Gerda Hasselfeldt:Grande Dame der CSU

Gerda Hasselfeldt: Gerda Hasselfeldt ist weiterhin für die Allgemeinheit da.

Gerda Hasselfeldt ist weiterhin für die Allgemeinheit da.

(Foto: Toni Heigl)

Ex-Ministerin Gerda Hasselfeldt feiert ihren 70. Geburtstag

Von Gerhard Eisenkolb, Dachau

Es gibt auch eine andere CSU als die der testosterongesteuerten Scheuers, Seehofers oder Söders. Zu dieser anderen CSU gehört Gerda Hasselfeldt. Am Dienstag hat sie ihren 70. Geburtstag gefeiert. Als direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete für die Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck war sie bis 2017 fast 30 Jahre lang Ministerin, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Vizepräsidentin des Bundestags und stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion. Als Spitzenpolitikerin und Merkel-Vertraute war sie den Mächtigen immer nahe. Als Wichtigtuerin spielte sich Hasselfeldt aber nicht auf. Hierin ähnelt sie der Bundeskanzlerin.

Hasselfeldt blieb sich treu: Sie war die bescheidene, im Hintergrund wirkende Sachwalterin. Wichtiger als im Rampenlicht zu stehen, war es ihr, für die Bürger des Wahlkreises vieles zu erreichen - auch in Kooperation mit SPD-Bürgermeistern. Ihre Unaufgeregtheit, Solidität, Geradlinigkeit und ihr Fleiß machten sie zur Merkel der Landkreispolitik. Um zu verstehen, wie eine Hasselfeldt tickt, muss man wissen, dass sie im Dorfwirtshaus der Eltern im Bayerischen Wald sozialisiert wurde. Der Vater saß im Bundestag und hielt nichts von Frauen in der Politik. Sie arbeitete seit dem dreizehnten Lebensjahr als Bedienung, lernte zuzuhören, mit den Leuten zu reden und sich einzumischen. Und sie bekam vieles mit, was sie fürs Leben prägte. Beispielsweise die vielen Widersprüche und Kränkungen auszuhalten, die CSU-Patriarchen ihr als Frau zumuteten. Der dienenden Funktion der Servicekraft, also anderen das zu liefern, was sie ihr aufgetragen hatten, blieb sie in der Politik treu. Als Gesundheitsministerin wäre sie an den Widersprüchen nicht zu vereinbarender Interessen fast zugrunde gegangen. Als sie Magen- und Herzprobleme bekam, gab sie das Ministeramt auf.

Die junge Politikerin aus dem Bayerischen Wald wurde nicht mit offenen Händen empfangen, als sie sich um den Wahlkreis im Münchner Westen bewarb. Sie musste sich das Vertrauen der CSU erst erarbeiten. Am Anfang glaubte man ihr nicht, dass sie zehn Jahre im Wahlkreis bleiben wollte. Sie blieb fast dreimal so lange. Die Lage kehrte sich später um: Die hiesige CSU brauchte Hasselfeldt zur Stabilisierung ihrer dominierenden Rolle, wovon über Hasselfeldts Einfluss in Berlin wiederum die Bevölkerung profitierte.

Hasselfeldts Erfolgsrezept bestand darin, ihre Wahlkreisaufgaben ebenso ernst zu nehmen wie die Arbeit in Bonn und Berlin. Um in ihrer alten Heimat ein Leben nach der Politik dafür mit fünf Enkeln beginnen zu können, musste sie sich ganz zurückziehen. Sie leistet aber weiterhin als Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: