Feuerwehrvorsitzender Fichtl:"Eines der schönsten Gefühle überhaupt"

Stefan Fichtl, Vorsitzender des Dachauer Feuerwehrvereins, wirbt für das Ehrenamt. Die Dankbarkeit von Menschen in der Not entschädigt für den enormen Einsatz

Interview von Maximilian Böttcher

Stefan Fichtl ist Steuerberater. Seit 24 Jahren ist er Mitglied beim Verein der Freiwilligen Feuerwehr Dachau und seit zwei Jahren deren Vorsitzender. Und in dieser Eigenschaft ist er auch für den gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres zuständig, den stets legendären Feuerwehrball. Er findet an diesem Samstag, 18. Februar, statt. Eine gute Gelegenheit, mal wieder über die Feuerwehr und ihre Bedeutung zu sprechen. Der Ball ist zwar ausverkauft, aber an diesem Freitag werden zurückgegebene Karten im Thomahaus um 19 Uhr verkauft.

SZ: Wie genau sieht denn die Tätigkeit des Vereins aus?

Stefan Fichtl: Gerade mit dem Feuerwehrball diesen Samstag im Ludwig-Thoma-Haus haben wir viel zu tun. Hier muss man aber zwischen den unterschiedlichen Mitgliedern unterscheiden. Die Passiven kümmern sich um die Organisation, dazu gehören zum Beispiel die Planung des Feuerwehrballs, des Kinderfaschings, der Vereinsausflüge und noch einiges mehr. Wir stellen sozusagen die gesellschaftliche Seite der Freiwilligen Feuerwehr dar. Auf der anderen Seite stehen die Mitglieder im aktiven "Löschen, bergen, retten, schützen" - Dienst. Aber natürlich gehen wir immer Hand in Hand.

Brand auf MD-Gelände

Das Bild wurde beim einem Großeinsatz auf dem historischen MD-Areal an der Ludwig-Thoma-Straße aufgenommen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Sie suchen zur Zeit händeringend neue Lageräume für den Verein.

Für unseren Feuerwehrball brauchen wir immer sehr viel Dekoration und die will irgendwo eingelagert sein. Sie reich von unseren eigenen Bars, über diverse Elektrogeräte bis hin zu jeder Menge Material. Für den Ball rücken wir immer mit zwei Lastwagen voller Dekoration beim Ludwig-Thoma-Haus an. Den Mietvertrag für den alten Stadl, in dem wir die Sachen derzeit lagern, hat die Stadt aber leider aufgekündigt. Das Grundstück soll anderweitig genutzt werden. Deswegen brauchen wir bis Ende Mai unbedingt mindestens 100 Quadratmeter trockene Lagerflächen. Es ist gar nicht so einfach, heutzutage etwas Passendes und Bezahlbares zu finden.

Aber die Fasching ist nicht Hauptaufgabe des Vereins.

Besonders in letzter Zeit ist das Bewusstsein, für die Arbeit die wir leisten, in der Gesellschaft zurückgegangen. Die meisten wissen gar nicht mehr, dass die ganzen Feuerwehrleute hier ehrenamtlich arbeiten. Für viele ist es selbstverständlich, dass wir zur Verfügung stehen. Das möchten wir ändern. Die Gesellschaft sollte sich ihrer Ehrenamtlichen wieder bewusst werden.

Wie steht die Dachauer Feuerwehr denn derzeit allgemein so da?

Feuerwehrvorsitzender Fichtl: Steuerberater Stefan Fichtl führt den Dachauer Feuerwehrverein und ist nicht nur wegen des Faschingsballs dabei. Er ist überzeugt vom Sinn des Ehrenamts.

Steuerberater Stefan Fichtl führt den Dachauer Feuerwehrverein und ist nicht nur wegen des Faschingsballs dabei. Er ist überzeugt vom Sinn des Ehrenamts.

(Foto: Feuerwehr)

Wir können nicht klagen, aber es dürfte noch besser sein. Der Verein hat knapp 500 Mitglieder, davon befinden sich gute 100 im aktiven Dienst. Hinzu kommen die Passiven, die Jugendfeuerwehr, die fördernden Mitglieder und ein Ehrenmitglied.

Ist es schwierig, Beruf und freiwilliges Engagement unter einen Hut zu bringen?

Das ist ganz unterschiedlich. An sich ist der Arbeitgeber ja verpflichtet einen Feuerwehrmann für den Einsatz freizustellen. Dafür wird ihm auch eine Entschädigung gezahlt. Aber natürlich ist es trotzdem schwierig, wenn ein wichtiger Mitarbeiter des Betriebs mehrmals in der Woche zu einem Einsatz gerufen wird. Da muss man sich dann auch als Berufstätiger fragen, wo man seine Prioritäten setzt.

Wie sieht es beim Nachwuchs aus?

Wir betreiben intensive Jugendarbeit, aber es wird auch nicht leichter. Am schwierigsten ist es, Jugendliche langfristig zu halten. Sobald neue Faktoren, wie zum Beispiel eine feste Beziehung, in deren Leben treten, haben viele andere Dinge im Kopf. Umso ländlicher die Region umso größer ist noch der Zusammenhalt in den Vereinen. In einer Stadt wie Dachau mit fast 50 000 Einwohnern geht das ehrenamtliche Engagement zusehends verloren.

Warum sollte man zur Feuerwehr gehen?

Es ist eine tolle Aufgabe, und man lernt etwas fürs Leben. Außerdem gehört es einfach dazu, seinen Teil zur Gesellschaft beizutragen, sonst funktioniert sie nicht. Und wenn man bei einem Einsatz in der Not helfen kann, erlebt man Dankbarkeit. Das ist eines der schönsten Gefühle überhaupt.

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