Großberghofen feiert Jubiläum:Ein Blick auf 1200 Jahre Geschichte

Eine Urkunde in lateinischer Sprache erwähnt erstmals den Ort Großberghofen in der Gemeinde Erdweg. Die Bürger feiern das Jubiläum eine Woche lang - mit einer Sonderausstellung im Huttermuseum, und der ehemalige Abgeordnete Blasius Thätter hat eine Chronik geschrieben

Von Renate Zauscher, Erdweg

Fragen rund um Besitz und Besitzverhältnisse haben die Menschen seit frühester Zeit beschäftigt. Und so überrascht es auch nicht, dass sich die frühesten schriftlichen Erwähnungen vieler Orte in Urkunden finden, in denen Besitzübertragungen geregelt und festgehalten wurden. So wie für viele andere Orte in der Region gilt dies auch für Großberghofen in der Gemeinde Erdweg. Unter dem Motto "1200 Jahre Geschichte in Großberghofen" wird seit Sonntag eine Woche lang die Erwähnung eines "Perchhoven" im Jahr 818 gefeiert. Zwar ist nicht mit letzter Sicherheit beweisbar, dass es sich bei diesem "Perchhoven" oder "Perchooum" nicht vielleicht auch um Kleinberghofen bei Altomünster handeln könnte; dennoch geht man heute davon aus, dass sich die Großberghofener zu Recht auf dieses in lateinischer Sprache abgefasste Schriftstück berufen können und dass mit dem gleichfalls in der Urkunde genannte "Prunnon" oder "Brunn" Schönbrunn gemeint ist.

1200 Jahr Feier

Festumzug mit Vereinen und Blasmusik zur 1200-Jahr-Feier des Ortes Großberghofen in der Gemeinde am Sonntag.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

In der im Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrten Urkunde geht es um einen Priester namens Lantperht, der sein Erbgut der Freisinger Bischofskirche schenkt. Viele Zeugen werden genannt, die der Beurkundung beiwohnten, und es wird ausdrücklich festgehalten, dass es Lantperht bei der Schenkung um sein eigenes Seelenheil und das seiner Vorfahren geht.

Das Glonntal ist uraltes Siedlungsgebiet, bereits Kelten und Römer haben hier gelebt. In Erdweg gibt es Reste eines römischen Landguts und auf einen sehr frühen Kirchenbau in Großberghofen weisen romanische Bauelemente in der Filialkirche St. Georg hin. Wirklich greifbar aber wird die Ortsgeschichte erst sehr viel später. So weiß man, dass das Dorf im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden und noch einmal 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg durch österreichische Truppen fast ganz zerstört wurde. Um 1810 gab es 37 Höfe in Großberghofen, die an mehr als ein Dutzend Grundherren abgabepflichtig waren.

1200 Jahr Feier

Aus trationellem Anlass wird ein Birnbaum gepflanzt. Eine Woche lang feiern die Bewohner das Jubiläum ihres Dorfes.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine wichtige Rolle haben immer wieder Brände im Dorf gespielt. So brach 1823 durch einen in Brand geratenen Backofen ein Großbrand aus, der fast das ganze Dorf zerstört hat. Im früheren 20. Jahrhundert brannten immer wieder einzelne Scheunen: Die Menschen waren überzeugt, dass ein - nie gefasster - Brandstifter am Werk war. Das Besondere an Großberghofen ist, dass es vor Ort seit langem ein reges Interesse an der eigenen Geschichte gibt. So sammelte der Schuhmachermeister Simon Hutter (1867 bis 1951) mit großer Leidenschaft alte Gebrauchsgegenstände, Werkzeug und Möbel - eine Sammlung, die später von der Gemeinde übernommen und heute im ehemaligen Pfarrhaus untergebracht ist. Im Museum der Hutter-Heimatsammlung wurde am Sonntag eine Sonderausstellung eröffnet, in der verschiedene Bereiche der Ortsgeschichte thematisiert werden. Unter anderem geht es um die Lebensbedingungen der Bauern in früheren Zeiten, um die Lage speziell auch der Frauen, oder um die Thematik von Flucht und Vertreibung. So ist nach 1945 die sogenannte "Siedlung" außerhalb des alten Ortskerns entstanden, und die Alteingesessenen mussten sich mit "Fremden", die oft auch noch eine andere Religionszugehörigkeit hatten, auseinandersetzen - eine Herausforderung, die laut Hanni Zeller dennoch zur "Erfolgsgeschichte" wurde. Einer, der sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte Großberghofens beschäftigt und vieles dazu aufgeschrieben hat, ist Blasius Thätter, ehemaliger Bauunternehmer, Lehrer, Gemeinde- und Kreisrat sowie langjähriger Landtagsabgeordneter (CSU). Thätter ist einer der Männer, auf deren Initiative hin 1989 der Förderverein der Hutter-Heimatsammlung gegründet wurde. Er hat vieles schriftlich festgehalten, was er, teilweise noch als Kind, an Zeitgeschichte miterlebt hat: Etwa den Bau einer geplanten Großküche für die Firma BMW kurz vor Kriegsende, bei dem Häftlinge aus dem KZ Dachau eingesetzt wurden, oder den Einmarsch der Amerikaner, die in langen Kolonnen, neugierig vom neunjährigen Blasius beobachtet, durch Großberghofen zogen. Aus Anlass der Jubiläumsfeier erscheint von Thätter unter dem Titel "Das alte Großberghofen" eine kleine Chronik zur Ortsgeschichte mit zahlreichen alten Fotografien.

Dienstag, 26. Juni, 19.30 Uhr Kurzvorträge im Feuerwehrhaus: "Großberghofen und seine Großbrände". Donnerstag, 28. Juni, 19.30 Uhr "Historisches und Anekdoten". Vortrag von Wilhelm Liebhart und Blasius Thätter im Schützenheim. Samstag, 30 Juni ab 18 Uhr Bunter Abend, Theatereinlagen, Live-Musik in der "Schneiderbauer-Halle".

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