Frauenhausverein Dachau:Streit ums Geld

Hätte der Frauenhausverein in Dachau sein Vermögen nicht an den neuen Träger, die Arbeiterwohlfahrt, abgeben müssen, anstatt es zu behalten? Die Mehrheit sagt Nein und gibt sich eine neue Satzung.

Petra Schafflik

Frauenhausverein Dachau: Die stellvertretende Landrätin Eva Rehm vermittelte.

Die stellvertretende Landrätin Eva Rehm vermittelte.

(Foto: DAH)

Schon ein erster kurzer Blick in den Saal vergegenwärtigt die konfrontative Stimmung: An zwei Tischreihen sitzen sich in einer außerordentlichen Versammlung des Vereins Frauenhaus-Frauenhilfe die Mitglieder zweier Fraktionen frontal gegenüber. Denn bei diesem Treffen geht es um nichts weniger als um die Zukunft dieser Organisation. Seit der Verein im August 2012 seinen Teil der Trägerschaft am Frauenhaus abgegeben hat, schwelt ein interner Disput um Auflösung oder Weiterführung mit neuen Aufgaben. Nach einer teils sehr emotional geführten Debatte einigten sich die Konfliktparteien jetzt auf eine neue Satzung. Der Verein heißt jetzt "Frauenhilfe- Frauennotruf".

Zum Hintergrund: Nachdem die Trägerschaft des Frauenhauses in die Arbeiterwohlfahrt übergegangen ist, hat der Verein Frauenhaus-Frauenhilfe seine Kernaufgabe verloren. Vorsitzende Marina Langmesser-Peter will aus der bestehenden Organisation heraus neue Schwerpunkte setzen. Doch ein Teil der Mitglieder, darunter auch die Mitgründerin und langjährige Vorsitzende Gerti Müller, plädiert für Auflösung und anschließende Neugründung mit neuen Inhalten. Die reguläre Mitgliederversammlung im Dezember konnte diesen Konflikt nicht lösen, jetzt sollte eine Entscheidung fallen. Auf der außerordentlichen Versammlung stimmten jetzt einer Auflösung nur zehn von 37 Mitgliedern zu. Vorsitzende Marina Langmesser-Peter wurde im Amt bestätigt. Die gleichberechtigten Vorstandsmitglieder sind Anette Reis und Mira Wissert.

Gleich zum Auftakt der Debatte forderte Frauenhausmitarbeiterin Angelika Huber von der Vorsitzenden Langmesser-Peter Auskunft über das Vereinsvermögen und gab damit ein Kernthema der Debatte vor, was später ein Mitglied entsetzt ausrufen ließ: "Hier geht es ja nur ums Geld." Tatsächlich war die künftige Verwendung des Vereinsvermögens ein elementarer Konfliktpunkt. Denn jede der beiden Interessensgruppen fürchtete, dass die Rücklagen künftig für ihr Herzensanliegen verloren wären. Bei einer Vereinsauflösung wäre das Vermögen laut Satzung der Arbeiterwohlfahrt zugefallen. Einen solchen Nachteil wollte die Gruppe um Vorsitzende Langmesser-Peter verhindern. Sie möchte nämlich den Frauennotruf weiterführen. Und zwar innerhalb des bestehenden Vereins, um auch weiter über dessen finanzielle Mittel zu verfügen. Ein neu gegründeter Verein wäre finanziell bei Null gestartet.

Die Frauen wiederum, die das Frauenhaus erkämpft hatten und sich teilweise seit der Gründung des Vereins vor 25 Jahren dafür engagieren, versuchte, diese Fortführung des Vereins verhindern. Ihre Begründung: Sonst gingen die speziell für das Frauenhaus gespendeten Vermögensanteile des Vereins verloren. "Wir wollen, dass die Rücklagen für das Frauenhaus auch dieser Einrichtung zu Gute komme", sagte Gründungsmitglied und langjährige Vorsitzende Gerti Müller. Um welche Summe gestritten wird, bleibt unbekannt. Denn Vorsitzende Langmesser-Peter verweigerte mit Hinweis auf das Vereinsrecht die gleich zu Beginn der Veranstaltung geforderte Auskunft. Ein Bericht zum Vermögen stehe nicht auf der Tagesordnung, ad hoc sehe sie sich nicht in der Lage, das Guthaben zu beziffern. "Das ist schon suspekt, was hier läuft", wunderte sich ein Mitglied.

Angesichts der emotional aufgeladenen Stimmung hatte sich die Vorsitzende einen Fachanwalt als rechtlichen Beistand zur Versammlung mitgebracht. Doch nicht der Jurist vermittelte in dieser verfahrenen Lage, sondern Beiräte wie die stellvertretende Landrätin Eva Rehm. Schließlich einigten sich die Frauen auf folgende Lösung: Einstimmig beauftragten die 37 stimmberechtigten Mitglieder den neuen Vorstand, alle Verträge und die Aufteilung des Vermögens einvernehmlich mit der Arbeiterwohlfahrt zu regeln. In der Satzung für den Verein, der nun "Frauenhilfe-Frauennotruf" heißt, wird festgeschrieben, dass der Frauennotruf weiterläuft. Eine Unterstützung des Frauenhauses - durch ehrenamtliches Engagement oder Spenden - ist nicht mehr vorgesehen. Am Rande der Versammlung wurde indes deutlich, dass die dem Frauenhaus verbundenen Mitglieder -"die Altlasten", wie Gründungsmitglied Gerti Müller es formulierte - die Neuausrichtung nicht mittragen werden. Einige haben bereits ihren Austritt angekündigt.

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