Gigantischer Freizeitdruck:Nur zu Gast

Annette Haniel

Mit Freude beobachtet Annette Haniel in Haimhausen, wie sich in ihrem Fichtenwald Laubbäume wie der Bergahorn durchsetzen.

(Foto: oh)

Annette Haniel beschreibt ihre Philosophie des Waldes

Von S. Schulz-Könicke, Haimhausen

"Da ist viel Leidenschaft im Spiel." Annette Haniel ist Forstfrau mit Leib und Seele. Sie hat Forstwissenschaften in Weihenstephan studiert, ihre 200 Hektar Wald rund um Haimhausen bewirtschaftet sie selbst. "Das macht mir einfach Spaß. Der Wald hat viele Funktionen", sagt Haniel, die rund um Haimhausen einen "gigantischen Freizeitdruck" verzeichnet. "Er wird immer mehr. Alle wollen den Wald genießen, und das dürfen und sollen sie auch."

"Aber es ist ein Miteinander", betont die Waldbesitzerin. Sie wünscht sich, dass die Leute einfach ein bisschen mitdenken. "Es wird auch viel kaputt gemacht", bedauert sie. Allerdings hat Haniel auch die Erfahrung gemacht: "Wenn man mit den Leuten redet und ihnen etwas erklärt, dann sind sie in der Regel sehr interessiert und verstehen die Zusammenhänge auch."

Hauptsächlich Jogger, Radfahrer oder Hundebesitzer treffe sie in ihrem Wald. "Viele Hunde sind gut erzogen, ein paar schlecht. Das fällt dann halt auf." Auch mit den Reitern könne sie gut. Viele verstünden allerdings nicht, warum sie auf den Wegen bleiben sollen. "Die Leute glauben, so ein Trittsiegel eines Pferdes sei etwas ganz Natürliches. Aber es verdichtet den Boden stark und richtet Schaden an." Viel schlimmer findet sie allerdings Motorrad- und Quadfahrer im Wald. "Die haben dort nichts zu suchen." Alle anderen seien aber herzlich willkommen im Wald.

Annette Haniel baut ihren Wald sukzessive um, damit er dem Klimawandel trotzen kann. Sie hat wenig alten Laubbestand. Aber dank alter Samenbäume ist sie in der glücklichen Lage, die Naturverjüngung solcher Baumarten nutzen zu können. So zum Beispiel bei einem frischen Fichten-Hieb. An einer Stelle hat der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, zugeschlagen. Etliche etwa 50 bis 60 Jahre alten Fichten mussten gefällt werden. Aber die jungen Laubbäume des Bergahorns sind bereits mehrere Meter groß. "Gesicherte Naturverjüngung" heißt das.

"Weißt du, was ein Wald ist? Ist ein Wald etwa nur 10 000 Klafter Holz? Oder ist er eine grüne Menschenfreude?" Diese Frage stellte bereits Bertold Brecht. Der Wald ist beides. Und noch viel mehr. Der Wald schützt das Klima, den Boden, das Trinkwasser. "Menschen", sagt Annette Haniel, "sind zu Gast im Wald." Schon kleine, vermeintlich harmlose Unachtsamkeiten könnten großen Schaden anrichten, beispielsweise weggeworfene Bonbon-Papierchen. Vögel verwenden sie zum Nestbau, auf den Kunststoff-Folien staut sich Regenwasser. Die Küken unterkühlen im nassen Nest und sterben.

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