Festzug zur Kapelle:Gelebte Tradition

Festzug zur Kapelle: Graf Georg von Hundt hat die Kapelle in ein Kleinod verwandelt.

Graf Georg von Hundt hat die Kapelle in ein Kleinod verwandelt.

(Foto: Toni Heigl)

Lauterbach feiert die Glockenweihe mit Dorffest

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Seit 1707 hat es keinen offiziellen Bischofsbesuch in Lauterbach mehr gegeben. Doch am vergangenen Sonntag hat sich das geändert. Weihbischof Bernhard Haßlberger ist eigens zur Glockenweihe gekommen. Er kennt jedoch Lauterbach und die Lauterbacher längst. Als junger Kaplan in Dachau sei er öfter hier gewesen, sagt er bei der Begrüßung der vielen, vielen Dorfbewohner, die sich im Schlosshof eingefunden haben. Schon lange vor der feierlichen Messe haben sie die neue, alte Kapelle besichtigt, die Glocken bestaunt, das Spiel der beiden Fahnen bewundert, die sich im sanften Wind an der Schlossfassade wiegen. Sie haben sich einen Platz auf den Bänken gesichert und halten die filmreife Szenerie auf unzähligen Smartphone-Fotos fest.

Die Fahnen sind an diesem strahlenden Morgen mit seinem makellosen blassblauen Herbsthimmel so etwas wie die Visitenkarte des Festtags: Eine zeigt das von Hundt'sche Wappen, die andere leuchtet in den Kirchenfarben Weiß-Gelb. Graf Georg von Hundt hat die Kapelle mit viel Aufwand - und mit Unterstützung der öffentlichen Hand - von einer Rumpelkammer in ein Kleinod verwandelt sowie die beiden neuen Glocken gestiftet. Diese stehen nun vor dem Altar, den ein kostbares Reliquiar und ein wertvoller Kelch schmücken. Sie waren lange Zeit in die Lauterbacher Pfarrkirche ausgelagert und kehren nun in die Schlosskapelle zurück. "Schod drum", sagt Gemeindepfarrer Albert Hack mit leichtem Bedauern.

Die Glocken selbst sind liebevoll mit Blumenkränzen dekoriert, erinnern an Zeiten, in denen sie nicht nur zur Messe läuteten, sondern Uhren und Alarmsirenen ersetzten. Hätten sie Augen und Ohren, würden sie nun das Spiel der Blaskapelle Sittenbach hören, den bunten Festzug mit den Fahnenabordnungen, den geistlichen und weltlichen Würdenträgern sehen - und sich fragen, was das Ganze soll. Darauf gäbe es nur eine Antwort: Hier wird Tradition gelebt. Ohne Firlefanz und Schnickschnack, aber mit bodenständiger Selbstverständlichkeit. Das macht den Gottesdienst mit seinen alten Kirchenliedern und die Glockenweihe so berührend - auch wenn so mancher stöhnt, weil es mittlerweile sommerlich warm wird. Da sind Dirndl und Trachtenjanker nicht das optimale Outfit. Doch wie es guter Brauch ist, folgt nach der Nahrung für die Seele die für den Leib. Weißwürste und ein Bier sind der Abschluss eines Sonntagvormittags der bayerische Lebensart in ihrer schönsten Ausprägung.

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