Gemeinderat:Hebertshausen sucht den besten Internetanbieter

Während die Telekom Kupferleitungen optimiert, will ein anderes Unternehmen die modernere Glasfaser verlegen

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Rasch Geld überweisen, neueste Frühjahrsmode shoppen, den nächsten Urlaub buchen oder Serien streamen: Weil viele Alltagsgeschäfte inzwischen im Netz erledigt werden, wird ein leistungsfähiger Internetanschluss immer wichtiger. Viele Gemeinden im Landkreis haben daher in den vergangenen Jahren den Breitbandausbau vorangetrieben. Doch die Technik entwickelt sich rasant: Als zukunftsfest gilt nur mehr ein System, das mit Glasfaserleitungen jedes Haus und jede Wohnung erschließt. So ein Netz könnte das Unternehmen Deutsche Glasfaser in Hebertshausen, Deutenhofen, Ampermoching und Prittlbach verlegen. Kostenlos für die Gemeinde, sofern 40 Prozent der Bürger einen Zweijahresvertrag abschließen. Die Nachbarkommune Haimhausen hat sich bereits zu einer Kooperation mit dem privaten Netzbetreiber entschlossen. Auch in Hebertshausen denken die Gemeinderäte nun über diese Option nach.

Momentan entwickelt sich die Breitbandversorgung in Hebertshausen kurios: In den großen Ortschaften wurde das alte Kupfernetz bereits technisch optimiert, bis 2019 will die Telekom mit dem sogenannten Vectoring noch mehr herausholen und Übertragungsraten bis 100 Megabit (MB) pro Sekunde bereitstellen. Gleichzeitig werden aktuell die letzten, bisher unversorgten Gebiete ans Netz angeschlossen, und zwar zeitgemäß mit Glasfaser. Die Folge: Weiler und kleine Dörfer sind bald besser versorgt, als die zentralen Orte, erklärte Bürgermeister Richard Reischl (CSU) im Gemeinderat.

Doch für die Verlegung von Glasfaser dort, wo schon Kupferkabel liegen, gibt es momentan keine Fördergelder. "Dafür ist die Versorgung zu gut." In dieser Situation erscheint das Angebot der Deutschen Glasfaser attraktiv. Das Unternehmen bietet an, ein Glasfasernetz in den vier zentralen Orten zu verlegen, ohne Kosten für die Gemeinde. Voraussetzung ist nur, dass sich zuvor 40 Prozent der Bürger für zwei Jahre vertraglich binden. Die Konditionen seien vergleichbar mit denen der Telekom, sagt Reischl.

Glasfasertechnik "ist zwingend notwendig", befindet Martin Gasteiger (FBB). Allerdings hat Gasteiger so seine Zweifel, ob sich genügend Bürger für einen schnellen Internetanschluss mit Übertragungsraten bis 500 MB interessieren. In Haimhausen sei dies gelungen, allerdings mit einer intensiven Werbekampagne, erklärte Martin Herkommer von Deutsche Glasfaser. Auch Unterweilbach einzubinden, forderte Clemens von Trebra (CSU). Bedenken gab es zur technischen Ausführung. Die Glasfaserleitungen würden kostensparend nur 30 Zentimeter tief im Boden verlegt, sagte Gasteiger. Allerdings biete sich Hebertshausen keine Alternative: Auf die Telekom und ein weiteres Förderprogramm der Regierung zu warten, "da werden wir schwarz", sagt Gasteiger. Wollte Hebertshausen nach dem Vorbild von Altomünster oder Indersdorf das Netz in Eigenregie aufbauen, müssten zehn bis zwölf Millionen Euro investiert werden. Das kann sich die Gemeinde nicht leisten. Grundsätzliche Bedenken äußerte Marianne Klaffki (SPD), da hinter der Deutschen Glasfaser die niederländische Investmentgesellschaft Reggeborgh und der internationale Finanzinvestor KKR stehen.

Aber mit der Telekom, längst auch ein Privatunternehmen, "sind wir schließlich nicht verheiratet", sagte Rathauschef Reischl. Und stellte klar: Das Projekt mache keinen Sinn, wenn das Unternehmen Deutsche Glasfaser als "amerikanische Heuschrecke" gesehen werde. Sollte sich der Gemeinderat für das Projekt entscheiden, "müssen alle an einem Strang ziehen", betonte auch Martin Gasteiger (FBB). Eine Entscheidung wird in einer der nächsten Sitzungen fallen.

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