Fußball:Krönung eines Lebenswerks

Die Fußballbegeisterten im Landkreis sind im Freudentaumel: Der FC Pipinsried hat den Aufstieg in die Regionalliga geschafft.

Von Benjamin Emonts, Altomünster

Der FC Pipinsried hat die Sensation vollbracht. Der Verein aus der 557-Einwohner-Ortschaft in der Marktgemeinde Altomünster ist am Montag als erste Fußball-Mannschaft des Landkreises Dachau in die Regionalliga, die vierthöchste deutsche Spielklasse im Volkssport Fußball, aufgestiegen. Im Sportpark Ronhof im fränkischen Fürth, wo sich der Traum vom Aufstieg erfüllte, fieberten Hunderte Fußballbegeisterte aus dem Landkreis mit. Der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CDU) sagt am Tag danach mit heiserer Stimme: "Das ist ein einmaliger Erfolg. Ich finde es toll und bin stolz darauf."

05 06 2017 Fussball Saison 2016 2017 Relegation Regionalliga Rückspiel SpVgg Greuther Für

Die Mannschaft des FC Pipinsried hatte beim Auswärtsspiel in Fürth kräftige Unterstützung von den Fans aus dem Landkreis Dachau.

(Foto: Imago/Zink)

Löwl trug auf der Tribüne einen Fan-Schal in den Pipinsrieder Vereinsfarben gelb und blau. Zurück aus Fürth, schaute er abends im Sportheim der Sieger vorbei. Eine Altomünsterer Brauerei spendierte reichlich Freibier. Spieler, Trainerteam und Fans feierten bis spät in die Nacht. Allein der Mann, der den wohl größten Anteil am Aufstieg hat, fehlte: der Präsident und Patriarch Konrad Höß.

Während seine Frau Kathi mit den jungen Burschen bis in die Nacht getanzt haben soll, blieb Höß in der Stunde seines größten Erfolgs lieber zu Hause. "Ich bin ein stiller Genießer, ich sauge das alles in mich hinein", sagt er am nächsten Morgen und verweist auf Franz Beckenbauer. Der war nach dem WM-Sieg der Deutschen 1990 ebenfalls ganz still und in sich gekehrt über den Platz gegangen.

"Der Höß liegt immer richtig."

Dass Höß sich mit den ganz Großen des Fußballs vergleicht, kennt man von ihm. Er sagt am Dienstagvormittag auch Sätze wie: "Der Höß liegt immer richtig." Oder: "Wenn ich 1860 als Präsident geführt hätte, wären sie mit Sicherheit noch in der Bundesliga." Der 76-Jährige ist nicht der Typ, um tiefzustapeln. "Der ganze Landkreis" sei zum entscheidenden Spiel nach Fürth gepilgert, sagt er. "Eine Sensation." Hunderte E-Mails und Anrufe hätten ihn nach dem Spiel erreicht, als einer der ersten soll der Unterhachinger Präsident und Ex-Nationalspieler Manfred Schwabl gratuliert haben. Höß sagt einfach stolz: "Das ist der Obergau, was wir erreicht haben." Tatsächlich machte der Auswärtssieg gegen die Reserve des Zweitligisten Greuther Fürth im entscheidenden Relegationsspiel sofort bayernweit die Runde. Die normalerweise eher mäßig besuchte Facebook-Seite des FC P wurde plötzlich tausendfach geklickt. Denn die Pipinsrieder Geschichte erinnert ein bisschen an das kleine, gallische Comic-Dorf, das mit großer Verlässlichkeit die Römer aufmischt. Landrat Löwl schwärmt von der großen Kampfkraft "unserer Mannschaft", die sich gegen die individuelle Klasse der Fürther durchgesetzt habe. "Wie die Spieler für ihr Ziel gekämpft haben, das war schon beeindruckend", sagt er. Zumal die vielen Fans aus dem Landkreis auch das Duell auf der Tribüne deutlich für sich entschieden hätten.

Fußball: "Die bauen nicht um, die bauen ein neues Stadion": Präsident Konrad Höß sieht seinen FC Pipinsried vor gewaltigen Herausforderungen.

"Die bauen nicht um, die bauen ein neues Stadion": Präsident Konrad Höß sieht seinen FC Pipinsried vor gewaltigen Herausforderungen.

(Foto: Toni Heigl)

"Wir gratulieren dem FC Pipinsried und hoffen, dass er auch in der neuen Klasse bestehen kann", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Altomünster, Anton Kerle (CSU). Bereits in den Tagen vor dem Entscheidungsspiel seien im Rathaus Wetten abgeschlossen worden. Die meisten, auch der Bürgermeister, hätten dabei auf die Pipinsrieder getippt. Ein Sonderlob verteilt Kerle an Konrad Höß. Er habe über Jahre hinweg die Weichen für den Erfolg gestellt. "Der Aufstieg in die Regionalliga ist die Krönung seines Lebenswerks." Der Bayernligist TSV Dachau 1865 muss in der kommenden Saison nun ohne seinen Lokalrivalen aus Pipinsried auskommen. TSV-Vorsitzender Wolfgang Moll verschickte am Montagabend eine E-Mail, aus der seine Anerkennung sprach: "Dieser Erfolg, zu welchem wir dem FC Pipinsried, insbesondere den Verantwortlichen und der Mannschaft in aller Form gratulieren, nötigt mir persönlich ohne Wenn und Aber hohen Respekt ab."

In der anstehenden Saison könnten die Pipinsrieder nun sogar auf den krisengeschüttelten TSV 1860 München treffen. "Das ist für einen normalen Menschen gar nicht fassbar", sagt Höß und verteilt eine Spitze in Richtung München: "Die verlangen normalerweise einen Haufen Geld für ein Freundschaftsspiel. Aber jetzt müssen die vielleicht raus nach Pipinsried." Doch bis dahin muss Höß erst noch für genügend Parkplätze an seinem Stadion sorgen. Und die Sechziger müssen sich klar werden, in welcher Liga sie überhaupt spielen werden.

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