Süddeutsche Zeitung

Fotoausstellung Karlsfeld:Drinnen und draußen

Die Fotografinnen Tyama Da Silva-Nielsen und Pingkan Lucas zeigen die Natur in all ihren Facetten

Von Julia Putzger, Karlsfeld

Auf den ersten Blick sind die Fotografien der Karlsfelderin Tayama Da Silva-Nielsen nur schöne Aufnahmen aus botanischen Gärten. Sie scheinen aus der Faszination über das exotische Grün heraus entstanden zu sein, könnten auch im Fotoalbum anderer Reiselustiger zu finden sein. So war es auch ursprünglich - bis Da Silva-Nielsen etwas noch viel Spannenderes als die Pflanzen selbst in den Botanischen Gärten entdeckte: All die Ventilatoren, Schläuche, Wassersprüher und Gerätschaften, die es ermöglichen, dass exotische Pflanzen, die ein ganz anderes Klima gewohnt sind, plötzlich auch in London, Kopenhagen oder München gedeihen.

Da Silva-Nielsen selbst sieht ihre Bilder, die teilweise aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt oder gespiegelt wurden, als Dokumentation. "Ich möchte zeigen, was alles möglich ist, wenn man es richtig macht", sagt sie. Um das zu verdeutlichen, gibt es in der Ausstellung auch eine Installation der Künstlerin zu bestaunen: In einem wilden Knäuel hängen rote und schwarze Gartenschläuche an der Decke, ein Ende ist schließlich auf eine kaum fingernagelgroße, bunte Bohne gerichtet, die auf dem kahlen Grund liegt. Außerdem hat die gebürtige Brasilianerin auf ihren Reisen um die Welt nicht nur fotografiert, sondern verschiedenste Pflanzensamen gesammelt. Auch dahinter steckt die Faszination über die mögliche Entwicklung unter den richtigen Bedingungen. "Das zeigt, wie abhängig wir voneinander sind. Das ist eine Art von Beziehung, die da passiert", regt Da Silva-Nielsen an.

Ein Auge für Details benötigt der Besucher aber nicht nur für diesen Teil der Ausstellung, sondern auch beim Betrachten der Fotografien von Pingkan Lucas. Die gebürtige Indonesierin war drei Jahre lang in den USA unterwegs und staunte dabei über die scheinbar unberührte Natur: dichte Wälder, umgestürzte Bäume, Wildnis pur. Doch dann stellte sie fest: "Man sieht immer auch etwas von den Menschen." Kleine Punkte, als Wegmarkierung auf Steinen aufgebracht, Hinweisschilder, Strommasten und Kabel - der Mensch hatte seine Spuren auch in den Weiten Amerikas hinterlassen. Störend aber auch hilfreich könnten diese Spuren sein, erklärt Lucas: Manchmal habe sie sich auf ihren Wanderungen verlaufen, doch dann dank der klitzekleinen Wegmarkierungspunkte doch wieder den Weg zurück gefunden. "Es gibt einem auch eine gewisse Vertrautheit - die Natur zwar zu erleben und doch zu wissen, dass die Zivilisation nicht weit weg ist", so die Fotografin.

Schließlich ist es besonders das Gegenteilige, das den Reiz der gemeinsamen Ausstellung der beiden Künstlerinnen ausmacht und zum Nachdenken anregt. Einerseits das Drinnen, die Vielfalt exotischer Pflanzen im Glashaus, die nur durch den Mensch und seine ausgeklügelte Technik in dieser Form möglich wurde. Und andererseits das Draußen, die Wildnis, die der Mensch doch ein Stück weit vereinnahmt hat, auch wenn es auf den ersten Blick ganz anders scheint.

Die Vernissage der Ausstellung "Man and Nature" von Tayama Da Silva-Nielsen und Pingkan Lucas findet am Freitag, 6. März, um 19 Uhr in der "Galerie Kunstwerkstatt" in Karlsfeld statt. Die Ausstellung ist an den Wochenenden bis einschließlich 15. März jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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Quelle:
SZ vom 05.03.2020
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