Faschingswochenende:Fantastische und politische Narren

Zehntausende feiern auf dem Rathausplatz in Dachau und bei den Faschingsumzügen in Vierkirchen, Markt Indersdorf und Petershausen

Von Maximilian Kießl

Batman, Spiderman, die Panzerknacker, Piraten und die seit dem Volksbegehren zum Artenschutz in Bayern omnipräsenten Bienen, sie alle und noch viel mehr Besucher mit ausgefallenen Kostümen tummeln sich am Sonntag entlang der Strecke des Faschingsumzugs in Markt Indersdorf. Weit mehr als zehntausend Menschen sind laut Schätzung der Polizei gekommen - der Indersdorfer Umzug ist der größte am Wochenende. Nicht nur zogen 55 fantasievoll geschmückte Wagen durch den Ort, einzelne Faschingswagen beeindruckten schon durch ihre schiere Größe. Dabei waren zahlreiche unterschiedliche Motive zu finden - von Piratenschiffen und einem Walpurgiswagen, gefüllt mit Hexen und Teufeln, über einen Pharaonenthron bis hin zu einem riesigen Legogefährt war vieles geboten.

Etliche der Wagen wurden von Unimogs gezogen. Traktoren hätten vor der Größe und dem Gewicht der Wagen wohl kapitulieren müssen. Entsprechend schwer tut sich die Blaskapelle der Indersdorfer Musikanten an der Spitze mit den Lautsprecherboxen der Partywagen mitzuhalten. Das Faschingstreiben verläuft weitgehend friedlich, Kinder und Erwachsene genießen die Gaudi, und auch das Wetter spielt mit. Abgesehen von einer Spitze gegen das von Ministerpräsident Markus Söder geplante Raumfahrtprogramm "Bavaria One" ist der Indersdorfer Faschingsumzug wenig politisch.

Faschingswochenende: Bundeskanzlerin Merkel in ihrem neuen Regierungsflieger beim Vierkirchner Umzug.

Bundeskanzlerin Merkel in ihrem neuen Regierungsflieger beim Vierkirchner Umzug.

(Foto: Toni Heigl)

Ganz anders dagegen der Fasching in Petershausen. Weniger Wagen, aber - der Tradition folgend - mehr Politik. Die Teilnehmer des Umzugs kritisieren Verschwendung von Steuergeld, ein Wagen gibt kreative Antworten auf die finanzielle Situation der Gemeinde, eine andere Gruppe widmete sich dem Klimawandel und der Klimapolitik - in Form eines radfahrenden Eisbären und der CO2-Jahresbilanz Petershausens als Aufdruck, um die Bürger zur Nutzung weniger klimaschädlicher Transportmittel zu animieren. Die Petershausener Kapelle, als Emojis verkleidet, hat es viel leichter als ihr Indersdorfer Pendant, sich zu Gehör zu bringen. Auch dieser Umzug verlief ohne Zwischenfälle, bis zum Abend meldete die Polizeiinspektion keine negativen Vorkommnisse.

Am Samstag bereits fand der Faschingsumzug in Vierkirchen statt, mit 36 zum Teil überdimensionierten Faschingswagen zog der Gaudiwurm durch den Ort mit gut 2000 Zugteilnehmern und geschätzt zweitausend Zuschauern. Auf dem Platz vor dem Dachauer Rathaus in der Altstadt hatten am Samstag ausgelassen etwa dreitausend Faschingsfans aus der ganzen Region gefeiert. Die Veranstaltung von Stadt Dachau und Radio Gong 96.3 verlief insgesamt friedlich und ohne besondere Vorkommnisse, wie Kulturamtsleiter Tobias Schneider mitteilte. Die Partygäste hatten sich schon längst verlaufen, als die Anwohner am Karlsberg am späten Abend von Polizeisirenen aufgeschreckt wurden. Drei Polizeiwagen und ein Krankenwagen rasten zu der Shisha Bar am Karlsberg. Unter Jugendlichen, die zuvor beim Faschingstreiben gewesen waren, war es zu einer Prügelei gekommen.

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