Mitten in KarlsfeldProbieren kann man’s ja

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Nichts als grüne Wiese entlang des Waldschwaigwegs.
Nichts als grüne Wiese entlang des Waldschwaigwegs. (Foto: Toni Heigl)

Ein Karlsfelder wünscht sich ein Häuschen mit einer Grundfläche von 288 Quadratmetern und einer Garage für vier Autos. Blöd nur, dass der Bauausschuss checkt, dass das künftige Eigenheim im Bereich des Überschwemmungsgebiets liegen würde.

Glosse von Walter Gierlich, Karlsfeld

Wer in Karlsfeld an der Münchner Straße wohnt, der meistbefahrenen Straße im Landkreis übrigens, der wünscht sich vielleicht ein Häuschen im Grünen. Wo man keinen Motorenlärm hört, sondern allenfalls Vogelzwitschern. Auch mancher Bewohner der Siedlungen der 23 000-Einwohner-Gemeinde träumt möglicherweise von einer neuen Gegend, die ausreichend Platz für die vier Familienautos bietet. Da müsste man nicht jeden Tag nach einem Parkplatz suchen, weil es auf dem jetzigen Grundstück nur eine einzige Garage gibt, die selbstverständlich als Werkstatt und Lagerraum dient.

Obwohl Karlsfeld die flächenmäßig kleinste Kommune im Landkreis ist, gibt es hier doch auch beschauliche Ecken mit reichlich Platz zum Leben und Parken. Allerdings ist dann der obige Titel „Mitten in Karlsfeld“ eine glatte Falschaussage. So ein Traumhaus lässt sich eben nur „jwd“, wie die Berliner sagen, errichten: „Janz weit draußen“. Und damit zum Karlsfelder Bauausschuss, der jüngst über ein Vorhaben am Waldschwaigweg zu beschließen hatte – mitten im Nirgendwo zwischen Karlsfeld, Gröbenried, Eschenried und Allach.

Da draußen könnte man es doch mal probieren, für sein ersehntes Einfamilienhäuschen mit einer Grundfläche von 288 Quadratmetern und einer Garage für vier Autos einen Bauantrag zu stellen. Vielleicht sind ja die Baubeamten und Kommunalpolitiker so kurz vor den Sommerferien nicht mehr voll konzentriert bei der Sache. Sie könnten etwa übersehen, dass das vorgesehene Grundstück weitab vom Ort im sogenannten Außenbereich liegt, auf einer Fläche für die Landwirtschaft. Der Starkregen von Anfang Juni liegt auch schon lang genug zurück, um sich auszumalen, wie die Erinnerung verblasst und sich niemand daran stören würde, dass das künftige Eigenheim im Bereich des Überschwemmungsgebiets „Würm und Würmkanal“ läge.

Dass es dort draußen an Infrastruktur mangelt und weder die Wasserversorgung noch die Abwasserbeseitigung gesichert wären, ist ja wohl hauptsächlich ein Problem für die späteren Bewohner, nicht für die Gemeinde. Muss sich der Antragsteller da nicht wundern, dass das Vorhaben vom Bauausschuss einstimmig abgelehnt wird? Na ja, er hat’s halt mal mit Pokern versucht. Vielleicht beantragt er in einem neuen Anlauf einen landwirtschaftlichen Betrieb. Da dürfte er bessere Chancen haben.

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