Süddeutsche Zeitung

Gewinner des Energiepreises:Das Kraftwerkhaus

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Martina und Walter Demel sowie Lothar Swete produzieren Energie in den eigenen vier Wänden

Von Tom X. Hackbarth, Dachau

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Reduktion der Emissionen, all das sind Kriterien nach denen der Energiepreis des Landkreis Dachau verliehen wird. Geehrt werden "Vorhaben, Ideen und Initiativen, die Energie sparen und das Klima schützen", sagte Landrat Stefan Löwl (CSU). Aus den insgesamt sechs eingegangenen Bewerbungen, sind am vergangenen Montag im Dachauer Landratsamt zwei Sieger hervorgegangen. Diese müssen sich das Preisgeld von 3000 Euro teilen, da beide Projekte im ähnlichen Ausmaß dem Klimaschutz dienen. Beide Preisträger haben ihre eigenen Wohnhäuser technisch so ausgebaut, dass sie Energie sparen, und damit die Umwelt schützen können. Also ganz nach dem Motto des Energiepreises: "Global denken, lokal handeln!"

Durchsetzen konnten sich das energetisch sanierte Einfamilienhaus von Lothar Swete und das neugebaute Plusenergiehaus der Familie Demel. Für Lothar Swete ist die Modernisierung in erster Linie eine Prestigearbeit gewesen. Er ist Heizungsbauer und will seinen Kunden ein Vorbild sein, indem er komplett auf fossile Energieträger verzichtet. Auch wenn kaum ein Kunde eine Modernisierung in diesem Ausmaß vornehmen werde, sei es für ihn auch immer gut sagen zu können: "Ich hab' das selber so gemacht." Mit einer neuen Luft-Wasser-Wärmepumpe kann die Wärme der Außenluft genutzt, und durch eine 20 Quadratmeter große Solaranlage unterstützt werden. Bei zu geringen Außentemperaturen schaltet sich zusätzlich ein Pelletkessel ein. Zusammen mit einer ausgearbeiteten Dämmung an Dach und Fassade und kontrollierter Führung der Wärme kann Swete im Vergleich zu seinem Einfamilienhaus vor der Sanierung viel mehr Energie einsparen.

Nicht nur saniert, sondern gleich ein ganz neues Haus gebaut, haben Martina und Walter Demel. Geplant war dabei erst einmal ein Passivhaus, das mit Kompaktheit, Orientierung in Richtung Süden, einer hochgedämmten und luftdichten Gebäudehülle, sowie kontrollierter Wohnraumlüftung von externer Wärmezufuhr unabhängig sein sollte. Mit Hilfe eines Leistungsoptimierers entstand während der Arbeiten sogar ein Plusenergiehaus mit einer positiven jährlichen Energiebilanz. Dabei wollte Walter Demel "einsparen, wo es nur geht". Die Ausgangslage der Energiegewinnung sah auf dem Papier zunächst ganz gut aus, durch Nachbarbebauung und umstehende Bäume verringerte sich der Solarenergieertrag aber deutlich. Aufgrund der Leistungsoptimierung kann jetzt allerdings mehr Energie als erwartet erzeugt werden. Insgesamt konnten damit bereits über fünf Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart werden. Walter Demel will mit seinem neuen Haus "im Kleinen seinen Beitrag leisten".

Im Vergleich zu den prämierten Häusern hatten andere Projekte das Nachsehen, wie zum Beispiel das Lastendradsharing-System Leila. Das hatte der Klimaschutzbeauftragten Christina Lütke zufolge ein Problem: "Es ist bis jetzt nur eine Idee." Der Landrat fügte an: "Eine tolle Idee", mit der man sich in Zukunft vielleicht noch mal bewerben könne. Mit dem vielversprechenden Leihsystem sollen Autos ersetzt werden können.

Auch das Konzept der Mitfahrbänke für Bergkirchen wurde besonders für seine Kombination von Klimaschutz mit Kommunalaspekten und dem Kennenlerncharakter gelobt. Mit den insgesamt zehn bereit stehenden Bänken soll der Individualverkehr erweitert werden, indem vorbei fahrende Autofahrer Wartende einfach von den Bänken aus in die gewünschte Richtung mitnehmen. Ein System, das Fahrgemeinschaften fördert, Trampen erleichtert und den Kraftstoffverbrauch pro Kopf verringern soll.

Auch das Interkommunale Nahwärmenetz in Thalmannsdorf und die neue Beleuchtungsanlage der Tennishalle des SC Vierkirchen gehörten zu den Bewerbern, konnten sich aber nicht gegen die zwei ausgezeichneten Bauprojekte durchsetzen. Vor allem der Innovationsgedanke, und das fertige Ergebnis, aus dem man den Wert für den Klimaschutz bereits deutlich ablesen kann, veranlasste die Jury für eine Entscheidung zugunsten der Privatpersonen. Christina Lütke lobte "zwei ganz Innovative Projekte mit großer Energieeinsparung". Sie verlieh zusammen mit Landrat Löwl beiden Gewinnern des Energiepreises 2018 ihre Urkunden und das Preisgeld. "Die Kollegen sind hoffentlich nicht sauer, dass wir uns den Preis teilen", sagt Preisträger Walter Demel zu seinem Mitgewinner Swete. Sie beide dürfen jeweils 1500 Euro mit in ihr neues Zuhause nehmen.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2018
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