Süddeutsche Zeitung

Furcht vor Strahlung:Schwierige Standortsuche

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Hebertshausen will ein leistungsfähiges Mobilfunknetz. Aber gegen einen Funkmasten am Sportplatz wehren sich Anlieger

Um Funklöcher im Mobilnetz zu schließen, will die Telekom im Ortsteil Ampermoching in der Gemeinde Hebertshausen einen weiteren Funkmasten aufstellen. Doch die Wahl des Standorts bereitet Probleme. Das Unternehmen hätte die Sendeeinheit gerne auf dem Dach der Kinderkrippe im Ortszentrum aufgebaut. Die Gemeinde hat das abgelehnt und als Alternative das Sportgelände des SV Ampermoching vorgeschlagen. Weil sich dort aber Anwohner wegen der Strahlenbelastung sorgen, wurde Experte Hans Ulrich vom Büro Funktechanalyse mit einer Untersuchung beauftragt. Aber auch der Gutachter fand keinen Standort, der deutlich schonender und dennoch für die langfristige Funkversorgung leistungsfähig wäre.

Zum Handy greifen und losquatschen, chatten oder eine Sprachnachricht schicken - in manchen Gebieten ist das noch Wunschdenken. Auch in Ampermoching gibt es nicht in allen Mobilfunknetzen Empfang, die Telekom will daher nachrüsten. Doch wohin mit dem notwendigen Funkturm? Nicht auf das Krippengebäude. Der von der Telekom akzeptierte Alternativstandort am Sportgelände gefällt aber nicht allen. Die direkten Anwohner fürchten die Mobilfunk-Strahlung. Fachmann Hans Ulrich mit einer Untersuchung beauftragt. Für sechs technisch sinnvolle Standorte rund ums Dorf hat der Experte potenzielle Reichweite, Flächenabdeckung und Strahlenbelastung errechnet. Mit dem Ziel einer Immissionsminimierung für die Bürger. Und dabei zwei Stellen gefunden, die im Vergleich zur Krippe eine 60 bis 70 Prozent niedrigere Belastung erzeugen. Erreicht werden könne so eine "solide und vergleichsweise schonende Versorgung". Einer dieser beiden geeigneten Standorte liegt an der Kläranlage, der andere ist eben gerade der von der Gemeinde bereits ins Spiel gebrachte am Sportplatz. Mit Werten von zwei Voltmetern liegen die Standorte im Bereich des bayerischen Mittelwerts von 1,66 Voltmeter und deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert von 40 Voltmeter. In der Praxis liege die Belastung auch in Großstädten bei fünf bis zehn Prozent des offiziellen Grenzwerts, also bei zwei bis vier Voltmetern, erklärte Ulrich.

Eine Position, von der aus die Bürger mit noch weniger Strahlung mit leistungsfähigem Mobilfunk versorgt werden können, war nicht zu finden, erklärte Fachmann Ulrich. Damit sei der Sportplatz "ein guter Standort", sagte Martin Gasteiger (Freier Bürgerblock). Sonst stelle sich die Frage: "Wollen wir Mobilfunk überhaupt." Er jedenfalls, so Gasteiger, nutze ein Handy. Und ohne Einigung mit der Gemeinde "sucht sich die Telekom einen privaten Standort irgendwo auf einem Dach und die Belastung ist dann mit drei bis fünf Voltmetern deutlich höher", gab Florian Zigldrum (CSU) zu bedenken. Vermeiden lasse sich das nur mit einer Veränderungssperre und einer Bauleitplanung, die Mobilfunkstandorte festlegt, erklärte Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Ein aufwendiges Verfahren, das leicht 100 000 Euro koste, zwei Jahre daure und nicht von der Pflicht entbinde, geeignete Standorte auszuweisen. Dennoch will sich Franz Schmidt (SPD) wegen der vielen sportlich aktiven Kinder und Jugendlichen nicht mit dem Mobilfunkturm am Sportgelände abfinden. Tatsächlich sei die Strahlung direkt unterhalb eines Mobilfunkmasten gering, erst im Umkreis ab 150 Metern werde der kalkulierte Strahlungswert erreicht, informierte Ulrich. Schließlich votierte eine deutliche Mehrheit für den Standort Sportplatz. Die Pachteinnahmen von jährlich 3300 Euro soll der Verein erhalten.

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SZ vom 30.04.2019 / pes
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