Zwei pädagogische Fachkräfte, die über einen freien Träger angestellt sind, sollen an der Greta-Fischer-Schule ab dem Schuljahr 2023/24 mindestens sechs Schulbegleitungen ersetzen. Das soll nicht nur finanzielle Ersparnisse bringen, sondern vor allem einer Stigmatisierung der Kinder, die auf eine spezielle Betreuung angewiesen sind, entgegenwirken.
Denn, so heißt es in einer Beratungsvorlage, die dem Jugendhilfeausschuss kürzlich präsentiert wurde: An der Greta-Fischer-Schule gebe es aktuell Klassen in denen gleich mehrere Schulbegleitungen anwesend seien. "Dies macht aus fachlicher Sicht die Stigmatisierung der Kinder noch deutlicher und birgt Konfliktpotenzial mit Lehrkräften und für den Schulbetrieb." Außerdem könnten die Schulbegleiterinnen an der Dachauer Förderschule derzeit "nicht zielgerichtet eingesetzt werden", denn Schulbegleitungen seien primär eine Hilfe zur Integration in das bestehende Schulsystem.
Das bedarfsorientierte Konzept soll kostenneutral umgesetzt werden
Allerdings sehe der Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention, der das Recht auf Bildung von Menschen mit einer Behinderung anerkennt, eine "umgekehrte Herangehensweise" vor. Dabei gehe es etwa um die Frage: Welche strukturellen Änderungen im Schulsystem sind notwendig, um allen jungen Menschen eine gleichberechtigte schulische Teilhabe gewährleisten zu können? Die vorgeschlagene sogenannte Poollösung soll Ressourcen bündeln und "die regelmäßige formale Antragstellung, aufwendige Bedarfsprüfungen und individuelle Leistungsgewährung sowie individuelle Leistungserbringung" verzichtbar machen - auch wenn sie laut der Jugendhilfe wohl nicht gänzlich zu ersetzen sein wird.
Das bedarfsorientierte Konzept soll aber nicht nur zielgerichtete Integration fördern, sondern gleichzeitig "Kostenneutralität" bringen. Tatsächlich halten sich die Kosten bei einer Reduzierung von 18 auf zwölf Schulbegleitungen, die der Träger Caritas stellt, die Kosten die Waage: So kostet eine Schulbegleitung im Jahr 28 521 Euro, nimmt man das mal sechs, kommt man auf 171 072. Zum Vergleich: Zwei pädagogische Fachkräfte kosten insgesamt 172 000 Euro. Mit den noch vorhandenen Schulbegleiterinnen kommt man somit weiterhin auf Gesamtkosten von 514 000 Euro.
Ob noch weitere Schulbegleitungen durch pädagogische Fachkräfte ersetzt werden, soll durch regelmäßige Evaluierungen des Konzepts ermittelt werden. Denn trotz des einstimmigen Beschlusses ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar, ob es gelingen wird, die entsprechenden Fachkräfte zu finden. Gegebenenfalls will man in so einem Fall den Quereinstieg ermöglichen, sofern bei den infrage kommenden Personen die Bereitschaft zur Zusatzausbildung vorliegt.
Heidi Schaitl, die als Kreisgeschäftsführerin des Caritas-Zentrums Dachau derzeit immerhin 18 der insgesamt 21 Schulbegleitungen an der Greta-Fischer-Schule stellt, hat zwar erst durch die Beschlussvorlage von den Plänen des Landkreises erfahren, doch auch sie hat für das Vorhaben gestimmt: Sie finde das Modellprojekt "interessant", teilt sie auf Nachfrage mit, und sie hoffe, dass die Caritas als Träger in die weitere Planung mit einbezogen werde. Wichtiger noch als das sei ihr, so Schaitl, aber, "dass die Eltern über ihre Rechte aufgeklärt werden und eine Wahlmöglichkeit für ihre Kinder haben". Dies sei allerdings im Jugendhilfeausschuss zugesichert worden.
