Sparmaßnahmen:Sparen, sparen, sparen

Der Karlsfelder Hauptausschuss stellt auch lange geplante Projekte auf den Prüfstand, weil das nötige Geld in der Haushaltskasse fehlt

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Alles ist auf dem Prüfstand in diesem Jahr. Bei den Haushaltsberatungen in Karlsfeld dürfe es "keine Denkverbote und keine heiligen Kühe geben", so Vizebürgermeister Stefan Handl (CSU). Und so ging der Hauptausschuss am Dienstag jedem einzelnen Posten auf den Grund. Einige Projekte hatten das Nachsehen.

So sind die Fahrradständer, die auf der Ostseite des Bahnhofs installiert werden sollten, trotz aller Appelle des Fahrradbeauftragten Franz Trinkl (SPD) nun doch dem Spardiktat zum Opfer gefallen - zumindest vorerst. 480 000 Euro hätte die Gemeinde dafür investieren müssen. Zu viel in Zeiten leerer Kassen, befand die Mehrheit und verschob das Projekt. "Wir wollen eine fahrradfreundliche Kommune werden, geben aber keinen Euro für den Radverkehr aus. Das ist nicht in unserem Sinne", sagte Beate Full (SPD). Christina Bosch vom Tiefbauamt erklärte, dass es zwar Förderungen für derartige Projekte gebe, doch könne die Gemeinde auf keinen Fall mit mehr als 40 oder 50 Prozent der Gesamtkosten rechnen. Zudem müsse sie das Geld vorschießen können. "Wir wissen nicht, wann wir das Geld bekommen", gab Kolbe zu bedenken. Noch dazu müsse die Kommune Grund von der Bahn kaufen oder pachten, so Bosch.

Der Friedwald, den viele gerne auf dem Friedhof gehabt hätten und der eigentlich längst beschlossen war, wurde ganz gestrichen. "Es wäre eine tolle Geschichte gewesen, aber wir kriegen mehr Plätze heraus, wenn wir die Urnenwand erweitern", erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Statt 135 000 Euro werden so nur 80 000 Euro benötigt. Aufschiebbar ist die Erweiterung nicht: "Wir haben keine Kapazitäten mehr. Die Nischen gehen zur Neige", sagte Bosch. Auch die Totenglocke und die von der Kirche gewünschten beheizbaren Sitze für die Aussegnungshalle sind derzeit nicht realisierbar.

Auch wenn Beerdigungen im Winter für die Trauergemeinden etwas erträglicher würden. An den Straßen könne man eigentlich nichts mehr sparen, gab die Tiefbauexpertin zu bedenken. Die Gemeinderäte hatten überlegt, statt 400 000 Euro nur die Hälfte in den Haushalt einzustellen. "Wir hatten einen harten Winter und damit stark vorgeschädigte Straßen", sagte Bosch. Das Ausmaß der Schäden sei noch nicht überschaubar. "Wir haben einen immensen Investitionsstau und sind jetzt an einem Punkt, wo es kippt. Wir müssen gegebenenfalls mit Verkehrsbeschränkungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen arbeiten." Adrian Heim (Bündnis) mahnte sofort, eine Reduzierung der Mittel "können wir uns nicht leisten". Er erinnerte an den Gutachter, der Karlsfeld empfohlen hatte, jedes Jahr mindestens 700 000 Euro für die Instandhaltung zur Verfügung zu halten. Eine Verschlechterung der Straßen wollte niemand riskieren und so blieb es beim Ansatz.

Bis 2023 soll der gesamte öffentliche Raum barrierefrei sein, so fordert es das Bayerische Gleichstellungsgesetz. Deshalb kann der Umbau der Bushaltestellen nicht auf die lange Bank geschoben werden. In Karlsfeld sind erst ein Drittel von insgesamt 74 Haltestellen barrierefrei. Heuer tut die Investition besonders weh. Zwei Haltestellen sollen in Angriff genommen werden - Rathausstraße und Hallenbad. Noch bekomme man eine Förderung, so Bosch. Doch auch hier muss die Gemeinde in Vorleistung gehen. "Wir warten noch immer auf das Geld für die Mensa der Mittelschule, die vor fünf Jahren gebaut wurde", sagte Kolbe finster. Statt 150 000 Euro ist das Budget für die Bushaltestellen nun auf 80 000 Euro zusammengestrichen.

"In diesen Zeiten 50 000 Euro auszugeben, um den Fußballrasen in gutem Zustand zu halten - da kann man das Geld besser anlegen", monierte Full. Damit der Rasen am Seeplatz und den Tribünenplätzen nicht kaputt gehe, sei Pflege mit Hilfe einer Beregnungsanlage (35 000 Euro) nötig, erklärte Gebäudemanager Marco Mühlenhoff. TSV-Präsident und CSU-Gemeinderat Rüdiger Meyer sagte, man könne die Plätze nicht einfach liegen lassen. Der Verein habe 26 Fußballmannschaften und brauche sie. Durch die Coronakrise habe man viele Kinder verloren, umso wichtiger sei es durchzustarten, sobald es gehe. Die Anschaffung eines neuen Rasenmähers wurde geschoben (50 000 Euro), die Schneefräse gestrichen. Damit die Duschen irgendwann wieder benutzt werden können, will man aber Geld bereithalten.

250 000 Euro spart sich die Gemeinde, wenn sie die Wohnung über dem alten Feuerwehrhaus nicht saniert. Allerdings kann diese dann auch nicht genutzt werden. Ein Teil der Verwaltung sollte dort hinziehen. Ganz unproblematisch ist die Entscheidung nicht, denn Kälte und Schimmel dringen ein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: