Frauenkirche in Kollbach:Nicht nur ein Ort zum Beten

Die denkmalgeschützte Frauenkirche in Kollbach gehört der Gemeinde Petershausen und muss saniert werden. Die Bürger wollen den Bau als Gotteshaus erhalten, ihn gleichzeitig aber auch für andere Nutzungen öffnen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Vom Dach des Kirchenturms blitzt die neue Kupferblech-Eindeckung strahlend herunter. Sonst ist von außen noch nicht recht viel zu sehen von der aufwendigen Sanierung, die in und um die denkmalgeschützte Frauenkirche im Petershausener Ortsteil Kollbach schon seit 2016 läuft. Dabei wurden schon 330000 Euro verbaut, um zumindest den weiteren Verfall des barocken Gotteshauses zu verhindern. Noch einmal gut eine halbe Million Euro wird es kosten, bevor die Kirche wieder zugänglich gemacht werden kann. Doch wofür? Welche Nutzungen wünschen sich die Bürger? Diese Frage bei einer Kirche zu stellen, klingt seltsam, ist aber im Fall der Frauenkirche legitim. Denn das geweihte Gotteshaus ist Eigentum der Gemeinde, die alle Sanierungsmaßnahmen finanzieren muss. Bevor es daher nun weitergeht mit Bauphase zwei, beratschlagten am Dienstag einige interessierte Bürger mit Rathauschef Marcel Fath (FW) und Pfarrer Peter Dietz, ob und wie das für liturgische Feiern kaum mehr genutzte Kirchlein künftig stärker für kulturelle Veranstaltungen oder auch Bildungsangebote geöffnet werden könnte. "Auch für standesamtliche Trauungen wäre die Frauenkirche ein wunderbarer Rahmen", findet Bürgermeister Fath.

Es ist nichts Neues, dass Kirchen auch außerhalb von Sonntagsgottesdienst und Maiandacht genutzt werden, etwa für Kirchenkonzerte. Und in jüngster Zeit werden mit dem Rückgang der Kirchenmitglieder mehr und mehr Gotteshäuser auch stärker multifunktional genutzt. Oder gar profanisiert, also ihrer Kirchenweihe enthoben und dann ganz umgewidmet zu Bibliothek, Konzertsaal, Ausstellungshalle oder Gastronomie. Auch in Petershausen soll nun ein sinnvoller Weg gefunden werden, der für die Frauenkirche künftig mehr zulässt als liturgische Veranstaltungen. Schließlich gilt es, die aus dem Gemeindesäckel finanzierte Sanierung vor allen Bürgern zu rechtfertigen. Auch spielt das kleine Kirchlein als Gotteshaus kaum noch eine Rolle im kirchlichen Leben von Kollbach, denn mit Sankt Martin hat das 820-Seelen-Dorf eine weitere katholische Kirche.

Frauenkirche in Kollbach: Bereits eine Drittelmillion Euro hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren in die Renovierung der barocken Frauenkirche in Kollbach gesteckt. Geht es nach den Bürgern, soll sie auch weiter sakral genutzt werden.

Bereits eine Drittelmillion Euro hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren in die Renovierung der barocken Frauenkirche in Kollbach gesteckt. Geht es nach den Bürgern, soll sie auch weiter sakral genutzt werden.

(Foto: Toni Heigl)

In der lebhaften Debatte im Pfarrsaal gab sich daher Pfarrer Dietz durchaus aufgeschlossen für eine Öffnung der Frauenkirche. Er könne sich "eine breite Nutzung von Vorträgen, Konzerten über Ausstellungen und Lesungen vorstellen." Auch auf die alten Kirchenbänke, die während der Bauzeit ausgelagert sind, könnte der Seelsorger künftig verzichten zugunsten einer flexibleren Bestuhlung. "Wenn das Denkmalamt mitspielt." Selbst die Anfrage von Josef Mittl (FW), ob eventuell muslimische Bürger in der Frauenkirche ihr Gebet abhalten könnten, sieht der Pfarrer unproblematisch. Er habe keine Schwierigkeiten, die Kirche "anderen Religionen zur Verfügung zu stellen". Eine rote Linie zieht Peter Dietz bei Sekten wie Scientology, explizit anti-kirchlichen Gruppierungen, politischen Veranstaltungen und allem "was gegen Gesetz und Moral verstößt."

Doch nicht alle Kollbacher sehen Bedarf für eine vielfältige Nutzung. Das alte Kirchlein sei allein mit seiner Existenz Zeichen für Identität, Heimat und Glauben, betonte ein Bürger. Das genüge als Rechtfertigung für die Investition und könnte eher Anlass sein, für den Glauben zu werben. Aber es gab auch Stimmen, die sich für eine Profanisierung aussprachen. Solange die Kirche Gotteshaus bleibe, "wird es immer Spannungen geben, ein sauberer Schnitt wäre gut", sagte FW-Gemeinderat Ernst Nold. Doch eine Profanisierung nähme die noch wenigen kirchlichen Feste ganz weg, mahnte Mittl. Eine Mehrheit im Saal teilte die Haltung von CSU-Gemeinderat Josef Gerer, die Frauenkirche solle weiter Gotteshaus bleiben, "sich aber breit öffnen". Eine Strategie, die Pfarrer Peter Dietz gut mitgehen kann. Er betonte, eine Profanisierung nicht unterstützen zu wollen, wohl aber eine breite Öffnung. Da dies bedeutet, dass die Kirche auch künftig der Gemeinde gehören wird, der Pfarrer aber wie bisher über jede Veranstaltung entscheidet, empfiehlt Dietz einen Rahmenvertrag. "Es ist mein Anliegen, es Ihnen leicht zu machen."

Frauenkirche in Kollbach: Pfarrer Peter Dietz zeigt sich offen für neue Nutzungen der kleinen Kirche in Kollbach. Wenn andere Religionen sie nutzen wollten, hätte er damit auch kein Problem, sagt er.

Pfarrer Peter Dietz zeigt sich offen für neue Nutzungen der kleinen Kirche in Kollbach. Wenn andere Religionen sie nutzen wollten, hätte er damit auch kein Problem, sagt er.

(Foto: privat)

Tatsächlich wird von einer Mehrheit zumindest der etwa 25 anwesenden Bürger Vielfalt in einem weiterhin sakralen Gebäude gewünscht. Das zeigten Klebepunkte, die alle beim Hinausgehen noch zu verschiedenen Stichworten verteilten. Danach wünschen sich die Bürger weiter liturgische Feiern wie Maiandachten und Patrozinium, daneben weltliche Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen. Die künftige Innenausstattung soll den Aufenthalt mit flexibler Bestuhlung, vernünftige Beleuchtung und Heizung angenehm machen. All diese Vorgaben wird der Gemeinderat nun beraten und das Sanierungskonzept entsprechend anpassen. Auch finanzielle Mittel müssen erst noch bereitgestellt werden, bevor das Projekt Frauenkirche in die nächste Bauphase gehen kann.

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