Flaschenabfüllerei in der Altstadt:Eine historische Entscheidung

Der Bauausschuss des Stadtrats befasst sich in seiner heutigen Sitzung mit dem Abriss der alten Flaschenabfüllerei. Juristisch scheint der Weg für die Beseitigung des Gebäudes frei zu sein, aber politisch bleibt das Vorhaben brisant.

Von Walter Gierlich

Flaschenabfüllerei in der Altstadt: Vier Jahre, nachdem der Bauausschuss des Stadtrats erstmals den Abriss der alten Flaschenabfüllerei (rechts) beschlossen hat, steht das Thema an diesem Dienstag erneut auf der Tagesordnung. Zugleich soll das Bebauungsplanverfahren für das Hauptgebäude (links hinten) eingestellt werden.

Vier Jahre, nachdem der Bauausschuss des Stadtrats erstmals den Abriss der alten Flaschenabfüllerei (rechts) beschlossen hat, steht das Thema an diesem Dienstag erneut auf der Tagesordnung. Zugleich soll das Bebauungsplanverfahren für das Hauptgebäude (links hinten) eingestellt werden.

(Foto: npj)

Hitzige Diskussionen sind an diesem Dienstag im Bauausschuss des Stadtrats zu erwarten, geht es doch erneut um den Abriss der Flaschenabfüllerei der ehemaligen Schlossbergbrauerei. 2009 hatten die Stadträte den Abbruch beschlossen und dem Bau von 30 Wohnungen auf dem Areal zugestimmt. Weil der Gewölbekeller des maroden Gebäudes aber unter Denkmalschutz steht, bildete sich unter Führung der Stadträtin Elisabeth Schilhabel (damals noch Grüne, mittlerweile fraktionslos) die Bürgerinitiative "Rettet den Schlossberg", welche das Gebäude erhalten will. Sie erzwang im Juli 2009 einen Bürgerentscheid, scheiterte jedoch. Dennoch ruhte seither das Verfahren, weil die Initiative das Landesdenkmalamt einschaltete und eine Petition an den Landtag einreichte. Nun seien alle Dinge "vorgeklärt", so dass die Stadträte über den Abriss entscheiden könnten, sagt die stellvertretende Bauamtsleiterin Ariane Jungwirth.

Eigentlich hätten die rund 30 Wohnungen auf dem Gelände der Flaschenabfüllerei längst stehen sollen. Schließlich wurden erste Planungen für das Brauereigelände vom Dachauer Architekten Konrad Deffner bereits 1997 erstellt, drei Jahre bevor dort letztmals Bier hergestellt wurde. Ein jahrelanger Rechtsstreit verzögerte das Vorhaben. Erst 2008 konnte die Immobiliengesellschaft Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA das 5300 Quadratmeter große Areal der Schlossbergbrauerei erwerben. Der geschäftsführende Gesellschafter Jobst Kayser-Eichberg ging damals davon aus, dass er mit dem Ausbau des Brauereigeländes 2009 beginnen könne. Der Bebauungsplan wurde geteilt: Zunächst sollte nur die Flaschenabfüllerei abgerissen und dort neu gebaut werden. Danach sollte das gegenüberliegende Brauereihauptgebäude, das unter Denkmalschutz steht, entkernt und komplett saniert werden. Doch der Bürgerentscheid und die anschließenden Aktivitäten Schilhabels und ihrer Mitstreiter machten alle Planungen zu Makulatur. Solange sich bei der Flaschenabfüllerei nichts tat, gab es auch für das Hauptgebäude keinerlei Planungen von Seiten des Eigentümers.

Im vergangenen Jahr kam dann jedoch das endgültige Aus für die Gaststätte und den Traditionsbiergarten. Eine gewerbliche Nutzung dort hielt Kayser-Eichberg für "nicht darstellbar". Der Eigentümer verwies darauf, dass sich kein geeigneter Pächter finde, um die Gaststätte weiterzuführen. Zudem sei Dachau ein schwieriges Pflaster, da seit Jahren auch der traditionreiche Hörhammerbräu in der Altstadt leer stehe. Die Stadträte waren verärgert, fühlten sich gar hinters Licht geführt. Um guten Willen zu zeigen, versprach Kayser-Eichberg sogar, den Biergarten der Stadt zu schenken. Das Geschenk werde man gerne annehmen, meinte Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) und kündigte an, einen Bürgerbiergarten eröffnen zu wollen.

Nun scheint der Abriss der Flaschenabfüllerei juristisch möglich zu sein. Doch mittlerweile macht sich nicht nur Schilhabels Bürgerinitiative "Rettet den Schlossberg" für den Erhalt stark. Auch die Initiative "Rettet die Bäume" hat sich mit Schilhabels Aktivitäten solidarisiert. Schilhabel appelliert in einem Schreiben zudem an ihre Stadtratskollegen, für den Erhalt der Flaschenabfüllerei einzutreten: "Herr Kayser-Eichberg, der zu den reichsten und einflussreichsten Geschäftsleuten in Bayern gehört, wird es finanziell überleben, wenn Sie ihm nicht die Abrissgenehmigung erteilen." Auch die Grünen machen sich in einem Antrag von Mai 2012 für den Erhalt des Ensembles stark. Viel Diskussionsstoff also.

Die Bauausschuss-Sitzung findet am Dienstag, 18. Juni, 14.40 Uhr, im Alten Sitzungssaal des Rathauses, Konrad-Adenauer-Straße 2-6 statt.

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