Freiwilligendienst in Südamerika:Zum Abnabeln nach Ecuador

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Helene Hauzenberger war noch nie längere Zeit weg von daheim, jetzt ist sie ein Jahr lang in Ecuador. (Foto: oh)

Wie sich Helene Hauzenberger auf den Freiwilligendienst in Südamerika und das selbständige Leben vorbereitet hat

Von Deborah Portejoie

Petershausen - Die Koffer sind längst gepackt, das Abenteuer kann beginnen. Am vergangenen Mittwoch hat sich Helene Hauzenberger aus Petershausen auf den Weg nach Ecuador gemacht. Neben Marlene Böller aus Indersdorf ist sie eine von zwei jungen Frauen aus dem Landkreis Dachau, die dort ein Jahr im Freiwilligendienst verbringen werden. Eine Partnerschaft zwischen der Kirche Ecuadors und der Erzdiözese München und Freising besteht bereits seit mehr als 50 Jahren. Zahlreiche Pfarreien, Verbände und Gläubige pflegen Kontakte in das südamerikanische Land. Im internationalen Freiwilligendienst der Diözese gehen 18 junge Erwachsene aus Bayern nach Südamerika. Jeweils zwei werden in Argentinien und Bolivien tätig sein, 14 werden in Ecuador, dem Partnerland der Erzdiözese, in unterschiedlichen sozialen Projekten helfen.

Hauzenberger war zuvor noch nie für längere Zeit im Ausland, jetzt arbeitet sie gleich für ein ganzes Jahr in Südamerika. Bei dem Jugendverband "Pastoral Juvenil" ist sie in erster Linie dafür zuständig, verschiedene Aktionen und Feiern zu organisieren. Erste Erfahrungen mit Kinder- und Jugendarbeit hat Helene Hauzenberger in Deutschland bereits bei der Katholischen Landjugend gesammelt. Sie freut sich auf die Arbeit mit den jungen Leuten: "Ich bin vor allem organisatorisch tätig, aber natürlich lerne ich die Kinder und Jugendlichen auch kennen. Von Freunden, die schon in Ecuador waren, habe ich gehört, dass sich die Kinder auch immer freuen, wenn jemand neues, auch von so weit weg, da ist."

Die Freiwilligen sind während ihres Aufenthaltes in Südamerika vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Sie helfen als Assistenzlehrkräfte in Schulen oder Werkstätten mit, übernehmen die Hausaufgabenbetreuung, arbeiten auch mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder organisieren, wie Helene Hauzenberger, Begegnungen und Projekte.

Für die Freiwilligen standen drei Länder zur Auswahl: Argentinien, Bolivien und Ecuador. Sie durften Präferenzen angeben, was in die Verteilung der jungen Erwachsenen auf die drei Länder mit einbezogen wurde. Als Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt hat die Erzdiözese drei Seminare angeboten, davon zwei allgemeine Vorbereitungsseminare und ein länderspezifisches. In den allgemeinen Kursen ging es um Themen wie Gesundheit und Sicherheit. Dazu war beispielsweise ein Tropenmediziner anwesend, der über Krankheiten und Impfungen aufklärte, sowie ein Polizist, der mit den Freiwilligen ein Sicherheitstraining absolviert hat. "Das ist nicht nur für die Zeit in Ecuador, sondern auch für Deutschland hilfreich", sagt Helene Hauzenberger.

In dem länderspezifischen Seminar wurden Bereiche wie Kultur, aber auch Umwelt und Nachhaltigkeit behandelt. "In einer anderen Kultur kommt es natürlich zu anderen Situationen, als man sie vielleicht gewohnt ist. Wir haben gelernt, wie man dafür offen ist und so in den verschiedenen Situationen richtig reagieren kann." Sie lobt die Unterstützung der Erzdiözese: "In den Seminaren wurden wir gut vorbereitet. Wir haben auch zwei Ansprechpartnerinnen, bei denen wir uns mit Problemen und Fragen melden können. Außerdem haben wir auch Hilfe beim Beantragen und Ausfüllen der nötigen Papiere bekommen. Die Betreuung ist sehr gut."

Etwas Sorgen bereitet Helene Hauzenberger die Sprache. Um mit der Erzdiözese nach Ecuador als Freiwilliger reisen zu können, braucht man das Sprachniveau A1, also erste Grundlagen, in der Landessprache Spanisch. Dazu hat Hauzenberger bereits einen Sprachkurs absolviert. Außerdem hat sie zu Hause weiter geübt, um ihre Kenntnisse zu vertiefen.

"Mir fällt das Spanischlernen relativ leicht." Um die Freiwilligen optimal vorzubereiten, findet in Ecuador ein weiterer dreiwöchiger Sprachkurs zum Auffrischen und Vertiefen der Kenntnisse statt. "Es ist natürlich immer etwas ganz anderes, wenn man in einer konkreten Situation ist und Spanisch sprechen und verstehen muss. Da kann es, vor allem am Anfang, noch Verständnisprobleme geben." Dann ist da auch noch das Heimweh: "Ein Jahr ist schon eine lange Zeit und etwas ganz anderes als mal ein paar Wochen im Urlaub weg zu sein."

Solche Sorgen seien aber normal, und die Freude überwiegt bei Helene Hauzenberger. Sie hat gerade ihr Abitur gemacht. "Ich freue mich, dass ich in diesem Jahr, bevor es mit dem Studium losgeht, etwas Sinnvolles, Ehrenamtliches machen kann." Ihrer Meinung nach sprechen viele Gründe für den Freiwilligendienst im Ausland. Die neue Sprache, die fremde Kultur, und der Zwang, selbständig sein zu müssen. "Ich wohne noch bei meinen Eltern, deswegen wird das Alleineleben eine große Umstellung für mich. Ich hoffe, dass ich daran wachsen kann, auf mich allein gestellt zu sein."

Ihre Eltern sehen dem Ganzen sehr positiv entgegen. Natürlich haben sie normale Sorgen, die sich Eltern eben machen, aber sie sind stolz, dass sich ihre Tochter traut, nach Südamerika aufzubrechen. Wenn Helene Hauzenberger dann nächstes Jahr wieder zurück ist, möchte sie studieren. "Etwas in Richtung Kulturwissenschaften" sagt sie, "aber etwas Konkretes habe ich noch nicht ins Auge gefasst."

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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