Gefunden:Streit um Mobilfunkmast

Nach langen Debatten entscheidet sich der Schwabhauser Gemeinderat für einen Standort am Friedhof von Oberroth

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Das Thema Mobilfunk ist in Schwabhausen seit langem umstritten: Bereits vor Jahren wurde ein erster Mobilfunkmast im Norden von Schwabhausen nach heftigem Bürgerprotest abgebaut. Der Vertrag mit dem Anbieter wurde nicht mehr verlängert. Als Kompromiss genehmigte die Gemeinde später einen Standort etwas weiter von der Wohnbebauung entfernt am Waldrand.

Jetzt musste sich der Gemeinderat erneut mit der Frage eines geeigneten Standorts für einen zweiten Masten befassen: Er soll in Oberroth aufgestellt werden, wo der Handyempfang bislang besonders schlecht ist. In der jüngsten Sitzung des Rats entschied sich die Mehrheit im Rat trotz einiger Bedenken für den von Mobilfunkanbieter Telekom favorisierten Standort auf einem gemeindlichen Grundstück am Oberrother Friedhof. Der Entscheidung waren Diskussionen im Gemeinderat, Gespräche mit Telekomvertretern vorangegangen.

Von Georg Sonnenberger (Freie Wähler Schwabhausen) wurde am Dienstag im Gemeinderat vorgeschlagen, eine Bürgerbefragung zu machen. Der anwesende Telekommitarbeiter wollte davon allerdings nichts hören: Er drängte auf eine rasche Entscheidung. "Ihr hättet ein halbes Jahr Zeit gehabt", beschied er den Ratsmitgliedern. "Wenn wir heute nichts finden, kommt während der nächsten fünf Jahre sicher nichts mehr." Würden sich die Gemeinderäte mit dem von der Telekom bevorzugten Standort am Friedhof "nicht anfreunden können", dann müsste das Unternehmen selber nach einem passenden Platz für den Mast suchen.

Mit dem geplanten Standort können sich vor allem manche Oberrother nicht wirklich "anfreunden". Sie empfänden eine Situierung am Friedhof pietätlos, sagt Josef Perchtold, UBV-Vertreter aus dem Gemeindeteil Oberroth. Außerdem brauche man den Platz vielleicht später für eine Friedhofserweiterung, gab er zu bedenken. Hinzu komme, dass sich mancher in der nahen Wohnsiedlung grundsätzlich daran störe, in unmittelbarer Nähe zu einem Mobilfunkmasten zu leben.

Josef Perchtold hatte einen anderen Standort etwas weiter außerhalb des Ortes an der Straße nach Großberghofen vorgeschlagen, den die Telekom aber wegen der angeblich etwas niedrigeren Lage im hügeligen Terrain ablehnte: Der Mast müsste hier höher gebaut werden, würde weniger gute technische Ergebnisse liefern und sein Bau käme das Unternehmen teurer, hieß es. Auch Standorte am Regenrückhaltebecken und am Ende der Westergasse wurden verworfen. Private Grundeigentümer, die von der Gemeinde angefragt worden waren, hatten laut Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) kein Interesse gezeigt.

Neben Josef Sonnenberger plädierten auch andere Gemeinderäte für eine Befragung der Bürger. "Das sind wir ihnen schuldig", erklärte etwa Dieter Rubner (UBV). Auch Harald Jörg (FWS) hätte den Bürgern gern "14 Tage Zeit gegeben", um ihre Meinung in der Sache zu äußern, und Florian Scherf (CSU) plädierte dafür, "sich das Ganze nochmal anzuschauen.".

Josef Baumgartner befürchtete dagegen, dass eine Bürgerbefragung "einen Kleinkrieg in Oberroth" auslösen könnte. Argumentationshilfe bekam er von Hans Bopfinger, dem Fraktionssprecher von Freien Wählern und Bürgerblock Arnbach. "Wir sind gewählt, um für die Bürger zu entscheiden und dürfen uns hier nicht einfach wegducken", erklärte er. "Wir müssen uns der Verantwortung stellen."

Als man schließlich zur Abstimmung kam, entschied sich die große Mehrheit für den umstrittenen Standort am Friedhof. Lediglich Dieter Rubner und Josef Perchtold blieben bei ihrer Meinung: Sie wollten sich dem Votum pro Friedhof nicht anschließen.

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