Frühere Karlsfelder Politikerin:Zurück an die Gemeinde

Heimatmuseum

Jürgen Knoll (links) übergibt den Ehrenring seiner verstorbenen Frau Hiltraud Schmidt-Knoll an das Heimatmuseum.

(Foto: Niels P.Jørgensen)

Den Ehrenring von Hiltraud Schmidt-Kroll hat ihr Mann dem Heimatmuseum übergeben - so hatte es seine Frau gewollt

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Karlsfeld war ihr Leben. 1984 kam Hiltraud Schmidt-Kroll in den Gemeinderat. Unermüdlich setzte sie sich seither für den Ort ein, anfangs vor allem für die Jugend. Damals war sie alleinerziehende Mutter dreier Kinder. Später ging es ihr vor allem darum, dass sich Leute, die nicht so betucht sind, eine Wohnung oder ein Häuschen leisten können sollten. Und so ebnete sie vielen jungen Familien den Weg zu einem bezahlbaren Eigenheim. "Sie wollte nicht, dass sich bei den großen Bauprojekten, jemand die Taschen füllt, der sowieso schon mehr als genug hat", sagt Jürgen Kroll, ihr Mann. "Das Soziale war ihr ein Anliegen."

Bis zum Schluss im September 2018 war Hiltraud Schmidt-Kroll im Gemeinderat und bis zum Schluss war sie sehr engagiert. Sie prägte in all den Jahren die SPD und auch das Leben in Karlsfeld. Als Anerkennung für ihre Verdienste verlieh ihr die Gemeinde 2009 den Goldenen Ehrenring. Ihre Enkel bewunderten sie dafür - ihr Mann ebenfalls. Jetzt hat Jürgen Kroll diesen Ehrenring mitsamt der dazugehörigen Urkunde dem Heimatmuseum übergeben. Es war der ausdrückliche Wunsch seiner verstorbenen Frau.

Gut ein Jahr nach Hiltraud Schmidt-Krolls Tod diesen Schritt zu wagen, "war nicht schlimm für mich", sagt der Witwer. Seine Frau hegte und pflegte ihn, zeigte ihn gern. Der Ehrenring war ihr ganzer Stolz. Jürgen Kroll kann sich noch gut an den Moment erinnern, als sie ihn überreicht bekam: "Ich weiß nicht, wer mehr gestrahlt hat, der Ring oder sie", lacht er. "Sie hat aber auch sehr viel bewegt in der Gemeinde, viel geleistet für das Allgemeinwohl." Die Urkunde hing bis vor kurzem noch gut sichtbar für alle mitten im Wohnzimmer der Krolls, der Ring stand hinter Glas im Wohnzimmerschrank - ebenfalls nicht zu übersehen. Angezogen hat Schmidt-Kroll den Ring nur zu den seltenen Gelegenheiten, als die Gemeinde sie einlud als Trägerin des Goldenen Ehrenrings.

Als Hiltraud Schmidt-Kroll schon sehr krank war, fragten ihre Enkel immer wieder: "Oma, was machst Du eigentlich mit dem Ring? Wer kriegt ihn?" Natürlich wollte ihn jeder der Kinder haben. Das Gold glänzte so schön. Außerdem betonte Schmidt-Kroll gerne: "Den Ring gibt's nur einmal. Der ist ganz was Besonderes." Damit war er auch in den Augen der Kinder sehr wertvoll. Die Zehnjährige hatte schließlich einen gerechten Vorschlag: "Am besten wir teilen ihn in sechs Stücke und jeder bekommt einen Teil davon." Doch die Kommunalpolitikerin war wenig begeistert: "Das wird dem Ring nicht gerecht. Am Besten wir geben ihn der Gemeinde zurück." Die Kinder waren entrüstet.

Zuletzt engagierte sich Schmidt-Kroll nicht nur im Gemeinderat, sondern auch als Vorsitzende des Karlsfelder Heimatmuseums und so kam sie auf die Idee, den Ring der Sammlung zu überlassen. "Das ist die schönste Möglichkeit ihrem Andenken gerecht zu werden", findet ihr Mann. Zur Übergabe kamen auch Altbürgermeister Fritz Nustede, ein langer Wegbegleiter der Verstorbenen und der amtierende Vizebürgermeister Stefan Handl.

Derzeit leben noch acht Inhaber eines Goldenen Ehrenrings. Dieser wird nur an Personen verliehen, die 25 Jahre lang ehrenamtlich im Gemeinderat tätig waren. Nach den Statuten von Karlsfeld dürfen maximal zehn Goldene Ringe vergeben werden. Erst wenn einer der zehn stirbt, kann wieder ein neuer, hochengagierter Gemeinderat ausgezeichnet werden.

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