Feuerwerk und Böllerei:Aufräumen

Feuerwerk und Böllerei: Die Verkäufer Friederike Triebkorn und Thomas Aurich beobachten, dass der Trend "vom bloßen Krach hin zur Optik" geht. Raketenbatterien sind beliebt.

Die Verkäufer Friederike Triebkorn und Thomas Aurich beobachten, dass der Trend "vom bloßen Krach hin zur Optik" geht. Raketenbatterien sind beliebt.

(Foto: Toni Heigl)

Das neue Jahr beginnt für die Mitarbeiter der Bauhöfe mit einer Großputzaktion, sobald alle Feiernden in ihren Betten liegen. Etwa 1,5 Tonnen Müll müssen nach Silvester entsorgt werden

Von Thomas Altvater, Dachau

Es ist ein bildlicher Ausdruck des Katers am Neujahrstag. Wenn sich der Nebel aus Schwarzpulver gelichtet hat, wird Jahr für Jahr am Klagenfurter-Platz in Dachau Süd, in der Altstadt, am Ernst-Reuter-Platz in Dachau Ost oder am Bahnhof sichtbar, welche Spuren die Silvesternacht hinterlassen hat. Die Straßen sind rot gefärbt von den explodierten Böllern, auf den Gehwegen liegen ausgebrannte Raketenbatterien sowie letzte Reste der Feuerwerksraketen. "Das alles ist höchst betrüblich", sagt Ariane Jungwirth, stellvertretende Leiterin des städtischen Bauamts. Denn so sehr das Silvesterfeuerwerk vielen Dachauern Freude bereitet, so wenige räumen hinterher auf.

"Ungefähr 1,5 Tonnen Silvestermüll fallen im Stadtgebiet jedes Jahr an", sagt Jungwirth. In München waren es im vergangenen Jahr nahezu 60 Tonnen. Die Zahlen würden in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau stagnieren, erklärt Jungwirth. Wolfgang Keller vom Bauhof in Karlsfeld sagt hingegen: "Die Tendenz geht hier eher nach oben." Klar ist: Es muss sauber gemacht werden.

Für die Mitarbeiter der Bauhofs beginnt die Arbeit, wenn die letzten Diskotheken schließen. Bis zum Kirchenbeginn um neun Uhr müsse "das Gröbste" aufgeräumt sein, sagt Jungwirth. Insgesamt sechs Mitarbeiter des Dachauer und fünf des Karlsfelder Bauhofs sind am Neujahrstag im Einsatz, von fünf Uhr morgens an, um leere Sektflaschen, Glasscherben, Böller und Raketenbatterien wegzukehren.

Besonders schädlich ist jedoch der Müll, der für das menschliche Auge unsichtbar bleibt. 4500 Tonnen Feinstaub gelangen durch das Silvesterfeuerwerk innerhalb weniger Stunden in die Atmosphäre. All die Partikel, die dann durch die Luft gewirbelt werden, entsprechen ungefähr 15 Prozent der jedes Jahr im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubmenge und machen zwei Prozent der gesamten jährlichen Feinstaubemissionen aus. Diskutiert werden deshalb immer wieder Verbote des Feuerwerks, gerade in den Innenstädten, wo die Luft besonders belastet ist. Zuletzt sprach sich die Deutsche Umwelthilfe für ein solches Verbot aus. In einigen bayerischen Städten ist ein Feuerwerksverbot bereits voll oder auch nur teilweise umgesetzt worden. Den Kommunen geht es hier weniger um den Umwelt-, als viel mehr um den Brandschutz historischer Gebäude. So auch auf dem Dachauer Schlossplatz, wo ein Feuerwerk seit vielen Jahren untersagt ist.

Der Umweltbelastung zum Trotz bleiben die Umsätze der Pyrotechnikindustrie vor Silvester konstant hoch. Drei Tage lang dürfen die Böller, Raketen und Batterien laut Gesetzt verkauft werden. Insgesamt geben die Deutschen jedes Jahr mehr als 130 Millionen Euro für ihr Silvesterfeuerwerk aus. "Der Trend geht weg vom bloßen Krach und hin zur Optik", sagt Thomas Aurich, Marktleiter eines Baumarkts im Gewerbegebiet Dachau-Ost. Besonders beliebt seien deshalb seit mehreren Jahren die sogenannten Raketenbatterien, erklärt Aurich. Wenig Aufwand, viel Ertrag, 214 Schuss in 130 Sekunden; bis zu 180 Euro können die Kunden für das teuerste Modell einer solchen Batterie ausgeben. Und doch merkt Aurich, dass sich die immer wiederkehrende Diskussion über die hohe Feinstaubbelastung des Feuerwerks auf das Verhalten seiner Kunden auswirkt: "Man konnte hier in den vergangenen Jahren schon eine gewisse Zurückhaltung beobachten."

Leidtragende des Silvesterfeuerwerks sind oftmals Haustiere. An keinem anderen Tag im Jahr würden so viele Tiere entlaufen, wie am Neujahrstag, erklärt der Tierschutzverein Tasso, der Europas größtes Haustierregister betreibt. Die grellen Lichter, der laute Krach, all das würde die Haustiere erschrecken. Der Verein empfiehlt deshalb, den Lärm auszusperren und eigene Ruhezonen für die Tiere einzurichten.

Und auch wenn an Silvester sicherlich der Spaß überwiegt, sollten dennoch einige Dinge beachtet werden. Grundsätzlich darf die Kraft der Böller und Raketen nicht unterschätzen werden. Deshalb sollte immer ein Abstand zu den abbrennenden Feuerwerkskörper gehalten werden. Gerade nicht zugelassene Feuerwerkskörper aus dem Ausland bergen unkalkulierbare Risiken.

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