Geselliger Abend:Gefühlvolles Musikkabarett

Schnaps im Silbersee schafft "Wildgänsehaut" in Haimhausen

Von Andreas Förster, Haimhausen

Ein Abend mit Gänsehaut-, sogar Wildgänsehautgarantie. Das versprach der Auftritt von Schnaps im Silbersee, dem Berliner Liedermacher-Musikkabarett-Trio, in der gut besuchten Kulturkneipe Haimhausen. "Wildgänsehaut" ist einer der Titel auf ihrer neuen CD. Und einer der gefühlvollen Balladen, die unter die Haut gehen. Ohne Kabarett, ohne Albernheiten oder Sprachwitz, dafür mit viel Sentiment, "Augen schließen, zuhören, genießen". Die raffinierten Gesangs- und Gitarrenharmonien der Liedermacher Peter Wolter und Melvin Haak, in die sich die Geige von Judith Retzlik kongenial einfügt, schaffen die emotionalsten Momente.

Wenn Wolter und Haak gemeinsam singen, harmonieren sie wie einst Simon & Garfunkel in ihren besten Jahren. So auch bei den Songs "Der Sturm" oder "Noch lang nicht genug". Doch ihre Liedermacher- und Entertainer-Qualitäten zeigen Wolter und Haak nicht nur in den opulenten Melodien und ausgefeilten Gitarren- und Vokal-Arrangements, die bisweilen an die amerikanische 1990er-Jahre-Band Jars of Clay oder stimmlich an die Sportfreunde Stiller  erinnern.

Vordergründig unterhalten sie ihr Publikum mit närrischen, derben, frivolen ("Du hast mir doch einen Dreier versprochen") und albernen Liedern und Wortspielen wie "...koch lieber mal 'ne gute Suppe als immer gleich vor Wut...". Dazwischen erzählen Wolter und Haak aus ihrem Leben oder was ihnen bei ihren Auftritten alles widerfährt. Das schafft Nähe. Wenn Haak erzählt, er habe Durst wie eine Bergziege, weil das Cevapcici vom Adria-Grill nebenan so scharf war, wenn er von der Rivalität zwischen den Nordsee-Inseln Amrum und Föhr erzählt, die zum ihrem bekanntesten Lied "Amrum du Perle der Meere" führte. Wenn Wolter zugibt, dass er auf dem Papier seit 15 Jahren an der Uni München in Germanistik promoviert. Obwohl er am dritten Tag seinem Professor mitteilte, dass er nach Berlin zieht, um Liedermacher zu werden. Am Ende hat man das Gefühl, da stehen zwei gute Bekannte auf der Bühne, mit denen man öfter mal einen geselligen Abend verbringen möchte. Judith Retzlik überlässt den Männern die Blödeleien. Sie ist erkältet und konzentriert sich auf ihr Geigenspiel. Welch schöne Chansonstimme in ihr steckt, beweist sie bei zwei Liedern, die sie trotz Erkältung mit Hingabe vorträgt.

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