Geschichtswerkstatt:Aufbruch und Verdrängung

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Annegret Braun hat die Ausstellung konzipiert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau erzählt die Zeit der Fünfzigerjahre

Von Laura Winter, Dachau

Denkt man an die Fünfzigerjahre, zeichnet sich meist ein besonderes Bild ab: Petticoat, Rock'n'Roll, die langersehnte Italien-Reise. Doch vor allem die unmittelbare Nähe zu den ersten Nachkriegsjahren und die damit einhergehende Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sind fester Bestandteil dieser grundsätzlich hoffnungsvollen Epoche.

Die "Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau" hat dieses Thema aufgegriffen und präsentiert nun, unter der Leitung von Annegret Braun, die Wanderausstellung "Die 50er Jahre - Wirtschaftswunder und Verdrängung". Nach der Eröffnung am Mittwoch, 21. Februar, ist die kostenlose Ausstellung bis Freitag, 9. März, in der Sparkasse in Dachau zu sehen. Die nächsten Stationen der Ausstellung nach Dachau sollen Haimhausen und Hebertshausen werden, teilt Thomas Schlichenmayer aus Ampermoching mit. Insgesamt zwei Jahre hatten die etwa 30 Mitglieder des Forschungsteams intensiv an dem Projekt gearbeitet. Dokumente, Fotografien und typische Gegenstände der damaligen Zeit wurden zusammengetragen und ausgewertet. Wie viele Ausstellungsstücke final gezeigt werden, kann Schlichenmayer nicht genau sagen. "Es werden sehr viele Dinge zu sehen sein", sagt er. An manche Exponate sei man erst kurzfristig gelangt, wie etwa ein Fahrrad mit Hilfsmotor, von dem bis dato kaum jemand wisse. "Das Fahrrad hat eine sehr bewegende Geschichte", erklärt Schlichenmayer. Es habe Hans Köchl aus Prittlbach gehört, der während der NS-Zeit unter Einsatz seines Lebens unter anderem Briefe und kleinere Pakete in das damalige Konzentrationslager hineingeschmuggelt haben soll. Neben dem Fahrrad sei auch ein "NSU Fox Motorrad" zu sehen. Ein Höhepunkt der Ausstellung sei zudem eine BMW Isetta, die von einem Sammler aus Indersdorf zur Verfügung gestellt wurde.

Insgesamt sieben Themenfelder sollen den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung einen guten Überblick über die Vielfalt der Fünfziger Jahre geben. Dort werden unter anderem Aspekte wie der Wandel in der Berufswelt, die amerikanisch orientierte Jugendkultur und das Alltagsleben in der Zeit des "Wirtschaftswunders" vorgestellt. Eines dürfe man bei der Aufbruchsstimmung der Fünfziger Jahre allerdings nicht vergessen: Der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sei ein wichtiger Bestandteil dieser Epoche - auch im Landkreis Dachau. "Wir haben zwei Hörstationen installiert, bei denen man sich Ausschnitte von Interviews mit Zeitzeugen anhören kann", erzählt Schlichenmayer. Zusätzlich seien Informationstafeln, Schriftstücke und Fotografien Teil der Ausstellung. Neben der thematischen Unterteilung habe man außerdem verschiedene Bereiche eingerichtet, die das alltägliche Leben darstellen. So habe man für den Wohn- und Küchenbereich eine originale Weinflasche von 1957 auftreiben können. Im Bereich Freizeitvergnügen wartet noch etwas Besonderes auf die Besucherinnen und Besucher: zwei Schallplatten aus den Jahren 1958 und 1959 mit Liedern der "Hitparade", die bei der Ausstellung auch abgespielt werden sollen.

"Wir sind sehr stolz auf die gesamte Ausstellung", sagt Schlichenmayer. Die vorherige Ausstellung, die das Kriegsende und die Nachkriegszeit in Dachau gezeigt hatte, sei so erfolgreich gewesen, dass man sich für eine Ausstellung mit thematischem Anschluss entschieden habe. "Die Skepsis, ob die Fünfziger Jahre genügend Material liefern, war da. Aber wir haben einfach angefangen und festgestellt, dass diese Epoche sehr viel Interessantes und Wichtiges zu bieten hat."

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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