Süddeutsche Zeitung

Gemeinderatssitzung:Fristverlängerung

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Diskussion um Mobilfunkmast in Pfaffenhofen an der Glonn geht weiter. Gemeinderat verschiebt Entschluss zum Standort am Bauhof. Bürgermeister Zech wartet auf Alternativvorschläge aus der Bevölkerung

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a. d. Glonn

Im Grunde schien Anfang September schon alles klar zu sein: Die Deutsche Telekom - vertreten durch ihre Tochter-Gesellschaft DFMG Deutsche Funkturm GmbH - hatte im Sommer nach jahrelanger Suche einen Standort für einen 40 Meter hohen Mobilfunkmast gefunden: beim Bauhof der Kommune, neben dem Kreisverkehr zwischen Wagenhofen und Pfaffenhofen. Doch die Sorgen in der Bevölkerung sind weiterhin groß, wie auch am Montagabend im Gemeinderat zu sehen war: Rund ein Dutzend Bürgerinnen und Bürger nahmen auf den Besucherrängen Platz - eine ungewöhnlich große Zahl für die kleinste Landkreis-Kommune. Das Gremium verschob daher seinen Entschluss, den Plänen des ehemaligen Staatskonzerns zum jetzigen Zeitpunkt zuzustimmen.

Bürgermeister Helmut Zech (CSU) schlug stattdessen eine Art Bürgerbeteiligung vor: Einwände und Alternativstandorte könnten dem Rathaus schriftlich bis zum 31. Januar übergeben werden. Allerdings steht schon am kommenden Freitag die jährliche Bürgerversammlung an, die erstmals in der neuen Glonntal Stub'n am Sportgelände des VfL Egenburg über die Bühne gehen wird (Beginn: 19.30 Uhr). Auch dort wird der Mobilfunkmast Thema sein.

Zech hatte einen Vertreter der DFMG zur Sitzung geladen, Thomas Bauer, ein Fachmann in Sachen Funk und Umwelt - wie auf seiner Visitenkarte zu lesen ist. Bauer referierte über den ständigen Zuwachs an mobilem Gesprächs- und Datenverkehr, der zwangsläufig zu einem Ausbau des Netzes führen müsse. "Früher konnten wir ganz München durch einen einzigen Sender am Olympiaturm versorgen, inzwischen sind mehr als dreihundert kleine Sendeanlagen im gesamten Stadtgebiet verteilt." Die Telekom, aber auch die anderen Mobilfunk-Lizenzinhaber, werden zudem "von der Politik" gedrängt, so Bauer, das gesamte Land zu versorgen. Bei der Ausschreibung zur neuen 5G-Lizenz - die nächste Generation des mobilen Datenverkehrs - werde eine 98-prozentige Versorgung des Bundesgebiets vorgeschrieben, berichtete der Experte. "Außerdem hat unser Chef - der Telekom-Vorsitzende Timotheus Höttges - dem Ministerpräsidenten Söder versprochen, bis 2020 eintausend weitere Sender in Betrieb zu nehmen." Zusätzlich zu den sechstausend bestehenden Anlagen.

Indes, der Gemeinderat sowie die Zuhörerschaft interessierten sich weniger für die politischen Zwänge des Konzerns, sondern vornehmlich für die gesundheitlichen Auswirkungen eines Mobilfunkmasts. Bauers Botschaft war klar: "Die Abstände sind im Bundesimmissionsschutzgesetz festgelegt." Das Gesetz richte sich nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, nach denen bei Abständen jenseits von 17 Meter vor einer Antenne und vier Meter unterhalb der Antenne keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten seien. Die Distanz zwischen dem Bauhof-Standort zum ersten Wohngebäude betrage jedoch rund 300 Meter, hob Bauer hervor: "Emissionen sind hier überhaupt kein Thema!" Prinzipiell gelte außerdem: Je geringer der Abstand zwischen Sender und Empfänger sei, umso geringer ist die Strahlung des Handys "am Ohr". Die Reichweite der Anlage wird laut Bauer bei rund 2,5 bis drei Kilometern liegen.

Gemeinderat Michael Gutmann (CSU/Parteifreie) erkundigte sich, ob die Strommasten im Glonntal als Aufhänger für mobile Datenanlagen genutzt werden könnten. Bauer sagte, dass sowohl Stromversorger als auch Mobilfunkanbieter eine Zeitlang derartige Kooperationen verfolgt hätten. "Doch der Aufwand ist für beide Seiten zu hoch", berichtete der Fachmann. So müsste zum Beispiel der Strom abgeschaltet werden, wenn Telekom-Techniker ihre Anlage warten wollten. Andererseits wird der Mobilfunk in Mitleidenschaft gezogen, wenn ein Strommast umknicke - wie vor einiger Zeit im westfälischen Münster geschehen.

Klaus Reindl (AWG) wollte wissen, ob die Gemeinde bei der Umsetzung des 5G-Netzes weitere Sender-Standorte zu erwarten hätte. Bauer bejahte prinzipiell, meinte aber auch, dass viele der bisherigen Antennen geeignet seien, die zusätzlichen 5G-Sender zu tragen.

Bürgermeister Helmut Zech fasste die Diskussion abschließend zusammen: "Grundsätzlich ist der gewählte Standort realisierbar." Allerdings solle den Bürgerinnen und Bürgern im nächsten Schritt die Gelegenheit gegeben werden, weitere Standorte zu benennen, die dann einer näheren Prüfung unterzogen würden. Entsprechende Schreiben nehme die Gemeindeverwaltung entgegen, so Zech. Als Frist einigte sich das Gremium auf den 31. Januar 2019. "In einer der folgenden Sitzungen wird sich der Gemeinderat dann erneut mit dem Standortthema befassen", sagte Zech.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2018
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