisterstelle, drei neue Kinderpflegerstellen, eine neu geschaffene Ausbildungsstelle sowie generell gestiegene Lohnkosten. Die beiden Kindergärten in Welshofen und Kleinberghöfen, welche die Gemeinde trägt, hinterlassen ein Finanzierungsdefizit von rund 660 000 Euro. Die Kinderhäuser in der Gemeinde sind nahezu ausgelastet. Die Gemeinde muss zeitnah neue Einrichtungen schaffen.

Investieren wird die Gemeinde wegen ihrer angespannten finanziellen Situation ausschließlich in begonnene Projekte. Der lang ersehnte Radweg zwischen Welshofen und Unterweikertshofen wird noch in diesem Jahr fertig gestellt und verursacht Kosten von 562 000 Euro. Ebenfalls in diesem Jahr wird die Bahnhofstraße in Erdweg fertig gebaut, die mit 390 000 Euro zu Buche schlägt. Immerhin 112 000 Euro fließen in ein neues Einsatzfahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr Kleinberghofen. Die Dreifachturnhalle in Erdweg bekommt für 30 000 Euro einen behindertengerechten Eingangsbereich. Mehr als 150 000 Euro werden für die bereits fertig gestellten Radwege zwischen Eisenhofen und Hof beziehungsweise den Geh- und Radweg in der Hans-Wölfl-Straße fällig. Der Breitbandausbau im Gemeindegebiet verschlingt fast 250 000 Euro, die bereits vollendeten Kanalbauten in Guggenberg etwa 130 000 Euro. Für Renovierungen an Kirchen gibt die Gemeinde 78 000 Euro an Zuschüssen aus.

Insgesamt betragen die Schulden der Gemeinde damit fast 3,5 Millionen Euro, das sind zwei Millionen mehr als noch vor fünf Jahren. Bürgermeister Blatt geht davon aus, dass sich die finanzielle Lage der Kommune in den kommenden Jahren wieder "normalisieren" wird. Die Gewerbesteuern von einer Million Euro sei für eine Gemeinde wie Erdweg "nicht schlecht", betonte er. Außerdem ist die Lohn- und Einkommensteuer um 600 000 Euro auf 4,5 Millionen Euro gestiegen. Die Erdweger Bürger haben Arbeit und sie verdienen gut.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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