Genmais:Skandal um kontaminiertes Saatgut

Ein niedersächsischer Großhändler verkauft fünf Bauern gentechnisch belasteten Mais. Die Bauern waren ahnungslos - und klagen nun.

Robert Stocker

Der Skandal um gentechnisch belasteten Mais zieht auch im Landkreis Dachau Kreise. Nach Angaben des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck haben fünf Bauern aus dem Landkreis von einem niedersächsischen Agrargroßhändler verunreinigtes Saatgut bezogen und ausgebracht, ohne von der Belastung zu wissen. Die betroffenen Landwirte haben auf Anordnung der Regierung von Oberbayern die Pflanzen auf ihren Äckern bereits zerstört. Der Schaden für die Bauern beträgt vermutlich Zigtausende von Euro. Die Frage der Haftung wird derzeit juristisch geklärt.

Genmais: Fünf Landwirten ist gentechnisch belasteter Mais verkauft worden.

Fünf Landwirten ist gentechnisch belasteter Mais verkauft worden.

(Foto: ag.ap)

Eine erste Untersuchung hatte ergeben, dass das Saatgut zu 0,1 Prozent kontaminiert war. Die Regierung von Niedersachsen legte das Ergebnis der Untersuchung zunächst nicht vor, erst Wochen später gab sie eine entsprechende Mitteilung heraus. "Die betroffenen Behörden konnten deshalb erst sehr spät reagieren", sagt Alexander Kavka vom Landwirtschaftsamt. "Die Käufer des Saatguts wurden aufgelistet und der Regierung von Oberbayern übermittelt." Diese hörte dann die Landwirte an und forderte die Betriebe auf, das Saatgut zu vernichten.

Weil die Namen der Käufer des belasteten Saatguts erst relativ spät ermittelt wurden, hatten viele Landwirte den Gen-Mais schon angebaut - auch die fünf betroffenen Bauern im Landkreis Dachau. "Alle hatten schon ausgesät und haben jetzt die Felder umgebrochen", sagt Anton Kreitmair, Dachauer Kreis obmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der Schaden für die Landwirte ist beträchtlich.

Weil sie jetzt wieder neu aussäen müssen, können sie die übliche Fruchtfolge nicht mehr einhalten. Bis der neue Mais reifen würde, der für Biogasanlagen und das Vieh im eigenen Stall produziert wird, wäre es zu spät, um noch eine dritte Frucht auszubringen. Nun müssen die Landwirte etwas anderes pflanzen, dessen Ertrag möglicherweise geringer ist. Dazu kommt erheblicher Mehraufwand. Im Landkreis Dachau sind 42 Hektar Ackerland betroffen, pro Hektar kalkuliert Kreitmair mit einem Verlust von 1000 bis 1400 Euro.

"Man kann nur hoffen", sagt der Dachauer Kreisobmann, "dass die Landwirte nicht auf dem Schaden sitzen bleiben." Wenn der niedersächsische Agrargroßhändler der alleinige Schuldige sei, sei die Frage eindeutig geklärt. "Ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht, auch der Staat ist für mich nicht ganz unschuldig."

Bauernverband und das Landwirtschaftsamt in Fürstenfeldbruck stehen den Käufern des Saatguts beratend zur Seite. "Das wird auf eine Zivilklage hinauslaufen", mutmaßt Alexander Kavka vom Landwirtschaftsamt. "Wahrscheinlich werden unabhängige Sachverständige den Schaden der Landwirte schätzen. Vermutlich wird es dann eine Sammelklage geben, die über den bayerischen Bauernverband läuft."

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