Frühjahrskonzert:Blühendes Musizieren

Frühjahrskonzert: "Die kann's", lautet die knappe und begeisterte Einschätzung des Publikums von Cellistin Sophie Klaus.

"Die kann's", lautet die knappe und begeisterte Einschätzung des Publikums von Cellistin Sophie Klaus.

(Foto: Toni Heigl)

Das Sinfonieorchester brilliert in üppiger Besetzung

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

Schottisch gab sich das Karlsfelder Sinfonieorchester bei seinem diesjährigen Sinfoniekonzert im Frühjahr. "Schottisch" bedeutet in diesem Zusammenhang aber nicht soviel wie "sparsam", gemeint ist eine großartig gelungene Aufführung der sogenannten schottischen Sinfonie Nr. 3 in a-Moll von Mendelssohn. Sparsam war man an diesem Konzertabend überhaupt nicht, weder im Programm mit Beethovens "Egmont"-Ouvertüre und dem großen Cellokonzert von Joseph Haydn zur "Schottischen" von Mendelssohn noch in der Orchesterbesetzung mit ziemlich üppiger Bläserbeteiligung, noch im Musizieren.

Wer Bernhard Koch, den Dirigenten des Karlsfelder Sinfonieorchesters - und zweier Orchester in München - kennt, weiß, dass dieser gern aus dem Vollen schöpft und seine Ensembles mit eindeutigen, ja, zwingenden Dirigierbewegungen sicher zu möglichst blühendem Musizieren führt. Mendelssohns schottische Sinfonie blühte unter seiner Leitung voll auf. Bei dieser Sinfonie spricht man von großem Reichtum an motivischer Arbeit. Diese konnte der Zuhörer dank Kochs Dirigat genau verfolgen. Das war Bernhard Koch vor allem deshalb möglich, weil er sein Orchester - nicht zu vergessen ein Laienorchester! - von der Ersten Geige bis hinter zu der ganz am Rand der letzten Reihe sitzenden, dort aber ihren Part sehr zuverlässig spielenden Zweiten Klarinette, überzeugend besetzen konnte. Bei den Ersten Geigen spielten zwei Konzertmeisterinnen, eine am ersten Pult, eine am letzten. Welches Orchester ist so üppig ausgestattet! Die beiden Konzertmeisterinnen nahmen die zwischen ihnen spielenden Geigerinnen aus dem musikalischen Laienstand so in die Zange, dass sie gar nicht anders als richtig und relativ gut spielen konnten. Doch das Erfolgsgeheimnis war letztlich eine gründliche, sehr effektive Probenarbeit. Dieser Aufführung merkte man es an, dass jeder Takt "sitzt", dass alle Unsicherheiten ausgemerzt sind. Also konnte Mendelssohns Einfallsreichtum in dieser Sinfonie sprudeln und seine Instrumentation glänzen.

Das Instrumentalkonzert dieses sinfonischen Abends war das Konzert für Violoncello und Orchester in D-Dur von Joseph Haydn aus dem Jahre 1783. Joseph Haydns Reichtum an Musik, deren Schönheiten und Haydns höchste Kunst der Komposition herausstreichen zu wollen, wäre ein Unding. Das muss man hören und erfassen. Dann aber ist die Konzertkarte eine Eintrittskarte in den musikalischen Himmel. Was man nicht hören darf, sind die spieltechnischen und musikalischen Schwierigkeiten, die Haydn vor allem der Solistin zum hoffentlich freudigen Bewältigen in den Weg gelegt hat. Die junge Cellistin Sophie Klaus hat das nötige Rüstzeug und die Musikalität, dieses große Cellokonzert der Wiener Klassik überzeugend zu spielen. Das Publikum fasste seine Bewunderung in dem kurzen Satz zusammen: "Die kann's." Eingeleitet wurde der Konzertabend mit der Ouvertüre, die Beethoven als letztes Stück seiner Musik zu Goethes Trauerspiel "Egmont" schrieb. Die geduldige Probenarbeit, mit der Bernhard Koch seine Aufführung der "Schottischen" von Mendelssohn ausfeilte, ließ wohl für Beethoven nicht in gleichem Maße Zeit. Ein Trauerspiel wie Goethes "Egmont" war sie aber keinesfalls, eher der noch verhaltene Start zu der glänzenden Entwicklung dieses Konzertabends.

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