Für den Beruf ins Ausland:Zwei Pfarrer aus Bayern in Brasilien

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Simone Hegele und ihr Mann Josias mit ihrem jüngsten Spross vor dem Jochen-Klepper-Haus in Markt Indersdorf. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Familie Hegele zieht mit ihren Kindern aus der evangelischen Gemeinde Kemmoden-Petershausen nach Südamerika. Land, Leute und Sprache kennen sie schon. Trotzdem wird es ein Abenteuer, sagen sie

Von Petra Schafflik, Petershausen/Markt Indersdorf

Die Flüge sind längst gebucht, das Umzugsunternehmen ist bestellt, nach und nach wandern jetzt persönliche Dinge in Koffer und Taschen. Auch viele Bücher müssen mit. "Bücher sind essenziell für unsere Arbeit, das kann man nicht schnell im Internet nachschauen", erklärt Pfarrerin Simone Hegele. Die junge Seelsorgerin, die in den vergangenen drei Jahren in der evangelischen Gemeinde Kemmoden-Petershausen tätig war, wechselt nicht einfach nur Arbeitsplatz und Wohnort, sondern gleich den Kontinent. Gemeinsam mit ihrem Mann Josias, der sein Vikariat in Kemmoden-Petershausen absolviert hat und sich derzeit in Elternzeit um den Jüngsten der Familie kümmert, wird Simone Hegele ab September im brasilianischen Marques de Souza die dortige Pfarrgemeinde betreuen. "Schon ein großer Schritt, aber wir freuen uns riesig." Die Gemeinde Kemmoden-Petershausen verabschiedet das Pfarrerehepaar mit einem festlichen Aussendungsgottesdienst am Mittwoch, 19. Juli, um 19 Uhr in der Segenskirche Petershausen.

Von Bayern nach Brasilien, für die vierköpfige Familie Hegele ein gar nicht so überraschender Schritt. Denn schon während ihres Studiums hat die Pfarrerin zwei Semester im südbrasilianischen São Leopoldo verbracht, "der größten evangelisch-lutherischen Fakultät in Südamerika". Ihr Ehemann stammt sogar aus Brasilien, die beiden Kinder wachsen zweisprachig auf. "Für uns war von Anfang an klar, dass wir auch einmal in Brasilien arbeiten wollen", sagt Simone Hegele. Fürs erste geht es deshalb jetzt für drei Jahre nach Südamerika. Der Wechsel klappt recht unkompliziert, weil die evangelischen Kirchen eine Partnerschaft pflegen, ein spezielles Austauschprogramm koordiniert in München die Mission "Eine Welt".

"Wir bleiben bayerische Pfarrer, die nach Brasilien ausgesendet werden", erzählt Simone Hegele. Ein Abenteuer bleibt es trotzdem. Im südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul werden sich die Hegeles in der kleinen 4000-Einwohner-Gemeinde Marques de Souza eine Pfarrstelle teilen, dort die evangelischen Christen in sechs Gemeinden im Umkreis betreuen. Die Seelsorger erwartet eine ländlich geprägte Gemeinde, wie sie es schon von ihrer bisherigen Wirkungsstätte im Landkreis Dachau kennen.

Auch die Aufgaben eines Pfarrers sind vergleichbar, Jugend- und Seniorenarbeit, Konfirmandengruppen, Gottesdienste. "Trotzdem wird der Alltag wohl spannend werden", erwartet Simone Hegele. In der brasilianischen Kirche sind Pfarrer bei der Gemeinde direkt angestellt. Zu erwarten sei daher wohl ein größeres persönliches Engagement und weniger Bürokratie. Wie auch viele direkte, enge Kontakte, spontane gegenseitige Besuche. "Privatsphäre spielt in Brasilien nicht so eine wichtige Rolle, dort setzt man mehr auf Gemeinschaft." Allerdings werden die Neuankömmlinge nicht auf sich gestellt sein, vielmehr erwartet sie ein brasilianischer Kollege, der künftig mit ihnen gemeinsam arbeiten wird. Das Pfarrerehepaar Hegele freut sich auf die Herausforderung, auch wenn nun, kurz vor der Abreise, der Stress schon spürbar werde. "Der Entsendungsgottesdienst ist wirklich ein Schlusspunkt" - wenige Tage danach geht der Flug. Dann bleibt nach der Ankunft eine kurze Eingewöhnungszeit in die neue Heimat, wo gerade die kalte Jahreszeit beginnt. Schon am 1. September wollen Simone und Josias Hegele dann ihre seelsorgerische Arbeit starten - als bayerische Pfarrer in Brasilien.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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