Furthmühle an Dachauer Kreisgrenze:Unsichere Zukunft

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Am 15. Januar endet nach 30 Jahren der Vertrag zwischen Landkreis Fürstenfeldbruck und dem Eigentümer. Noch ist nicht klar, wie es weitergeht.

Von Heike A. Batzer, Egenhofen

"Unser zweiter Mühlenbesuch nach zehn Jahren war durch die anschauliche Führung wieder ein Erlebnis! Die Begeisterung für die alte, noch funktionierende Technik hat auch uns angesteckt", schreibt die damalige Brucker Kreisbaumeisterin Reinlinde Leitz 1998 ins Gästebuch der Furthmühle. Und spricht damit unzähligen Besuchern, die das Technikmuseum bei Egenhofen unweit der Landkreisgrenze zu Dachau seither besucht haben, aus der Seele. Eine alte Mühle, die zwar kein Wasserrad mehr hat, das früher die Mühlen angetrieben hat, dafür aber noch immer viel zeigen kann vom Leben und Arbeiten in früheren Zeiten.

Dass sie sich in ein Museum wandeln konnte, hatte sie auch dem Landkreis Fürstenfeldbruck zu verdanken, der vor 30 Jahren einen Vertrag mit Müllermeister Albert Aumüller geschlossen hat. Der Landkreis gab finanzielle Unterstützung und schuf damit die Voraussetzung, um die Mühle, die im Besitz der Familie Aumüller ist und von dieser seit 1900 bewirtschaftet wird, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am 15. Januar läuft der Pachtvertrag aus. Noch weiß niemand genau, wie es weitergeht. Dass das Mühlenmuseum schließen muss, weil man sich nicht einigt, davon geht allerdings niemand aus.

Furthmühle an Dachauer Kreisgrenze: Prinzipiell möchte das Ehepaar Aumüller die Furthmühle auch künftig der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Prinzipiell möchte das Ehepaar Aumüller die Furthmühle auch künftig der Öffentlichkeit zugänglich machen.

(Foto: Günther Reger)

Die Verhandlungen über die Fortführung dauern schon Jahre

Die Verhandlungen über die Fortführung der Zusammenarbeit laufen schon seit drei Jahren. Irgendwie sind zwar alle Beteiligten am Erhalt des Status quo interessiert, doch die Lage ist kompliziert, das Ergebnis müsse sowohl für die Eigentümerfamilie Aumüller als auch für den 1992 gegründeten Förderverein als auch für den Landkreis passen, weiß Walter Krautloher, zuständiger neuer Referatsleiter im Landratsamt Fürstenfeldbruck. Alle drei würden an einem Strang ziehen, so steht es zumindest allgemeingültig auf der Internetseite der Furthmühle.

Momentan loten alle Seiten aus, wie sie in Zukunft sinnvoll zusammenarbeiten können. Die Familie Aumüller würde sich bereit erklären, für einige Jahre auf der bisherigen Basis weiter und auch künftig die Mühle der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Führungen abzuhalten, sagt Stefan Aumüller, einer der drei Söhne der Eigentümer Albert und Theresia Aumüller. Er führt die Verhandlungen mit dem Landkreis. Die Führungen macht immer noch sein Vater, Müllermeister Albert Aumüller, 70. Die Anekdoten, die dieser bei den Führungen zum Besten gibt, sind längst Kult.

Wie so oft geht es um's Geld

In den Unterlagen zur Brucker Kreiskulturausschusssitzung im November stand lediglich zu lesen, der Landkreis würde keine komplette Übernahme der Mühle anstreben. Das hat er auch bei seinem zweiten Museumsobjekt, dem Bauernhofmuseum Jexhof bei Schöngeising, nicht getan. Auch dort gibt es einen Pachtvertrag mit einem privaten Eigentümer. Die Aufwendungen für die Furthmühle aber sollten die bisherigen nicht übersteigen, heißt es noch in der Information an die Kreisräte, die demnächst über die Zukunft der Mühle abstimmen müssen. Der Landkreis gab mittlerweile ein Gutachten in Auftrag, das den Pachtwert für das Objekt in Egenhofen ermitteln sollte.

Furthmühle an Dachauer Kreisgrenze: Die Furthmühle steht an der Grenze der Kreise Dachau und Fürstenfeldbruck.

Die Furthmühle steht an der Grenze der Kreise Dachau und Fürstenfeldbruck.

(Foto: Günther Reger)

Fast eine Million Euro hat der Landkreis seit 2005 in die Furthmühle gesteckt. Davon gab er in den Jahren seit 2015 jährlich zwischen 70 000 und 95 000 Euro für das Objekt aus. Nicht einmal ein Zehntel der Ausgaben kam durch Einnahmen aus Führungen wieder in die Kasse. Zuletzt war es coronabedingt noch weniger.

Die Furthmühle ist längst ein touristisches Ziel

Die Furthmühle steht am Fuß des Flüsschens Glonn und an der Straße, die von Egenhofen in den Landkreis Dachau führt. Dahinter beginnen Wiesen und Weiden, es ist idyllisch. Sie ist als touristisches Ziel mittlerweile auch per Bus und über einen Radweg erreichbar. In der Mühle ist immer dann viel Leben, wenn Gäste kommen. Zwischen 6200 und 6800 Besucher zählte das Landratsamt Fürstenfeldbruck jeweils in den Jahren 2015 bis 2019. Hauptattraktion ist alljährlich der Mühlentag an Pfingsten. Aus hygienischen Gründen darf seit 2012 nur noch zu Schauzwecken gemahlen werden in der Furthmühle. Das Mehl, das in Verkauf gebracht wird, wird in der Furthmühle lediglich verpackt.

Furthmühle an Dachauer Kreisgrenze: Diese riesigen Räder treiben das Sägewerk an - die Schneidmühle, wie man auf Bairisch sagt.

Diese riesigen Räder treiben das Sägewerk an - die Schneidmühle, wie man auf Bairisch sagt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble der Furthmühle stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und ist ein bedeutendes kultur- und technikgeschichtliches Zeugnis. Im 18. und 19. Jahrhundert waren Mühlen moderne Verarbeitungsstätten, die die Kräfte der Natur effizient zu nutzen wussten. Die Handwerksmüllerei in Wind- oder Wassermühlen zählt zum immateriellen Kulturerbe. Im normalen Lehrplan des Ausbildungsberufs Müller ist die traditionelle Arbeit mit Wind- und Wassermühlen jedoch nicht mehr enthalten. Für Besucher ist es im Mühlenmuseum jedoch ähnlich wie am Jexhof: Authentisch wird ihnen Wissenswertes über das Leben in voriger Zeit vermittelt.

Erhalten wollen das Museum alle Beteiligten

"Sie ist ein Juwel", schwärmt Brucks Kreiskulturreferentin Christina Claus (Grüne): "Ich bin Feuer und Flamme für diese Mühle und hoffe, dass es gut weitergeht." Und auch Walter Krautloher betont das weiter bestehende Interesse seitens des Landkreises: "Wir wollen uns da schon engagieren." Muss man trotzdem befürchten, dass das Museum schließen muss, sollte eine Einigung ausbleiben? Auch dem Jexhof hatte vor gut 15 Jahren das Aus gedroht. Eine Kreistagsmehrheit aus CSU und Freien Wählern weigerte sich damals, einen Nachfolger für den in Altersteilzeit gehenden Museumsleiter Toni Drexler einzustellen, 5000 Menschen protestierten mit ihren Unterschriften, es engagierten sich unter anderem die Biermösl Blosn und Ottfried Fischer. Schließlich finanzierte die Bürgerstiftung übergangsweise das Gehalt des Nachfolgers.

Furthmühle

Die Furthmühle stammt aus dem frühen 19.Jahrhundert und ist ein bedeutendes kultur- und technikgeschichtliches Zeugnis.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Stefan Aumüller hält die Positionen der an den Verhandlungen Beteiligten nicht für unüberwindbar: "Ich glaube nicht, dass wir da nicht zusammenkommen." Vor April beginne die Saison in der Furthmühle ohnehin nicht, deshalb sei noch Zeit. Allerdings muss auch der Förderverein eingebunden werden. Dem Vernehmen nach war es in letzter Zeit zu Verstimmungen zwischen den Eigentümern und dem Fördervereins-Vorstand gekommen. Die Eigentümer legen Wert darauf, dass Kriterien festgelegt werden, welche Rolle der Förderverein künftig einnehmen soll. Kristina Konietschke, seit dreieinhalb Jahren Vorsitzende, möchte auch, "dass es in der Mühle weitergeht". Ein neuer Vertrag zwischen der Eigentümerfamilie und dem Landkreis sei Voraussetzung dafür, dass dann in einem zweiten Schritt der Förderverein eingebunden werden könne, sagt sie: "Im Moment halten wir uns still." Zunächst werde der Förderverein seine "Sachen rausräumen", die Stühle, die er angeschafft hat, zum Beispiel, oder die Ausstellungsvitrinen. Das werde bis zu einer Entscheidung erst einmal zwischengelagert.

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