Freibäder im Landkreis Dachau:Die Wärme kommt von oben

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Das Freibad Ainhofen wird von einem Verein betrieben, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden, ist hier - im Vergleich zu anderen Bädern - kein Problem. (Foto: Toni Heigl)

Trotz gestiegener Energiekosten müssen Landkreisbewohner vorerst keine kalten Freibäder fürchten. Auch Rettungsschwimmer und sonstiges Personal gibt es genug - allerdings war die Suche danach heuer besonders schwierig.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Die Zukunft lässt sich nur schwer vorhersagen, auch Cornelia Scheyerl von den Dachauer Stadtwerken kann das nicht. Zumindest für den Moment kann sie Entwarnung geben: Dachauerinnen und Dachauer, die das derzeit anhaltend warme Wetter nutzen und das Familienbad besuchen wollen, müssen nicht fürchten, dass sie statt einer willkommenen Abkühlung eine eisige Überraschung erwartet. Und das trotz allerorts gestiegener Energiepreise: "Momentan ist die Wetterlage erfreulicherweise so gut, dass wir das Wasser im Familienbad kaum heizen müssen, da wir bereits angenehme Badetemperaturen haben." Entwarnung geben auch die Betreiber des Naturbads Vierkirchen sowie des Freibads Ainhofen: Der Badespaß ist nicht in Gefahr - zumindest nicht, was angenehme Wassertemperaturen anbelangt.

Tatsächlich ist die Wassertemperatur im Schwimmerbecken in Dachau mit derzeit 25 Grad sogar für Sportschwimmer schon recht hoch. Im Nichtschwimmerbecken hat es sogar kuschelige 27 Grad. "Temperaturen unter 21 Grad wären nicht mehr angenehm", sagt Scheyerl. Ob dieser Wert allerdings in der laufenden Saison zu irgendeinem Zeitpunkt doch noch unterschritten wird, vermag Scheyerl nicht abzusehen - das Familienbad schließt erst im Herbst, am 12. September nimmt das Hallenbad seinen Betrieb wieder auf.

"Im Gegenteil: Wenn's zu heiß wird, müssen wir kühlen."

Johann Reif, Erster Vorsitzender des Vereins, der das Freibad Ainhofen betreibt, gibt zu, dass er sich für einen kurzen Moment schon überlegt hat, die Wassertemperaturen runterzufahren, um Kosten zu sparen. Tatsächlich habe man wie in Dachau - auch dank der warmen Temperaturen - bislang "recht wenig dazuheizen" müssen. Das Kinderbecken und das große Becken hätten mit 25 beziehungsweise 24 Grad ideale Temperaturen. Zu Beginn einmal Aufheizen sei da ausreichend gewesen. Abends würden die Becken mit Folie abgedeckt, "so dass die Wärme drinbleibt". Wenn es also weiter so warm bleibe, "dann haben wir keine Probleme", versichert Reif.

Im dritten der drei Freibäder im Landkreis, dem Naturbad Vierkirchen, bereiten die steigenden Energiekosten der Gemeinde, die das Bad betreibt, ebenfalls keine Problem: Das Becken wird schließlich gar nicht beheizt. "Im Gegenteil: Wenn's zu heiß wird, müssen wir kühlen", sagt Bürgermeister Harald Dirlenbach (SPD). Die Kühlung erfolge durch die Zufuhr von kalten Frischwasser und das bisschen Strom, das für die Wasserpumpen benötigt werde, falle finanziell kaum ins Gewicht. Alles in allem seien die Energiekosten trotz gestiegener Preise "relativ konstant", zumal auf dem Vierkirchner Bauhof noch eine Solaranlage stehe, die notfalls auch ein wenig Strom zuliefern könne.

Doch die Unabhängigkeit von einer Heizung und den gestiegenen Energiepreisen hat für das Naturbad Vierkirchen nicht nur Vorteile: So hat das durchwachsene Wetter bei der Eröffnung Mitte Mai dazu geführt, dass die Saison eher schleppend angelaufen ist. Aber vor allem an den vergangenen beiden Wochenenden, sagt Andrea Bestle, sei das Bad gut besucht worden, "wir sind rundum zufrieden".

Das Naturbad Vierkirchen wird - wie der Name schon vermuten lässt - nicht beheizt. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Das Familienbad Dachau hat sich durch das anhaltend warme Wetter ebenfalls schon so gut aufgeheizt, dass kaum noch zugeheizt werden muss. (Foto: Toni Heigl)

Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass Bestle, die in der Gemeinde für die Koordination der Vierkirchner Ehrenamtlichen verantwortlich ist, zu Beginn der Saison noch händeringend nach Personal gesucht hat, unter anderem für den Kassendienst. Zwischenzeitlich habe sie "echt Angst gehabt", dass sie zu wenige Freiwillige findet.

"Ohne Ehrenamtliche würde das Bad nicht funktionieren."

"Mittlerweile habe ich aber meine Leute zusammen", versichert Bestle. Sie sagt aber auch: Ein paar mehr dürften es trotzdem gerne noch werden, auch mit Blick auf die kommenden Jahre. "Ohne Ehrenamtliche würde das Bad nicht funktionieren." Allerdings ist ein Großteil des Personals längst im Seniorenalter. Man denke nur an die fleißige sogenannte Rentnerband, die jedes Jahr vor Saisonbeginn das Bad auf Vordermann bringe. So verlässliche Helfer hat längst nicht jeder. Bestle weiß zum Beispiel, dass der Betreiber des Kiosks, Valentin Großmann, noch nach Personal sucht.

Von der Schwierigkeit Personal zu finden, weiß auch Scheyerl zu berichten. Zu Beginn der Saison sei das auch in Dachau ein Thema gewesen, weil einige Stellen nachbesetzt werden mussten und gleichzeitig Aushilfen aufgehört hätten, die mit ihrem Studium fertig seien, sagt sie. Grundsätzlich kein Problem, aber in diesem Jahr sei der Markt "ziemlich leergefegt" gewesen und heutzutage seien "nicht mehr viele bereit, im Schichtdienst zu arbeiten, was die Suche erschwert". Durch die Einstellung von Rettungsschwimmern, als Vollzeitkraft und Aushilfen habe man das aber "inzwischen weitgehend kompensieren" können.

Der Indersdorfer Johann Reif indes kann sich nicht über zu wenig Personal beklagen. Sein Verein zählt mehr als 200 Mitglieder, irgendwer hat immer Zeit, den Kassenbetrieb zu übernehmen, das Bad zu reinigen oder den Rasen zu mähen. All diese Tätigkeiten werden wie in Vierkirchen von Ehrenamtlichen erledigt, einzig die Studentinnen und Studenten, die am Kiosk arbeiten, bekommen Mindestlohn. Angst, dass es irgendwann kein Eis und keine Freibadpommes mehr gibt, muss man sich laut Reif in Ainhofen deshalb auch nicht machen - eher gibt es sogar zu viele Arbeitswillige, immerhin ist die Arbeit am Kiosk ein beliebter Sommerjob.

Im Freibad Ainhofen setzt man seit Jahren auf Jugendarbeit

Laut Reif hat die gute personelle Ausgangslage des Ainhofener Freibads auch damit zu tun, dass der Verein seit Jahren erfolgreich Jugendarbeit betreibt. Gerade etwa würden drei Jugendliche nur darauf warten, von der Wasserwacht als Rettungsschwimmer ausgebildet zu werden. Die kann Reif dann im Freibad einsetzen. Die Jugendlichen fühlen sich gut mit der Verantwortung, die man ihnen überträgt, die Badegäste müssen sich keine Sorgen um ihre Sicherheit machen.

Aber noch eine Besonderheit ist laut Reif dafür verantwortlich, dass es in Ainhofen besonders gut läuft: Wenn die Bäder in Dachau und Vierkirchen gegen 19 oder 20 Uhr zumachen, "dann geht es bei uns erst so richtig los". Zwar schließt auch das Ainhofener Freibad offiziell um 20 Uhr, aber auf der Homepage steht nicht umsonst: "Falls dann noch immer einige Badehungrige da sind, kann es auch mal länger dauern." Und auf dem Gelände kann nicht nur geplanscht und sich gesonnt werden: Wer nur den Biergarten besuchen möchte, kann auch nur zum Brotzeit machen kommen - ganz ohne Eintritt zu zahlen. Ein Angebot, das laut Reif ebenfalls gut genutzt wird.

Das ist kaum verwunderlich, bedenkt man, dass es in und um Ainhofen kaum Alternativen gibt - das Gasthaussterben macht auch vor dem Landkreis nicht Halt. Vielleicht ist das Freibad Ainhofen auch deshalb längst zur beliebten Partylocation avanciert: Vergangenes Wochenende hat jemand seinen Geburtstag dort gefeiert, am kommenden lädt die Indersdorfer CSU zu ihrem alljährlichem Sommerfest, Johannifeuer inklusive.

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