Furthmühle:Skurriles an Wildschwein

Von Renate Zauscher, Furthmühle

Weihnachten, das Fest der Liebe, des Glühweins und der roten Weihnachtsmänner mit dem Blick des Romantikers zu verklären, fällt nicht weiter schwer. Schwieriger wird es, wenn man ironisch an das Thema herangeht, wie Manfred Fock. Er ist Autor von zahlreichen Sachbüchern, Krimis und Kurzgeschichten, darunter auch einer weit über Focks Heimatlandkreis Fürstenfeldbruck hinaus bekannt gewordenen "Gartenzwerg-Trilogie".

"Wildschwein ante portas - vier Adventsgeschichten für Ungläubige" hat Manfred Fock ein im vorigen Jahr erschienenes Buch genannt. Ein Titel, der vielversprechend klingt. Allerdings geht es Manfred Fock mitnichten um Weihnachtsglauben und Weihnachtsgläubigkeit und schon gar nicht um deren Demolierung: Weihnachten ist in diesen Geschichten ohnehin eher eine Marginalie, und was den Glauben angeht, so hält Fock es mit der bayerischen Freude am Widersprüchlichen: "Auch wer an nix glaubt, glaubt ja was".

Beim Kulturverein Kult A 8 in der Furthmühle trug er vier unter dem Titel "Wildschwein ante portas" zusammengefassten "Adventsgeschichten" vor. Es sind auf den ersten Blick eher unscheinbare Geschichten, in denen beispielsweise das Ehepaar Schmidinger über Seiten hinweg die Frage erörtert, warum Würste bei unsachgemäßem Erhitzen immer der Länge, nie der Quere nach aufplatzen, bis dann doch noch die titelgebende Wildsau als Überraschungsgast am Heiligen Abend auftritt. Oder auch Geschichten von einem "Bahnhofsvorstand", der seinen Garten in ein von Wühlmäusen und Regenwürmern gefährdetes Eisenbahn-Paradies verwandelt hat. Hinter eher belanglos anmutenden, unspektakulären Schilderungen des scheinbar Nebensächlichen wird dabei das sichtbar, was Manfred Fock bewegt: die Freude an den Skurrilitäten des Alltags und sein Erstaunen über den Menschen und seine gartenzwerghaften Bedürfnisse und Freuden.

Musikalisch begleitet wurde Manfred Focks Lesung von Mara Vieider auf der Zither. Sie kommt aus Lengstein bei Bozen und studiert an der Hochschule für Musik in München. In der Furthmühle trug Mara Vieider Stücke von John Dowland, Fredrik Schenk und Anton Logi vor und bekam viel Beifall.

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