Fuchsräude im Landkreis:Wegen tödlicher Krankheit: Füchse im Fadenkreuz

Rotfuchs Vulpes vulpes im Schnee Winterlandschaft Ranzzeit Biosphärenreservat Mittelelbe Sachs

Das Gesetz schützt den Fuchs nur unzureichend.

(Foto: imago)

Im Landkreis haben sich vermehrt Füchse mit einer ansteckenden Krankheit infiziert. Um die Ausbreitung zu erschweren, sollen Jäger auch gesunde Tiere erlegen.

Von Anna Elisa Jakob, Dachau

Der Jagdschutzverein Dachau will die Populationsdichte von Füchsen im Landkreis Dachau reduzieren. Der Anlass ist akut: Jäger hätten vermehrt Tiere beobachtet, die Symptome der Fuchsräude zeigten, teilt der Verein mit. Das ist eine parasitäre Hauterkrankung, die bei infizierten Tieren innerhalb weniger Monate zum qualvollen Tod führen kann. Auch Hunde können sich anstecken.

Eine hohe Fuchspopulation begünstige die Ausbreitung der Fuchsräude, erklärt der Dachauer Jagdverbandsvorsitzende Ernst-Ulrich Wittmann. Das bestätigt das Veterinäramt Dachau: Die Fuchsräude sei ein klassisches "Dichtregulativ", die Krankheit breche also vor allem dort aus, wo eine hohe Populationsdichte bestehe. Wittmann hält es aus Sicht der Jäger demnach für notwendig, die Anzahl der Füchse im Landkreis zu reduzieren, um eine wechselseitige Ansteckung und damit die Ausbreitung der Krankheit zu erschweren.

Die Jäger erlegen auch gesunden Füchse

In der vergangenen Jagdsaison schoss der Jagdverband Dachau insgesamt 1030 Füchse im Landkreisgebiet. "Zu wenige, wenn man die aktuelle Entwicklung der Fuchsräude beobachtet", sagt Wittmann. "Trotz der Entnahme von über tausend Tieren hat die Population der Füchse im Landkreis zugenommen", erklärt er. Im Vergleich zu den letzten drei Jahren seien in Summe rund ein Fünftel weniger Füchse im Landkreis geschossen worden. Die aktuelle Gesamtzahl der Füchse schätzt Wittmann auf rund das Dreifache der im vergangenen Jahr geschossenen Tiere. Ziel der Jäger sei es, die Population in einem stabilen Gleichgewicht zu halten: "Grundsätzlich sollten pro Jahr wenigstens so viele Füchse entnommen werden, wie an Jungtieren neu auf die Welt kommen.", sagt Wittmann. Das Veterinäramt Dachau erklärt, eine gesetzliche Quote, die den Abschuss von Füchsen reguliert, gebe es nicht. Aus tierschutzrechtlicher Sicht sei jedoch anzumerken, dass die Fuchsräude bei infizierten Tieren zu einem qualvollen Tod führen kann.

Der Jagdverband geht allerdings nicht nur gegen infizierte Tiere vor - auch gesunde Tiere werden abgeschossen, um den Bestand insgesamt zu reduzieren. Wittmann erklärt, warum dies notwendig ist: Der Fuchs zähle zu den Wildtieren, die gut mit den heutigen landwirtschaftlichen und industriellen Strukturen zurecht kämen. So könne der Fuchs selbst in Städten oder in stadtnahen Gebieten ein natürliches Habitat finden, dort seine Jungen großziehen und überleben. Er gehört damit als sogenannter Kulturfolger zu den Gewinnern in einer sich rapide verändernden Landschaft. Kulturfolger profitieren von Veränderung ihres natürlichen Lebensraumes, die das Eingreifen Mensch und Industrie bedingt. "Sensible Arten wie Rebhuhn, Kiebitz oder Feldhasen können sich schlechter anpassen und sind Verlierer unserer heutigen Kulturlandschaft", so Wittmann. Um diese zu schützen, müsse die Anzahl der Füchse - als natürliche Feinde dieser Arten - kontrolliert werden.

Jäger

Nun sollen Jäger wie Ernst-Ulrich Wittmann den Fuchsbestand reduzieren.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Wie viele Füchse an der Fuchsräude erkrankt sind, ist unklar

Doch aktuell gerät der Fuchs vor allem durch das Auftreten der Fuchsräude in den Fokus: Im Landkreis seien mehrere Füchse gesichtet worden, die deutliche Symptome der Krankheit zeigten, teilt der Jagdschutzverein mit. In den vergangenen Jahren wäre die Fuchsräude sehr selten aufgetreten, die aktuellen Beobachtungen sind laut Wittmann im Vergleich signifikant hoch. Gesichtet wurden die Tiere unter anderem in Jagdgebieten in Kleinberghofen, Bachern, Günding und Dachau.

Wie viele Füchse tatsächlich von der Krankheit betroffen sind, können weder Jagdverband noch Veterinäramt nachvollziehen. Die Krankheit sei definitiv innerhalb der bayerischen Fuchspopulation verbreitet, sichere Zahlen liegen dem Veterinäramt allerdings nicht vor. Für die Fuchsräude besteht keine Meldepflicht - weder bei Füchsen noch bei Haustieren.

Die Krankheit wird durch die sogenannte Grabmilbe hervorgerufen. Diese bohrt tiefe Gänge in die Haut, um dort ihre Eier abzulegen. Das löst bei infizierten Tieren einen starken Juckreiz aus, der Fuchs wird geschwächt und verstirbt in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate an den Folgen der Krankheit. Die Fuchsräude bricht nur aus, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, beispielsweise ein geschwächtes Immunsystem oder ein sehr junges oder hohes Alter. Wie stark sich die Krankheit ausprägt, hängt also von dem Gesamtzustand des infizierten Tieres ab. Breitet sich die Krankheit auf einem Großteil der Haut aus, führt die Fuchsräude zum Tod - und das auf qualvolle Weise, erklärt das Veterinäramt Dachau.

Auch Hunde können sich anstecken. Das geschieht, wenn Hunde in direkten Kontakt mit erkrankten Füchsen kommen oder aber mit abgefallen Hautkrusten. Dafür muss der Hund allerdings nah in das Gebiet des Fuchses kommen, also in den Bau eindringen oder sich in dem Kadaver eines erkrankten Tieres wälzen. Für infizierte Hunde gibt es Präparate, die vom Tierarzt verschrieben werden und die Milben wirksam bekämpfen. Für Füchse gilt das jedoch nicht, erklärt das Veterinäramt: Hier gebe es keine wirksame Behandlungsmöglichkeit. Auch Menschen können sich durch direkten Kontakt mit der Krankheit infizieren. Es bilden sich juckende Hautveränderungen, die in der Regel jedoch problemlos verheilen.

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