Gewerbegebiet Dachau-Ost:Geldnot kontra Grünfläche

Gewerbegebiet Dachau-Ost: Josef Rother (rechts) von der Gefak moderierte die gut besuchte Bürgerbeteiligung, die eher eine Informationsveranstaltung war.

Josef Rother (rechts) von der Gefak moderierte die gut besuchte Bürgerbeteiligung, die eher eine Informationsveranstaltung war.

(Foto: Toni Heigl)

Bürger in Dachau-Ost sind aufgebracht über die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets an der Siemensstraße. Bei der Informationsveranstaltung argumentiert die Stadt mit wirtschaftlicher Notwendigkeit

Von Leonie Sanke, Dachau

Nur wenige hundert Meter vom umkämpften Gelände entfernt, im Hotel Tulip, diskutierten Dachauer Bürger, Politiker und Unternehmer am Dienstag über die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets zwischen Schleißheimer Straße und Siemensstraße. Die Bürgerbeteiligung begann mit einem Missverständnis: Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) betonte, es gehe nicht darum, das gesamte Areal zwischen Schleißheimer, Alte Römer-, Kopernikus und Siemensstraße in ein Gewerbegebiet umzuwandeln, sondern nur etwa ein Drittel davon - einen 2,8 Hektar großen Streifen, der mittig von der Alten Römer- zur Kopernikusstraße verläuft.

Diese Auslegung war für die anwesenden Anwohner ein Hoffnungsschimmer - sollte etwa ein Teil des Grünzugs unberührt bleiben? Die Hoffnung schlug jedoch in Unmut um, als klar wurde, dass damit das einzige noch nicht als Gewerbegebiet ausgewiesene Drittel gemeint war, das der Stadt gehört. Auf den übrigen, privaten Flächen besteht schon Baurecht, das zum Teil bereits wahrgenommen wurde. Setzt die Stadt die Umwidmung durch, wird also das gesamte Areal zum Gewerbegebiet. Geschehe dies nicht, erklärte Hartmann, drohe die Abwanderung der ansässigen Unternehmen. "Das müssen wir verhindern." Die Stadt brauche dringend zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen, sagte Kämmerer Thomas Ernst.

Die Anwohner eröffneten die Diskussion früher als es Moderator Josef Rother von der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak) lieb war. Die ersten Bedenken der aufgebrachten Bürger wurden schon während der Informationsrunde laut: Was passiert mit den ohnehin überlasteten Straßen? Wird es an den an die Wohngebiete angrenzenden Seiten einen breiten Grünstreifen geben? Die Antworten der Vertreter der Stadt: Noch gibt es keine konkreten Pläne, der Grünstreifen wird als Anregung aufgenommen. Die Verkehrsführung ist ein noch zu lösendes Problem, Zufahrten von der Schleißheimer Straße sollen dabei vermieden werden. Letzteres ist nur durch die Auflösung des städtischen Grünzugs möglich - die bereits ausgewiesene Gewerbefläche im südlichen Teil könnte sonst nur über die Schleißheimer Straße erreicht werden.

Eine U-förmige Durchfahrt von der Siemensstraße aus könnte die Lösung bringen, erläuterte Stadtbauamtsleiter Michael Simon, der Verkehrsknoten Alte Römer-/Schleißheimer Straße sei aber problematisch: "Da müssen wir sicherlich nochmal ran." Die anwesenden Unternehmensvertreter relativierten die Befürchtung eines stark erhöhten Verkehrsaufkommens. Es werde zwar steigen, das sei aber "nichts, was den Verkehr zusammenbrechen lässt", fasste Wirtschaftsförderer Stefan Wolf zusammen. Der Geschäftsführer von Maytec, Dieter Ley, sprach für seinen Betrieb allerdings von einer Steigerung von 30 Prozent. Wie die Unternehmen NAT, Thorlabs und Greif, die ebenfalls für eine Nutzung des Grünzugs warben, ist Maytec bereits in Dachau-Ost ansässig und will nun erweitern. "Wenn das nicht möglich ist, ist der Standort für uns gestorben", sagte Ley.

Sollte der Bebauungsplan geändert werden, wird Maytec sein Unternehmensgrundstück erweitern. Claudia Tauber, Vorstand der NAT, hofft auf Platz für Mitarbeiterparkplätze und Stephan Jender, Geschäftsführer der Firma Greif, auf einen Ort, an dem er sein räumlich "zersplittertes" Unternehmen verbinden kann. Diese Standorte seien Aushängeschilder für die Firmen, um die Optik müsse man sich keine Sorgen machen, sagte Wolf. Er stellte klar: "Es gibt keine Alternativflächen."

Von den Ausführungen der Stadt- und Unternehmensvertreter zeigten sich die Anwohner nicht überzeugt. Einige Bürger sprachen der Stadt offen ihr Misstrauen aus, befürchteten den Verbrauch weiterer Flächen und beklagten, zu wenig in die Entscheidungsfindung eingebunden zu sein. Zumindest in einem Punkt konnte Hartmann sie beruhigen: "Ein Gewerbegebiet südlich der Schleißheimer Straße ist unverändert keine Option." In etwa zwei Jahren soll das Verfahren abgeschlossen sein, im Herbst ist eine zweite Bürgerbeteiligung geplant und später - bei Bedarf - eine dritte. Wie sehr sich die Bürger dann werden beteiligen können, bleibt abzuwarten.

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