Förderschule muss Hebertshausen verlassen:Das Ende einer schönen Vision

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Bis 2022 darf die Elisabeth-Bamberger- Schule noch in dem Containerprovisorium in Hebertshausen bleiben. Dann muss das Franziskuswerk als Träger der Einrichtung wieder auf Standortsuche gehen. Bisher ließ sich im ganzen Landkreis keiner finden. (Foto: Toni Heigl)

Die Elisabeth-Bamberger-Schule ist provisorisch in Containern in Hebertshausen untergebracht. Die Pläne für einen festen Standort in einem Schulcampus haben sich zerschlagen, und die Gemeinde weist nun der Förderschule die Tür

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Für die Elisabeth-Bamberger-Schule (EBS) gibt es wohl eher keine Zukunft in Hebertshausen. Das ist das Resultat einer Gemeinderatsdebatte, zu der auch Landrat Stefan Löwl (CSU) mit dem Schulexperten des Landkreises, Albert Herbst, am Dienstag ins Rathaus gekommen war. Die Schule betreut 60 Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf aus der gesamten Region. Bis 2022 ist sie in einem Containerprovisorium im Ort untergebracht. Was dann geschieht, ist ungewiss. Als gute Option galt einmal die Idee eines Schulcampus Hebertshausen, doch diese Vision gehört seit Dienstag der Vergangenheit an. Mit großer Mehrheit lehnten die Gemeinderäte eine Zusage für einen dauerhaften Standort in Hebertshausen ab. Davor hatte Landrat Löwl noch um die unbefristete Aufnahme der Schule in der Gemeinde gebeten. "Der Landkreis wird massiv unterstützen", versprach er. Und ohne neuen Standort, der trotz intensiver Suche im ganzen Landkreis nicht gefunden wurde, stehe die Schule vor dem Aus, mahnte Löwl.

Die einzigen Befürworter im Gremium - nur 13 von 20 Mitgliedern waren anwesend - waren Bürgermeister Richard Reischl, Clemens von Trebra und Andreas Schaller (alle CSU). Das Veto des Gemeinderats kam für Reischl aber nicht überraschend. Zunächst hatte allen die Idee eines Schulcampus gefallen: Demnach sollten neben der Hebertshausener Grund- und Mittelschule die Elisabeth-Bamberger-Schule und das bisher in Dachau ansässige Greta-Fischer-Förderzentrum (GFZ) angesiedelt werden. Doch das Förderzentrum hat auf der Dachauer Thoma-Wiese einen zwar nicht idealen, aber brauchbaren Standort gefunden, der bis 2057 per Erbpachtvertrag gesichert ist.

Doch unter diesen Umständen wollte die Mehrheit der Kommunalpolitiker die Bamberger-Schule nicht am Bahnhof. In einem Schulcampus mit der Greta-Fischer-Schule hätten sie wohl zugestimmt, erklärte der Bürgermeister am Tag nach der Sitzung der SZ. Allerdings wären einer Machbarkeitsstudie zufolge ohnehin weder räumlich noch pädagogisch Synergien zwischen der örtlichen Grund- und Mittelschule und der Förderschule zu erwarten gewesen. Ein kostspieliger Neubau der GFZ in Hebertshausen hätte auch für den Landkreis als Träger keinen Sinn ergeben.

Dennoch warb der Landrat vor den Gemeinderäten ausdrücklich dafür, der Elisabeth-Bamberger-Schule in Hebertshausen "eine Chance zu geben", am liebsten in Nähe der S-Bahn. Die Verkehrsanbindung ist wichtig, da ihre Schüler auch aus Fürstenfeldbruck, Freising, Pfaffenhofen und München kommen. Schließlich, so Schulfachmann Albert Herbst, dürfe sich der Kreis glücklich schätzen, diese besondere Schule hier zu haben, die hochwertige Schulplätze biete für Kinder und Jugendliche mit einem besonderen Förderbedarf. Doch die Appelle verhallten.

Die Gemeinderäte formulierten eine ganze Reihe an Gegenargumenten. "Mit dieser Dramatik erzeugen Sie bei mir Widerstand", sagte Stefan Ruhsam (CSU). Der Schule werde man keine Knüppel zwischen die Beine werfen, "aber wir werden nicht Treiber sein". Eva-Maria Kutscherauer-Schall (FBB) fragte, warum das Franziskuswerk nicht auf dem weitläufigen eigenen Gelände in Schönbrunn die Schule unterbringe. "Da gibt es Platz und es ist aktuell dort viel im Fluss." Träger der Schule ist das Franziskuswerk Schönbrunn, das 2016 kurzfristig vom Verein Kinderschutz die Verantwortung für die Schule übernommen hat und seitdem nach einem Standort mit Zukunft sucht.

Diese Einrichtung gehöre in die Stadt, meinte Michael Vogl (CSU). In München, "werden ganze Stadtviertel neu gebaut, da sollte es doch auch noch für so eine kleine Schule reichen". Allerdings stand sie, wie Schulexperte Herbst sagte, schon immer im Landkreis. Zuerst lange in Dachau, später in Karlsfeld, bevor sie 2016 provisorisch in Hebertshausen unterkam. Vom Schulcampus habe man sich eine Stärkung der Mittelschule erhofft, eine gemeinsame Turnhalle habe auch finanzielle Vorteile erwarten lassen, erinnerte Martin Gasteiger (FBB). Diese Synergien gebe es nun nicht, warum dann die Schule auf Dauer ansiedeln? "Die Motivation dafür fehlt mir." Eine generelle Zusage für einen dauerhaften Standort der Elisabeth-Bamberger-Schule in Hebertshausen mochte der Rat nicht geben.

Ein Votum, über das Landrat Löwl zwar enttäuscht ist, das er aber nachvollziehen kann. Hebertshausen habe in der Not geholfen, sei nicht per se gegen die Schulform, "will sich aber nicht in der eigenen Entwicklungsmöglichkeit einschränken", sagte er der SZ. Auch die Rettungsversuche von Clemens von Trebra und Andreas Schaller (beide CSU) waren fehlgeschlagen. Der eine brachte die Idee ins Spiel, zwei Dinge zu verbinden. Nämlich das langfristig für den Landkreis geplante fünfte Gymnasium nach Hebertshausen zu geben "und die EBS dazuzupacken". Schaller warb für eine Zusage: "Vorausgesetzt man findet einen Standort und verbaut sich damit nicht die bauliche Entwicklung der Gemeinde."

Nun heißt es für das Franziskuswerk, anderswo im Landkreis einen Standort zu finden. Der Landrat ist zuversichtlich, wie er sagt, schließlich geht es gerade einmal um eine Fläche von 1500 Quadratmetern Größe. Weil eine gute Verkehrsanbindung entscheidend ist, liege der Fokus auf Dachau, Karlsfeld und den S-Bahn-Gemeinden. Aber Löwl hat auch Hebertshausen noch nicht ganz abgeschrieben. Sollte der Schulträger ein konkretes Grundstück dort finden, werde sich der Gemeinderat sicher erneut damit beschäftigen und der EBS "eine Möglichkeit eröffnen", so seine Hoffnung.

Im Franziskuswerk selbst hatte man offenbar mit der Absage aus Hebertshausen überhaupt nicht gerechnet. Auch verfolgte kein Vertreter des Schulträgers persönlich die Gemeinderatsdebatte. "Wir sind überrascht von dieser Entscheidung", sagt Sprecherin Sigrun Wedler am Mittwoch der SZ. Das weitere Vorgehen müsse nun intern geklärt werden.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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