Gastspiel:Vier Damen im Hochzeitsrausch

Das Musical "Höchste Zeit" im Karlsfelder Bürgerhaus

"Die Ehe ist eine gegenseitige Freiheitsberaubung in beiderseitigem Einvernehmen", schrieb der Schriftsteller Oscar Wilde. Das Thema Ehe behandelte nun auch die Konzertdirektion Landgraf in ihrem Hochzeits-Musical "Höchste Zeit", das im Karlsfelder Bürgerhaus gastiert hat. Schnelle Dialoge, Running Gags, witzige Tanz- und Slapstickeinlagen, eine Reihe bekannter Hits aus Pop bis Soul, überraschende Inszenierungsideen sowie ein talentiertes, professionelles Ensemble sorgten für einen vergnüglichen Abend.

Regisseurin Katja Wolff, Carsten Gerlitz (Texte und Arrangements) und Tilmann von Blomberg haben mit "Höchste Zeit!" nach den "Heißen Zeiten" wieder eine "Hormon-Revue" ausgeheckt. Vier ungleiche Damen finden sich darin zum trunkenen Junggesellinnen-Abschied zusammen und geraten in einen Hochzeitsrausch. Dass dabei nicht alles glatt geht, versteht sich von selbst, denn zwischen Freudentränen und Panikattacken sehen sich Hausfrau, Karrierefrau, Vornehme und Junge vor die großen Fragen des menschlichen Miteinanders gestellt. Im übrigen sorgen eine erotische Begegnung im Hotelfahrstuhl, ein verschwundener Bräutigam und jede Menge Champagner für Aufregung. Die vier Chaos-Ladys unterhielten mit bösartig umgetexteten Hits der Pop- und Schlagerliteratur von Marianne Rosenberg, Brotherhood of Man bis zu Sailor.

Mit von der Partie war die bekannte Entertainerin, Sängerin und Schauspielerin Angelika Mann, auch "Lütte" genannt, die als Hausfrau für gute Stimmung sorgte. Der absolute Top-Star der DDR-Rockszene wird seit ihrer Übersiedlung nach Westberlin 1985 auch als Schauspielerin und Kabarettistin deutschlandweit gefeiert. Nach ihrer Ausbildung zur Sängerin und Pianistin begann 1973 ihr Senkrechtstart in den ostdeutschen Medien mit dem Song "Na und". Unter anderem rockte sie mit ihrer Version von Chuck Berrys "Johnny B. Goode" (hier: "Ich will mehr") im Karlsfelder Bürgerhaus die Bühne und kam zu dem Schluss, mit dem langweiligen Hausfrauen-Leben abzuschließen.

Die heiratswillige, bissige Karrierefrau - brillant gespielt von Charlotte Heinke - kann nach einer durchzechten Nacht und einem verschwundenen Bräutigam schließlich doch ihre Hochzeit feiern. Die beliebte Musical-Darstellerin spielte die Hauptrolle der Lisa Wartberg in den Premierenbesetzungen des Udo-Jürgens-Musicals "Ich war noch niemals in New York" in Hamburg, Stuttgart und Oberhausen. Die in Hannover geborene Sängerin erhielt bereits während ihrer Schulzeit Gesangs-, Geigen- und Klavierunterricht. Sie studierte an der Hamburger Stage School of Music, Dance and Drama sowie an der Stella Academy.

Nini Stadlmann glänzte in der Rolle der schüchternen Jungmutter, die gerne heiraten will, jedoch nicht gefragt wird. Im Laufe des Treffens mit den anderen Damen wird sie immer gelöster und findet zum Schluss auch ihr Glück. Die gebürtige Wienerin arbeitet seit 1999 als freischaffende Sängerin und Choreografin in Berlin.

Die von der Liebe enttäuschte Vornehme wird von Heike Jonca gemimt, die ebenso durch ihre trockene Komik besticht. Die in Halle/Saale geborene Schauspielerin studierte an der Theaterhochschule Leipzig. Anschließend war sie von 1979 bis 1986 in Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) engagiert. Berliner Theater-Fans kennen sie auch aus Aufführungen am Renaissancetheater, am Theater 89 oder am Theater am Palais. In dem Stück "Höchste Zeit" zögert sie immer wieder ihren Scheidungstermin heraus, bis auch sie am Ende eines besseren belehrt wird.

Die Musical-Komödie bot unterhaltsame Stunden mit Charme, Esprit, Witz und freche Dialoge und natürlich für alle ein Happy-End. Am Ende standen alle Besucher im Saal und tanzten mit den Powerfrauen mit. "Wieder einmal ein unvergesslicher Abend im Bürgerhaus", resümierten die Veranstalter, denen es offensichtlich auch sehr viel Spaß gemacht hat.

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