First Responder aus Pfaffenhofen :Wettlauf mit der Zeit

Großeinsatz

Rettungshubschrauber leisten oft schnelle und wertvolle Hilfe. Die First Responder sind ebenfalls sehr schnell am Einsatzort.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Helfer des First-Responder-Dienstes in Pfaffenhofen sind innerhalb weniger Minuten am Einsatzort - oft schneller als Notarzt und Rettungsdienst

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen an der Glonn

Die freiwilligen Helfer des First-Responder-Dienstes in Pfaffenhofen an der Glonn leisten in Notfällen blitzschnelle Hilfe. Das geht aus den Einsatzstatistiken des Dienstes hervor, die Bürgermeister Helmut Zech (CSU) in der ersten Gemeinderatssitzung des neuen Jahres vorgestellt hat. Demnach hatten die Helfer mehr Einsätze in den Nachbargemeinden Egenhofen und Oberschweinbach als in Pfaffenhofen selbst. Zech will die Nachbargemeinden deshalb um eine Kostenbeteiligung bitten.

Johannes Rupp, 27, der Leiter der Pfaffenhofener Freiwilligen-Gruppe, erläuterte die Einsatzstatistiken im Gespräch mit der SZ Dachau. "Wir erfassen bei jedem unserer Einsätze, wann wir ankommen, und wann die lizenzierten öffentlichen Rettungsdienste eintreffen." Etwa ein Notarzt oder auch ein Rettungshubschrauber. Die Pfaffenhofener "First Responder" - eine alternative Bezeichnung für "Helfer vor Ort" - werden ebenso von der Rettungsleitstelle in Fürstenfeldbruck informiert wie der Notarzt, die Feuerwehr oder ein Rettungsdienst. Die räumliche Nähe der First Responder ermögliche es, dass die Helfer schnell am Einsatzort sind, erläutert Rupp.

"Wir rücken durchschnittlich zwei Minuten nach der Alarmierung aus", so der Einsatzleiter. Sobald die First Responder am Einsatzort angekommen sind, lassen sie die Stoppuhr laufen. Bei fast einem Viertel der Fälle sind sie acht bis elf Minuten früher bei der Person, die Hilfe benötigt, als der Notarzt oder ein Rettungsdienst. Bei rund 37 Prozent der Einsätze trafen die Pfaffenhofener Helferinnen und Helfer sogar zwischen elf und 15 Minuten eher ein als die professionellen Kollegen. Auch die Fälle, in denen ein Notarzt oder Rettungsdienst mehr als eine Viertelstunde später eintrafen, seien nicht selten. "Das therapiefreie Intervall werde dadurch entscheidend verkürzt, so der First Responder.

Rupp ist als Nothelfer ein Profi. Er arbeitet als Rettungssanitäter bei der Münchner Aicher Group, die auch den Dienst in Rupps Heimatgemeinde organisiert. Derzeit wird er gerade zum Notfallsanitäter ausgebildet, die höchste nicht ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Eine weitere Zahl ist Rupp ebenfalls wichtig: Von 5880 möglichen Stunden war der Dienst an 5670 Stunden verfügbar, deckte also rund 96 Prozent der Zeit seit Anfang Mai 2019 ab, als die First Responder ihren Dienst aufnahmen. In Pfaffenhofen an der Glonn sind derzeit zwölf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aktiv.

Bürgermeister Helmut Zech (CSU) stellte beim ersten Gemeinderatstreffen des neuen Jahres die Einsatzstatistiken des Pfaffenhofener First-Responder-Dienstes vor, der im Mai des vergangenen Jahres seinen Betrieb aufgenommen hat. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer - die andernorts als "Helfer vor Ort" (HvO) bekannt sind - wurden bis zum 31. Dezember in 179 Notfällen gerufen. Bei knapp 24 Prozent der Fälle waren sie in einem Zeitfenster von acht bis elf Minuten an ihrem Zielort, bei rund vierzig Prozent der Einsätze benötigten sie etwas länger und leisteten spätestens nach 15 Minuten Hilfe.

Die prozentuale Verteilung der Einsatzorte löste im Gemeinderat ein Raunen aus: Denn in Pfaffenhofen erbrachten die First Responder mit 16,8 Prozent nur einen kleinen Bruchteil ihrer oft lebensrettenden Leistungen. Deutlich häufiger fuhren sie in die Nachbargemeinden Egenhofen (39,1 Prozent) und Oberschweinbach (24 Prozent), beide Kommunen liegen im Landkreis Fürstenfeldbruck. Immerhin 15 Prozent ihrer Einsätze führten die Pfaffenhofener Ersthelfer nach Odelzhausen. Zech hatte vor der Einführung des Dienstes bei den Nachbarn angefragt und um eine Kofinanzierung gebeten. Sowohl Odelzhausen wie Egenhofen lehnten damals ab. Dass es die Pfaffenhofener bis nach Oberschweinbach verschlagen würde, damit hatte vorab niemand gerechnet.

Die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn hatte für die Einrichtung des Dienstes einmalig 17 500 Euro investiert, den laufenden Betrieb unterstützt sie mit einem monatlichen Zuschuss von 300 Euro. Zech wird nun die Nachbarkommunen erneut anschreiben und um eine Kostenbeteiligung bitten. Der Dienst wird von der Münchner Aicher Group organisiert.

Der Rathauschef bedankte sich bei den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern: "Ihr Engagement ist enorm und verdient eine große Anerkennung. Auch der Aicher Group ist für die Einrichtung und den Betrieb dieses Dienstes ausdrücklich zu danken."

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