Industriegebiet:Bürgerpark zur Naherholung als Ausgleich

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2011 stimmte die Mehrheit der Karlsfelder gegen das Gewerbegebiet. Jetzt wird ein neuer Anlauf zur Realisierung zugenommen. (Foto: Toni Heigl)

Im Gemeinderat stellt ein Architekt Pläne für das 60.000 Quadratmeter große Gewerbegebiet im Grünzug zwischen Karlsfeld und Dachau vor, das 2011 noch durch einen Bürgerentscheid gestoppt wurde.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Das geplante Karlsfelder Gewerbegebiet am Schleißheimer Kanal ist – wie so manch anderes auch in der Kommune Karlsfeld – ein zählebiges Projekt. Jetzt wird ein neuer Anlauf zur Realisierung genommen. Als das Vorhaben, das damals wie heute die Finanzen der Gemeinde aufbessern soll, 2010 erstmals zur Debatte stand, wurde es durch einen Bürgerentscheid gestoppt. Die Mehrheit der Karlsfelder wollte damals die Landschaft an der südlichen Grenze zur Stadt Dachau bewahren statt sie zuzubetonieren.

Der Flächennutzungsplan für das Gebiet wurde bereits 2019 geändert: Für Gewerbe sollen 7,2 Hektar zur Verfügung stehen, östlich ist ein Landschaftspark geplant. Und zudem soll das Ganze nachhaltig angelegt und dabei auch ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden.

Streng geschützte Libellenart verhindert Kanalanbindung

In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte nun der Architekt Stefan Strohmayr erste Planungsüberlegungen vor. Einen Anschluss des Gewerbegebiets hält er nur über die Bajuwarenstraße für möglich. Von Norden her über die Schleißheimer Straße verhindere der Schleißheimer Kanal jegliche Anbindung. Er stehe zum einen unter Denkmalschutz, zum anderen sei er als Fauna-Flora-Habitat-Biotop wegen der Helmazurjungfer, einer vom Aussterben bedrohten Libellenart, streng geschützt.

Von der Bajuwarenstraße her soll eine Ringstraße das Gewerbegebiet erschließen. Die Flächen für die Betriebe kämen nach Strohmayrs Berechnungen auf etwa 6,3 Hektar, die Verkehrsflächen auf rund 2,2 Hektar. Östlich davon könnte bis zum Saubach als Ausgleichsfläche für die Landschaftsversiegelung im Westen eine Art Bürgerpark zur Naherholung entstehen. Noch nicht einzuschätzen sei, ob es in diesem Bereich eventuell eine Geothermie-Bohrung geben könnte, erklärte der Planer. Die MAN hat sich im Norden Karlsfelds und im Osten Dachaus einen Claim dafür gesichert.

Bislang nur Vorüberlegungen für das Gewerbegebiet

Klimaschutzreferent Michael Fritsch (Grüne) wies darauf hin, dass die Gemeinderäte sich eine zentralisierte Stellplatzanlage gewünscht hätten. Strohmayr meinte, dass dafür möglicherweise auch ein Parkhaus notwendig werden könne. Die Frage sei aber, wer das bezahle. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) erklärte, dass ein nachhaltiges Gebiet schön und gut sei, „aber es muss auch bezahlbar bleiben“. Auch Strohmayr betonte: „Man muss immer auch den Blick auf den Markt haben.“ Bauamtsleiter Günter Endres nannte die Planung „ein spannendes Thema, da sind noch viele Fragen offen“.

In der Tat diskutierten die Gemeinderäte über einzelne Themen, als läge bereits ein fertiger Bebauungsplan vor. So kam beispielsweise die Frage auf, ob nicht doch eine Straßenanbindung über die Dachauer Kopernikusstraße von Norden her möglich sei. Verschiedene Möglichkeiten, wo Radwege angelegt werden sollten, wurden ins Gespräch gebracht und sogar der Vorschlag gemacht, interessierte Firmen bereits in die Planung mit einzubeziehen. Bürgermeister Kolbe räumte ein, dass noch viel Diskussionsbedarf bestehe, sagte aber angesichts der detaillierten Beiträge: „Wir reden über Vorüberlegungen für ein 60.000 Quadratmeter großes Gewerbegebiet. Da wollen wir doch nicht jetzt schon die Gardinen aufhängen.“

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