Florian Jungwirth:Karlsfelder Kicker in der Major League

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Den Karlsfelder Florian Jungwirth zieht es von Darmstadt nach Kalifornien, um dort sein Geld als Profi-Fußballer zu verdienen. (Foto: Ronald Wittek/dpa)

Fußballprofi Florian Jungwirth wechselt aus der Bundesliga in die USA - und erfüllt sich damit einen Traum.

Von Benjamin Emonts, Karlsfeld/SanJosé

Ein Karlsfelder macht sich auf in die große Welt des US-Sports. Dabei handelt es sich aber nicht um einen talentierten Footballspieler oder Basketballer - Florian Jungwirth geht in die USA, um Fußball zu spielen. Der 28-Jährige wechselt vom Fußball-Bundesligisten Darmstadt in die Major League Soccer zu den San José Earthquakes - oder anders gesagt: Er tauscht den deutschen Winter gegen die kalifornische Sonne. Auf seiner Facebook-Seite schreibt Jungwirth, dass mit dem Wechsel in die USA ein lang ersehnter Traum für ihn in Erfüllung gehe.

Jungwirth ist in Karlsfeld immer noch tief verwurzelt, seine Familie und viele Freunde leben dort. Als er 2015 mit Darmstadt 98 völlig überraschend in die erste Bundesliga aufstieg, hielt er bei der anschließenden Feier einen Schal seines Heimatvereins Eintracht Karlsfeld in die Kameras. Es war ein Bild für die Ewigkeit, das den ganzen Verein stolz machte.

Nun also zieht es Jungwirth und damit auch ein bisschen Karlsfeld weiter in die Major League Soccer - gewissermaßen die Bundesliga der Vereinigten Staaten. Der Wechsel verlief untypisch für Jungwirth, der in der glamourösen Bundesliga eher unscheinbar wirkte. Sein neuer Trainer in Darmstadt, der ehemalige Nationalspieler Thorsten Frings, strich ihn zuletzt aus dem Kader und warf ihm mangelnde Einsatzbereitschaft im Training vor, um seinen Wechsel in die Staaten zu forcieren. Frings Wutrede ging durch alle Medien. Jungwirth schlug via Kicker zurück. Er kritisierte den schlechten Stil seines Trainers, der ihn öffentlich demontiert hatte.

Aufopferungsvolle Spielweise

Kurz vor Ende der Transferperiode kam der Wechsel dann doch noch zustande. Jungwirth bedankte sich auf Facebook, dass er in Darmstadt "Teil einer wunderbaren und einmaligen Geschichte im deutschen Fußball sein durfte". Der 28-Jährige war bei den Fans überaus beliebt, nach dem Aufstieg hielt er mit Darmstadt sensationell die Klasse, obwohl der Verein das geringste Budget hatte. Der Karlsfelder galt als Stütze seines Teams, besonders wegen seiner aufopferungsvollen Spielweise. Auch in der laufenden Saison stand er regelmäßig in der Startelf. Für die Mannschaft aber lief es nicht mehr rund. Sie steht am Ende der Tabelle und gilt als wahrscheinlicher Absteiger. Unter Frings kam Jungwirth zuletzt nicht mehr zum Einsatz.

Der Zeitpunkt für seinen Wechsel erscheint daher günstig. Der Fußball findet in den USA immer mehr Beachtung. Investoren locken mit viel Geld europäische Stars an. Das spielerische Niveau steigt, die Stadien werden immer voller, obwohl Baseball, Basketball, Football und Eishockey die Sportlandschaft bestimmen. San José bezahlt eine Million Euro Ablöse für ihn. Dass finanzielle Gründe für seinen Wechsel ausschlaggebend waren, dementiert Jungwirth aber. "Ich kann euch beruhigen - es ist nicht das Geld, was lockt", so schreibt er auf Facebook. "In Amerika Fußball zu spielen ist einer meiner persönlichen Träume, den ich mir jetzt erfüllen kann."

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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