Für mehr Miteinander:Mit Musik gegen Fremdenhass

Die AfD trifft sich im Ludwig-Thoma-Haus. Deswegen organisiert der Runde Tisch gegen Rassismus spontan ein interkulturelles Fest auf dem Dachauer Rathausplatz - und 200 Menschen feiern begeistert mit

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

"Von der CSU bis zur Linken. Es sind eigentlich alle hier. Und alle sind friedlich." Die Sprecherin des "Runden Tischs gegen Rassismus" und Stadträtin der Grünen, Luise Krispenz, ist begeistert. Aber es sind nicht nur Parteien da. Das Publikum ist bunt gemischt: Jugendliche und Ältere, der Kreisjugendring, Geflüchtete und die Helferkreise aus Dachau, Karlsfeld und Haimhausen. Anfangs waren es nur vereinzelte Grüppchen, die sich auf dem Rathausplatz in der Altstadt versammelten. Doch schnell wurden es mehr. Um sieben ist die Zahl der Menschen auf 200 angewachsen. Aus dem Hof des Rathauses ertönt Musik. Die Bigband Dachau probt. Das interkulturelle Fest kann beginnen. Was ist der Anlass? "Dachau ist bunt" steht mit großen Buchstaben auf einem Banner an der Rathaustreppe. Der Verein Runder Tisch gegen Rassismus will an diesem Abend feiern. Zur gleichen Zeit findet im Ludwig-Thoma-Haus ein Vortragsabend des Kreisverbands der AfD statt.

Das Fest sei keine Gegenveranstaltung, betont der Sprecher des Runden Tischs gegen Rassismus, Alexander Erdmann. Es sei aber natürlich "kein Zufall", dass es an diesem Tag stattfindet. Hauptsächlich möchte man feiern und nicht die andere Veranstaltung "hervorheben". Auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und SPD-Bundestagskandidat für Dachau und Fürstenfeldbruck, Michael Schrodi, sind gekommen. Schrodi ist es ein Anliegen, da zu sein, wenn anderswo die AfD ihr Gedankengut verbreitet. "Wir müssen sozialen Zusammenhalt zeigen", sagt er.

Am Abend wird immer wieder auf die AfD Bezug genommen. Eine Gruppe hängt an einer Treppe neben dem Rathaus ein Plakat auf: "Nationalismus ist keine Alternative" steht darauf. Als Ehrengast ist Ernst Grube, KZ-Überlebender und Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, gekommen, um ein Grußwort zu halten. Ihn beeindruckt, welche Strahlkraft der Runde Tisch gegen Rassismus hat. Er ruft dazu auf, gegen ausländerfeindliche Hetze aktiv zu werden. Er kritisiert nicht nur den Populismus der AfD, sondern auch die Gewaltbereitschaft.

Neben den politischen Reden ist der Abend vor allem voller Musik. Vor der Begrüßung spielt der Posaunenchor des Bläserkreises der Gnadenkirche Dachau auf. Danach begrüßen die beiden Sprecher des Runden Tischs Erdmann und Krispenz die Gäste. Dann erklingt afrikanische Musik. Der interkulturelle Chor "Musik baut Brücken" des Vereins Bürgertreff-Ost singt auf kongolesisch. Die Leitung obliegt dem Kongolesen Dedi Ombal. Beim zweiten Lied könnten die Feiernden mitsingen. Weil der Text aber schwierig ist, bleibt es beim Mitklatschen. Auch spielt Salih Saeed, ein geflüchteter Kurde aus Syrien, auf seiner Mandoline. Die Amper-Percussion, eine Gruppe Geflüchteter aus Haimhausen, verteilt afrikanische Rasseln an die Zuschauer - und legt los. Sowohl Pfarrer Björn Mensing von der evangelischen Versöhnungskirche Dachau als auch OB Hartmann rasseln kräftig mit.

Der Übergang zur Bigband ist fließend, die Percussiongruppe bleibt sitzen und spielt mit. Die Bigband trägt schrille Glitzerkleidung und wird vom US-amerikanischen Sänger J.J. Jones angeführt. Es ist laut, die Leute wippen mit und machen Fotos. Der Sänger kommt mit langem Bart und kurzem Oberteil daher. Zwischen seinen Liedern redet er über die Zukunft und dass diese bereits angefangen habe. Das wirkt auf den ersten Blick unpassend, möchte man doch auf die Probleme von heute aufmerksam machen und auch die Vergangenheit nicht vergessen. Vielleicht kann man seine Nachricht aber auch im Sinne dieser Veranstaltung verstehen: Jetzt ist die Zeit, gegen Rassismus und Rechtspopulismus aktiv zu werden.

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