Süddeutsche Zeitung

Grenzen sprengend:Jenseits von Nashville

Lesezeit: 2 min

Das amerikanisch-spanische Tori Sparks Duo spielt im Gramsci einen faszinierenden Mix aus Flamenco, Country und Blues

Von Andreas Förster, Dachau

Peter Lenk, Konzertveranstalter von Prittlstock Entertainment, ist froh, dass er der Empfehlung eines Freundes vertraut hat. Das Tori Sparks Duo ins Café Gramsci zu holen, war definitiv eine gute Entscheidung. Der Meinung war auch das Publikum, das sich bis hinter zur Küche drängte, um den Flamenco-Blues-Country-Soul-Jazz der optisch und stimmlich an die kanadische Rockröhre Anastacia erinnernde Sängerin und ihres spanischen Perkussionisten zu hören. Schon das Rolling Stone Magazine lobte Sparks außergewöhnlichen Stilmix als "abenteuerlich, Grenzen sprengend". Gepaart mit ihrer kraftvollen Stimme, die für den Blues wie geboren ist, und ihrem fantastischen Aussehen, erweist sich ihr Auftritt als Vergnügen für Auge und Ohr.

Am liebsten hätte die in Chicago geborene und in Nashville aufgewachsene Singer-Songwriterin ihre komplette Band mitgebracht, sagt sie zwischen zwei Songs. Seit sechs Jahren lebt 34-Jährige in Barcelona. Dort arbeitet sie eng mit dem Akustik-Trio Calamento zusammen. Sparks letzte Alben, "El Mar" (2014) und "La Huerta" (2017), hat sie gemeinsam mit dem Trio eingespielt. Nach Dachau ist nur der Perkussionist Javi Garcia mitgekommen. Der Rest der Band, einschließlich Francisco El Rubio Guisado, der als Gastmusiker für die rockigen E-Gitarren-Riffs auf "La Huerta" sorgt, reist erst zu den größeren Auftritten am Ende der Tour durch Deutschland und Spanien im April und Mai an.

Für das Gramsci ist die Duett-Besetzung gerade richtig, um das eng an der Bühne sitzende Publikum mal bluesig zu rocken, mal mit gefühlvollen Balladen zu emotionalisieren. Garcia ist ein zurückhaltender Begleiter für die Bühnendiva Tori Sparks und überlässt ihr die Show. Doch mit seinem unfehlbaren Rhythmusgefühl unterstreicht er am Kachon und gelegentlich am kleinen Becken, dass er ihre überwiegend selbst geschriebenen Songs verinnerlicht hat. Er treibt Sparks an, spielt mit flinken Händen auf dem Kachon fast wie ein Matator mit dem roten Tuch, der Muleta. Die Musikerin nimmt die rhythmischen Vorlagen dankbar an, stampft mit dem Fuß wie eine Flamenco-Tänzerin, wirbelt ihre rotblonde Lockenpracht und bearbeitet mit der rechten Hand virtuos ihre Gitarre.

Die beiden Sets bestehen zur Hälfte aus älteren Songs aus ihrer Vor-Spanien-Zeit und vereinzelten Cover-Songs wie dem schmissigen Country-Pop-Welterfolg "Jolene", dem sehnsuchtsvollen Jazz-Standard "Nature Boy" oder dem Spiritual "Wade in the Water".

Die andere Hälfte sind Lieder der zwei aktuellen Alben, die beide stark vom Flamenco beeinflusst sind und in denen sie auf Spanisch singt. Bei Songs wie "La Huerta", "Veinte Anos" oder "Verde" gibt sie sich ganz ihrer katalanischen Seite hin und bedankt sich anschließend für die "Bravo"-Rufe des Publikums mit "muchas gracias". Tori Sparks ist auch in Dachau mit ihrem Herzen in Spanien, aber das stört hier niemanden.

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Quelle:
SZ vom 24.02.2018
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