Karlsfeld:Graffiti-Kunst statt extremistischer Parolen

Karlsfeld: Als Vorbild für den Antrag dienen die künstlerisch gestalteten Bahnunterführungen in Dachau, wie hier an der Augustenfelder Straße von Künstler Adrian Till.

Als Vorbild für den Antrag dienen die künstlerisch gestalteten Bahnunterführungen in Dachau, wie hier an der Augustenfelder Straße von Künstler Adrian Till.

(Foto: Toni Heigl)

In Karlsfeld sollen Graffiti an ausgewählten Flächen bald legal werden, dafür hat sich der Bauausschuss entschieden. Nun wurde die Verwaltung beauftragt, geeignete Sprayflächen zu finden.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Immer wieder ärgerte sich Grünen-Mitglied Thomas Nuber über die gesprayten Schmierereien, die er in Karlsfeld entdeckt: "Zum Teil waren es auch extremistische Parolen", erzählte er. Daran müsse sich etwas ändern. Deswegen stellte er vor Kurzem einen Antrag im Karlsfelder Bauausschuss zur "Gestaltung von Fußgängerunterführungen mit Streetart/Graffiti". Zuvor hatte er bereits darüber gelesen, dass die Bahnunterführungen in Dachau von Künstlern mit farbenprächtigen Graffiti gestaltet wurden - und das ganz legal.

In Karlsfeld hingegen würden Unterführungen, kurz nachdem sie vom Bauhof aufwendig gereinigt oder gestrichen wurden, oft wieder "Opfer von Vandalismus und mit wilden Schmierereien besudelt", kritisierte Nuber. Daher beantragten die Grünen, die Unterführungen mit Street Art oder Urban Art zu gestalten, etwa im Rahmen von Unterrichtsprojekten mit Karlsfelder Jugendlichen der Mittel- oder Fachoberschule, angeleitet durch Kunsterzieherinnen. "Den Jugendlichen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich mit dieser Kunst legal auseinanderzusetzen", sagte Nuber im Ausschuss. Beide Schulen und der Karlsfelder Jugendrat hätten bereits großes Interesse bekundet.

Gemeinde soll Kosten für Kunstmaterialien übernehmen

Die Jugendrätinnen Rebecca Lang und Alina Engel argumentierten in ihrer schriftlichen Stellungnahme für Graffiti an Unterführungen: Einerseits steigern sie das Sicherheitsgefühl - und durch mehr Platz für Kunst gebe es auch weniger Platz für extremistische Symbole, schrieben die beiden. Außerdem seien durch die Pandemie zahlreiche Aktionen für Jugendliche ausgefallen, durch die Graffiti-Projekte könnte die Jugend endlich wieder "Raum für Mitgestaltung" bekommen. Weiter erklärten die Jugendrätinnen: "Da die Schülerinnen und Schüler die Unterführungen selbst gestalten, besteht deutlich weniger Gefahr für Vandalismus, da der Anreiz, auf die Kunst aufzupassen, viel höher ist."

Auch Thomas Nuber betonte, die Erfahrung aus anderen Kommunen habe gezeigt, dass es unter den Sprayern einen Ehrencodex gebe, der das Übermalen anderer Werke verbiete. Außerdem schlugen die Grünen vor, dass die Gemeinde die Kosten für die Spraymaterialien übernimmt, denn gleichzeitig würden Reinigungs- beziehungsweise Malerkosten eingespart werden.

Verwaltung soll geeignete Sprayflächen suchen

Als mögliche Sprayflächen kämen laut den Grünen infrage: die Unterführungen am S-Bahnhof, Münchner Straße, Würmkanal oder Brückenfundamente, wie an der Karolinenbrücke über die Bajuwarenstraße. Doch die Bauausschussmitglieder lehnten diese Flächen mehrheitlich ab, unter anderem weil sie sich nicht in Gemeindeeigentum befinden, bei der Karolinenbrücke müsse erst noch geprüft werden, ob sie sich von ihrer Substanz her eigne.

Zuletzt beschlossen die Räte einstimmig, dass sie künstlerischer Streetart in Karlsfeld einen Platz geben wollen. Die Verwaltung wurde beauftragt, geeignete Sprayflächen zu suchen. Wichtig war dem Bauausschuss, dass vor der Gestaltung der Flächen ein Konzept ausgearbeitet wird. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) will sogar Privateigentümer ansprechen, deren Gebäude immer wieder besprayt werden und nachfragen, ob diese Flächen für die Graffiti-Projekte zur Verfügung gestellt werden.

Bereits 2011 hatte das Bündnis für Karlsfeld einen Antrag an den Gemeinderat gestellt, Flächen in den damals neu gebauten Unterführungen an der S-Bahn und am Würmkanal für legale Graffiti-Kunst zur Verfügung zu stellen. Der Antrag wurde damals abgelehnt.

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