Gerichtsprozess:Schizophrener Mann flippt aus

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Bewohner einer Asyl-Unterkunft wehrt sich heftig gegen Verlegung

Im September 2015 kam Kingsley I. wie Tausende andere Migranten von Libyen aus in einem Boot nach Italien. Er hatte einen Traum und ein Ziel. Deutschland. Hier, so berichtete er am Montag vor dem Landgericht München II habe er Fußballprofi werden wollen und sich ein besseres Leben erhofft als in seiner Heimat Nigeria. Aus beidem wurde nichts. Sein Antrag auf Asyl wurde abgelehnt. Abgeschoben werden aber konnte er nicht. Denn Ärzte haben bei dem 27-Jährigen eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. In diesem Zustand kam es zu mehreren Vorfällen. Unter anderem Anfang Juni vergangenen Jahres in einer Unterkunft in Altomünster. Kingsley I. sollte in eine Einrichtung nach Vierkirchen verlegt werden. Als er sich dagegen zur Wehr setzte, eskalierte die Situation.

Er soll zwei Polizisten mit einer Glasflasche und einem Küchenmesser bedroht haben, als sie ihn mitnehmen wollten. Die Beamten zogen daraufhin ihre Pistolen, richteten die Mündungen auf den 27-Jährigen und forderten ihn auf, das Messer fallen zu lassen. Kingsley I. hielt sich jedoch die Klinge an die Brust und drohte, sich das Leben zu nehmen. Mitbewohner redeten auf ihn ein, das Messer fallen zu lassen. Als er dies tat, wurde er von den Polizisten überwältigt und gefesselt. Dabei soll er erheblichen Widerstand geleistet haben. Anfang Oktober vorigen Jahres soll es in einer Unterkunft in München, in der der 27-Jährige inzwischen wohnte, zu einem ähnlichen Vorfall gekommen sein. Kingsley I. soll vier Mitarbeitern unvermittelt damit gedroht haben, sie umzubringen. Zuvor hatte er sich mit einem anderen Bewohner gestritten und sollte deswegen in eine andere Einrichtung kommen. Die Heimleitung alarmierte die Polizei. Kingsley I. soll daraufhin so aggressiv geworden sein, dass die Beamten ihn fesselten. In einer Zelle der Polizeiinspektion Pasing biss er aus lauter Wut in eine Matratze und aß einen Teil des Schaumstoffs.

Zu Beginn der Verhandlung vor dem Landgericht sagte der 27-Jährige, er könne sich an nichts mehr erinnern. Nach seiner Festnahme war er im Isar-Amper-Klinikum einstweilig untergebracht worden. Mittlerweile lebt er wieder in einer anderen Unterkunft im Landkreis Fürstenfeldbruck. Sein Mandant gehe freiwillig zu den psychiatrischen Untersuchungen und lasse sich Depotspritzen verabreichen, sagte sein Verteidiger. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch die zeitlich unbefristete Unterbringung des 27-Jährigen in einer geschlossenen psychiatrischen Unterkunft beantragt. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 20.11.2018 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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