Gemeinderat-Debatte:Die zwei Seiten der Medaille

Gemeinderat-Debatte: Petershausens Bürgermeister Marcel Fath.

Petershausens Bürgermeister Marcel Fath.

(Foto: Toni Heigl)

Petershausener Gemeinderäte beenden die Hängepartie um die Kriterien der Bürgerehrung. Mehrheitlich entscheiden sie sich nun für ein Punktesystem plus einer individuellen Wertung

Von Petra Schafflik, Petershausen

Sportverein, Feuerwehr, Kulturkreis, Naturschutz oder Nachbarschaftshilfe: Auch in Petershausen ist es das ehrenamtliche Engagement rühriger Bürger, das die Menschen zusammenbringt. Um diesen Einsatz auch öffentlich zu würdigen, hat die Gemeinde 2016 erstmals nach längerer Pause wieder Bürgermedaillen an vier verdiente Persönlichkeiten vergeben. Doch dann kam die gerade neu belebte Tradition erneut ins Stocken. Denn dem Gemeinderat ist es trotz zahlreicher Diskussionen nicht gelungen, sich auf Kriterien für die künftige Auswahl geeigneter Würdenträger zu einigen. Die ursprünglich wieder für 2018 vorgesehene Verleihung wurde storniert. Nun aber drängte Bürgermeister Marcel Fath (FW) im Gemeinderat auf eine Lösung, um dieser Hängepartie ein Ende zu bereiten. Nach erneuter Debatte einigten sich die Räte schließlich mehrheitlich auf ein Punktesystem nach Vierkirchener Vorbild plus individueller Wertung. Auch dieses Modell gefällt nicht allen. Mit Nein stimmten Albert Kirmair (CSU) und Inge Dinauer (parteilos).

Wo in anderen Gemeinden regelmäßig in größter Einmütigkeit Auszeichnungen an Ehrenamtliche vergeben werden, machen es sich die Gemeinderäte in Petershausen schwer mit der Würdigung verdienter Männer und Frauen. Die Bürgermedaille, nach ihrer Einführung 1998 nur bis 2000 verliehen, wurde zwar vor zwei Jahren als Auszeichnung wieder belebt. Danach aber entwickelte sich die Suche nach einem objektiven Kriterienkatalog zu einer unendlichen Geschichte. Vom Sozialausschuss schon erarbeitete Kriterien wurden beschlossen, um danach wieder in Frage gestellt zu werden.

So kam es zu der unerfreulichen Situation, dass seit vorigem Jahr im Rathaus eine ganze Reihe von Vorschlägen für weitere Bürgermedaillen-Träger liegt. Doch mangels Bewertungsvorgaben habe der Rat bisher keine Entscheidung treffen können, bedauerte Bürgermeister Fath. Um dem Wunsch nach objektiven Kriterien entgegenzukommen, lag nun der in Vierkirchen bewährte Punktekatalog auf dem Tisch, der vor allem auf das Engagement in Vereinen und Organisationen abzielt. Eine "Öffnungsklausel" erlaubt aber die Würdigung persönlicher Leistungen, die das Punkteschema nicht erfasst. Neu ist, dass künftig die Bürgermedaille abgestuft in Silber oder Gold zuerkannt werden kann. Ein System, mit dem sich Freie Wähler und SPD anfreunden konnten. "Ein starres Bewertungssystem habe ich bisher nicht unterstützt, aber eine individuelle Einstufung bleibt möglich, das ist mir das Wichtigste", betonte Josef Mittl (FW). Für viel zu oberflächlich hält Albert Kirmair (CSU) dagegen diese Punkte-Vergabe. Viele Bürger engagierten sich ausdauernd, ohne gleich Posten im Verein zu bekleiden. Und die von den Befürwortern gelobte Öffnungsklausel führe mit ihrer subjektiven Einschätzung das sachliche Punktesystem wieder ad absurdum, so Kirmair. Doch Rathauschef Fath drängte auf eine Lösung, die Kritiker bat er um Gegenvorschläge. "Nach zwei Jahren Debatte muss der Gemeinderat endlich liefern", betonte auch Mittl (FW). Um Verständnis bat Josef Gerer (CSU). "Das Thema ist schwierig, weil es gerecht zugehen soll."

Schließlich einigten sich die Gemeinderäte auf ein sowohl als auch: Zusätzlich zur neuen Satzung nach Vierkirchner Modell werden die bereits 2017 im Sozialausschuss erarbeiteten Vorgaben als Präambel übernommen. Darin ist etwa festgeschrieben, Bürgermedaillen nur alle zwei Jahre zu vergeben und die Zahl der lebenden Medaillenträger auf 20 zu begrenzen. Das schränkt die Vergaben ein, denn aktuell leben im Ort bereits acht mit der Bürgermedaille ausgezeichnete Frauen und Männer. Vorschläge für neue Preisträger sollen von den Bürgern kommen, zusätzlich zu den bereits im vorigen Jahr eingereichten Namen. Über die Vergabe der Bürgermedaillen entscheidet dann der Gemeinderat.

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