Für den guten Zweck:"Meine Dating-Aktivitäten muss ich einstellen"

Herbert Dittrich

Auch wenn der Schnauzbart bei Frauen nicht so gut ankommt - Herbert Dittrich kann ihn mit Stolz tragen.

(Foto: Privat)

Herbert Dittrich lässt sich jedes Jahr für die Spendenaktion "Movember" gegen Krebs einen Schnurrbart wachsen

Interview von Benjamin Emonts, Dachau

Das Kofferwort "Movember" setzt sich aus dem englischen "moustache", Schnurrbart, und dem Monatsnamen November zusammen. Dahinter steckt eine inzwischen 17 Jahre währende Initiative, die ihren Ursprung in Australien hat. Jeden November lassen sich seither Männer auf der ganzen Welt Schnurrbärte wachsen, um Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung von Prostata- und Hodenkrebs und anderen Gesundheitsproblemen von Männern zu sammeln. Herbert Dittrich, 38, aus Prittlbach, gehört dieses Jahr zu den erfolgreichsten deutschen Teilnehmern der Aktion. Mit mehr als 120 Spendern und fast 5000 Euro Spendengeld rangiert er aktuell auf Rang zwei im deutschlandweiten Ranking. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung verrät Herbert Dittrich, woher seine Motivation kommt und was ihn so erfolgreich macht.

SZ: Herr Dittrich, schöner Schnurrbart. Wie gefallen Sie sich damit?

Herbert Dittrich: Ich habe ehrlich gesagt, schon Besseres im Spiegel gesehen. Meine Dating-Aktivitäten musste ich mittlerweile einstellen, weil das mit dem neuen Look sowieso nicht mehr hinhaut. Von Frauen ist das Feedback eher mau. Aber was tut man nicht alles für eine gute Sache.

Was hat Sie dazu gebracht, Spenden für die Krebsforschung zu sammeln?

Meine Mutter ist vor zwölf Jahren an Krebs gestorben. Sie hatte einen schnell streuenden Lymphdrüsenkrebs, und wir mussten hautnah miterleben, wie sich ihr Zustand trotz Operationen und Chemotherapie von Tag zu Tag verschlechterte. Die letzten eineinhalb Monate, als die Situation bereits hoffnungslos war, haben meine Schwester und ich sie zu Hause gepflegt bis zu ihrem Tod. Es war eine schwere und sehr emotionale Zeit. Wir haben gesehen, welches Leid der Krebs den Menschen zufügt. Schon damals dachte ich mir, dass ich mich engagieren will im Kampf gegen diese verdammte Krankheit.

Wieso haben Sie sich für die Movember-Stiftung entschieden? Es geht dabei ja explizit um die Gesundheit von Männern.

Mir geht es generell um den Kampf gegen den Krebs, deswegen bin ich auch so stolz, dass so viele verschiedene Menschen spenden. Viel wichtiger als der Betrag, den ich sammle, ist mir nämlich, so viele Menschen wie möglich für das Thema zu sensibilisieren. Die Bewegung "Movember" kam mir in den Sinn, weil ich sie schon seit Jahren kannte; in Australien und den USA ist sie sehr populär. Hinzu kam, dass ein Freund von mir vor einigen Jahren an Hodenkrebs erkrankte, den er glücklicherweise überwunden hat. Vor zwei Jahren habe ich mir dann zum ersten Mal einen Schnauzer rasiert und ein Spendenkonto eröffnet - ohne damals große Erwartungen zu haben.

Wie lief es an?

Ich habe keine große Werbung gemacht, abgesehen von privaten Aufrufen auf Facebook, Instagram und in Whatsapp-Gruppen. Mein angepeiltes Ziel von 200 Euro aber wurde bei weitem übertroffen: Ende November waren es 1200 Euro.

In dem Jahr darauf stieg die Spendensumme auf 1800 Euro und in diesem Jahr liegt sie schon jetzt bei mehr als dem Doppelten, obwohl die Aktion noch ein paar Tage dauert. Was macht Sie so erfolgreich?

Diese Frage stelle ich mir auch oft. Vermutlich liegt es daran, dass ich lange zur Schule gegangen bin und in mehreren Sportvereinen unterwegs war. Die vielen Freunde und Bekannten, die ich kennenlernen durfte, scheinen mich zu mögen und mir zu vertrauen. In diesem Jahr wirkte es fast so, als hätten die Leute nur darauf gewartet, endlich spenden zu können. Am 1. November hatte ich bereits 1000 Euro zusammen, mehrere Freunde hatten sich selbst einen Schnurrbart rasiert. Vermutlich ist die Anteilnahme auch so groß, weil die meisten die Geschichte meiner Mutter kennen. Sie spenden, weil sie mitfühlen, und wissen, dass die Krankheit jeden erwischen kann.

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