Gegen die Mäh-Wut:Weniger ist mehr

Gegen die Mäh-Wut: Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins, appelliert an Kommunen und Bürger, lieber etwas unordentlichere Straßenränder zu akzeptieren, als alles abzumähen und Insekten den Lebensraum zu nehmen.

Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins, appelliert an Kommunen und Bürger, lieber etwas unordentlichere Straßenränder zu akzeptieren, als alles abzumähen und Insekten den Lebensraum zu nehmen.

(Foto: Toni Heigl)

Jagdschutzverein sieht Artenvielfalt von Mähfahrzeugen bedroht

Der Jagdschutz- und Jägerverein Dachau (JJVD) sorgt sich um Insekten und Kleinlebewesen. Wie Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des JJVD mitteilt, rückten in diesen Wochen aus den Bauhöfen vieler Städte und Gemeinden wieder die Mäh- und Mulchfahrzeuge aus, um Straßen-, Weg-, Grabenränder und andere Freiflächen "aufzuräumen und schön sauber zu halten, auch wenn dort die Pflanzen jetzt in voller Blüte stehen". Wittmann sieht deshalb unzählige Arten - Wildbienen und andere Insekten, Schmetterlinge und Kleinlebewesen - vom sicheren Tod bedroht.

Das Mähen und Mulchen vernichte wertvollen Lebensraum. "Ohne blühende Kräuter und Unkräuter gibt es keine Nahrungsgrundlage für Tausende verschiedener Arten", sagt der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins. "Für viele Insekten wird die Mahd zur Todesfalle. Sie werden kurzerhand mitgeschreddert oder vom Sog getötet und fehlen damit auch vielen heimischen Vögeln, die gerade jetzt zur Aufzucht der Jungen Insektennahrung benötigen." Wittmann nennt beispielsweise die Rauschwalben, die für die Aufzucht einer Brut rund 120 000 Fluginsekten benötigen - das sind etwa 1,2 Kilogramm.

"Wir wünschen uns deshalb," so Wittmann, "dass die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden umdenken und den Artenschutz schon jetzt und heute ernst nehmen und umsetzen, auch bevor das neue Gesetz zum Erhalt der Artenvielfalt beschlossen wird."

Umdenken müssen seiner Meinung nach auch die Bürger. Deshalb wirbt der JJVD um mehr Verständnis für "unordentliche" Wegränder und Grünflächen. "Weniger ist mehr", sagt der JJVD-Vorsitzende. "Ungemähte oder verblühte Weg- und Grabenränder mögen auf den ersten Blick ungepflegt aussehen, aber sie sind wertvoller Lebensraum in unserer so stark zersiedelten und versiegelten Landschaft." Insekten fielen schließlich nicht vom Himmel, sie benötigten für ihre Entwicklung vom Ei zum fertigen Insekt Pflanzenmaterial. "So brauchen zum Beispiel die Florfliegen hohle Stängel zur Eiablage, Schmetterlingsraupen Futterpflanzen wie die Brennnessel oder Libellenlarven Pflanzenteile, an denen sie aus dem Wasser klettern können."

Damit in Städten und Dörfern auch Insekten und Kleinlebewesen sowie mit ihnen im ökologischen Zusammenspiel auch Hase, Rebhuhn und Fasan wieder eine Chance haben, appelliert Ernst-Ulrich Wittmann an die Verantwortlichen in dem Kommunen und an die Bürger, den Artenschutz und den Erhalt der Artenvielfalt zu unterstützen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: