Corona-Maßnahmen:Behörden zeigen Präsenz

Corona Regeln

Doppelt hält besser: Nicht nur die Gastronomen kontrollieren ihre Gäste, auch die Gastronomen werden kontrolliert.

(Foto: N.P.JØRGENSEN)

In den vergangenen beiden Wochen haben Mitarbeiter des Landratsamts "weit über 100 Betriebe" im Landkreis auf Einhaltung der 2G-Regeln kontrolliert. In 28 Fällen gab es Beanstandungen. Strafen wurden nicht verhängt

Von Julia Putzger und Jacqueline Lang, Dachau

"Einmal den 2G-Nachweis, bitte!" - Wer dieser Tage in einem Gasthaus speisen, beim Bäcker gemütlich einen Kaffee trinken oder eine Veranstaltung besuchen möchte, kennt diesen Satz nur zu gut. Die Kontrolle des entsprechenden Nachweises, die auf die Aufforderung hin folgt, variiert jedoch stark. Während mancher Kellner am Eingang nur einen flüchtigen Blick auf den Bildschirm des Smartphones oder in den analogen Impfpass wirft, lassen andere sich genügend Zeit, um die Angaben des Zertifikats auch mit denen im Personalausweis zu vergleichen und den QR-Code einzuscannen. Mehr Schein als Sein also? Zumindest in manchen Fällen wird man dieses Gefühl nicht los.

Vermehrte Kontrollen, ob die 2G-Regel eingehalten wird und die Überprüfungen der Gäste auch Hand und Fuß haben, sollen das nun ändern. Allein die Teams des Dachauer Landratsamts, das aktuell 15 Personen für diese Kontrollen einsetzt, haben in den vergangenen beiden Wochen laut Pressesprecherin Sina Török "weit über 100 Betriebe" überprüft. Aalglatt lief es dabei keinesfalls: In 28 Fällen gab es Beanstandungen. Werden Mängel festgestellt, bedeutet das für den Lokalbesitzer oder Veranstalter im Landkreis allerdings nicht gleich eine Geldstrafe. Stattdessen gibt es eine Verwarnung und die Kontrolleure statten dem Betrieb in den folgenden Tagen einen erneuten Besuch ab. Funktionieren die Kontrollen dann immer noch nicht einwandfrei, drohen Bußgelder in Höhe von bis zu 5000 Euro. "Wir wollen mit den Corona-Maßnahmen kein Geld verdienen", erklärt Török die zweite Chance für die Betriebe als Prämisse des Landrats.

So weiß auch Michael Groß, Gastwirt in Bergkirchen und Dehoga-Kreisvorsitzender, bisher von keinem seiner Kollegen von gegen sie verhängten Strafen. Trotzdem: Für die Gastronomen sei es zunächst schon "unangenehm", wenn plötzlich Polizisten vorbeikommen, "aber es hilft halt nix", so Groß. Zumal, auch das wurde ihm als Kreisvorsitzenden zurückgemeldet, die Beamten "sehr freundlich" gewesen seien bei den Kontrollen.

Neben den 15 Mitarbeitern aus dem Landratsamt kümmern sich im Landkreis die Beamten der Polizeiinspektion Dachau um die Kontrollen. Sie begleiten die Teams aus dem Landratsamt oder aus den örtlichen Ordnungsämtern, die ebenfalls Prüfungen vornehmen. In der Stadt Dachau ist dafür die Gaststättenabteilung des Bürgerbüros zuständig, erklärt Hauptamtsleiter Josef Hermann. Bisher kann er nicht klagen über die Dachauer Gastwirte: Bei der Kontrolle von sieben Betrieben am vergangenen Wochenende habe man keinen einzigen Verstoß festgestellt. Damit ist die Sache jedoch nicht erledigt, denn auch in Zukunft wird es regelmäßige Kontrollen geben. "Aber wann, das kann ich Ihnen natürlich nicht mitteilen", sagt Hermann.

"Wir spielen sicher nicht Geheimpolizei", versichert Andreas Aichele, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Denn bei den Kontrollen gehe es vor allem darum, Präsenz zu zeigen und zu vermitteln, dass man sich um die Umsetzung der Vorschriften kümmere. Landratsamtssprecherin Török erzählt jedoch, dass es durchaus auch inkognito Überprüfungen gebe, bei denen die Kontrolleure sich die Situation erst einmal in Ruhe ansehen, bevor sie sich selbst ausweisen. In den meisten Fällen überprüfe man aber nur, ob die Kontrolle am Eingang ordentlich durchgeführt wird und verzichte dann auf eine weitere Nachprüfung bei den Gästen.

Anders in der Stadt Dachau: Laut Amtsleiter Hermann lasse man sich die Zertifikate und Ausweise der anwesenden Gäste auch dann zeigen, wenn es bei den Kontrollen am Eingang keine Auffälligkeiten gab. Schulungen, auf was die Betriebe bei den Einlasskontrollen achten müssen, gab es laut Landratsamt übrigens nicht: "Das sollten mittlerweile alle wissen", sagt Török.

Doch was, wenn die Wirte bei der Kontrolle ihrer Gäste die Echtheit eines Dokuments anzweifeln müssen? "Wir sind nicht die Polizei", stellt Groß klar. Wenn selbst Apothekerinnen und Ärzte Probleme hätten, Fälschungen als solche zu erkennen, könne man nicht vom Gastronomiepersonal verlangen, dass sie dies können. Er jedenfalls werde sicherlich nicht mit einem Gast darüber streiten, ob der Impfpass nun echt sei oder eine Fälschung. Grundsätzlich gebe es aber kaum mehr Diskussionen mit den Kunden, die Kontrollen liefen weitgehend reibungslos. Gäste wie Personal seien routiniert, "es sind alle vorbereitet". Und fragt man Groß, dann hat er ohnehin ganz andere Sorgen: Seit dieser Woche ist ein Großteil seines Personals wieder in Kurzarbeit, es hagelt Stornos für abgesagte Weihnachtsfeiern, sein Geschäft ist um die Hälfte eingebrochen. Vielen Kolleginnen und Kollegen gehe es ähnlich. "Die Ausweiskontrollen sind unser kleinstes Problem, für viele geht es längst um die Existenz."

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